Lebensdaten
1808 – 1865
Geburtsort
Schongau Kanton Luzern
Sterbeort
Luzern
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Stiftspropst in Luzern
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116957204 | OGND | VIAF: 777367
Namensvarianten
  • Leu, Joseph Burkard
  • Leu, Burkard
  • Leu, Joseph Burkard
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Zitierweise

Leu, Burkard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116957204.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jost (1747–1822), aus Günikon, Landwirt in Sch.;
    M Katharina Arnold (1768–1838) aus Schlierbach;
    N Burkard (1835–1911), Eisenbahn-Ing., Geometer, Mitgl. d. Gr. Rats in Bern 1887-1907, seit 1899 Präs. d. christkath. Gem. Luzern, Eduard Herzog (1841–1924), seit 1874 erster Bischof d. christkath. Kirche d. Schweiz.

  • Biographie

    L. besuchte 1824-29 das Gymnasium in Luzern. Hier begegnete er dem aufgeschlossenen Franziskaner P. Grégoire Girard, der 1827 als Lehrer der Philosophie nach Luzern berufen worden war. Mit einem staatlichen Stipendium und von liberalen Luzerner Politikern wie Josef Karl Amrhyn und Eduard Pfyffer gefördert, studierte er anschließend Theologie in Tübingen. Beeinflußt wurde L. dort vor allem von Johann Adam Möhler und Johann Baptist Hirscher. Nach dem Staatsexamen 1832 erhielt er ein Stipendium für ein weiteres Studienjahr an der Univ. Berlin. Im Herbst 1833 wurde er kurz nach Empfang der Priesterweihe als Professor an die theol. Lehranstalt in Luzern berufen. Hier lehrte er zunächst Dogmatik, Apologetik, Patristik und Symbolik, später vor allem Kirchengeschichte. 1845-47 mußte er seinen Lehrstuhl an die Jesuiten abtreten. Seit 1851 erteilte er auch Religionsunterricht am Lyzeum. 1845 wurde er Mitglied im Erziehungsrat, dem er seit 1862 als Vizepräsident angehörte. 1864 wurde er Präsident der Studiendirektion. Kirchliche Würden wurden ihm mit der Wahl zum Propst am Stift St. Leodegar in Luzern (1851) und der Ernennung zum nichtresidierenden Domherrn des Bistums Basel (1857) verliehen. Bei den Bischofswahlen im Bistum Basel 1854 und 1863 war er jeweils Hauptkandidat der Diözesanstände, unterlag aber im Domsenat beide Male deutlich.

    Geprägt vom Aufbruch des Liberalismus in Luzern und vom Geist der Tübinger Schule, bemühte sich L. sein Leben lang um die Versöhnung von Christentum und Zeitgeist. Während der leidenschaftlichen kirchenpolitischen Auseinandersetzungen vertrat er nachdrücklich eine liberale, aber kirchentreue Position. Er setzte sich für ein korporatives Verhältnis zwischen Kirche und Staat ein und wandte sich gegen antikirchliche Radikale ebenso wie gegen röm. Absolutisten.

    Als Schüler der deutschen Theologie war L. auch ein Gegner der Spätscholastik und der sie vertretenden Jesuiten, deren Berufung nach Luzern (1845) er heftig bekämpfte. – L. prägte das Erziehungswesen des Kantons zwei Jahrzehnte lang wesentlich mit und vermochte in mancher kritischen Stunde vor und nach dem Sonderbundskrieg Bande aufrechtzuerhalten zwischen Lagern, die völlig auseinanderzubrechen drohten. Neben vielen Stellungnahmen zu Tagesfragen in verschiedenen Zeitungen und zwei theolog. Lehrbüchern hinterließ L. mehrere charakteristische Streitschriften. Eine davon, die „Warnungen vor Neuerungen und Übertreibungen in der kath. Kirche Deutschlands“, wurde kurze Zeit nach ihrem Erscheinen 1853 indiziert. L. hatte darin die Dogmatisierung der Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariens als unnötig bezeichnet, weil er davon eine Übertreibung der Marienverehrung befürchtete. Diese Warnung wurde ein Jahr vor Verkündigung des Dogmas von der römischen Indexkongregation nicht mehr geduldet.

  • Werke

    Btr. z. Würdigung d. Jesuitenordens, Nebst einer noch ungedr. Gesch. u. Beurteilung d. Jesuiten v. Dr. Joh. Adam Möhler, 1840;
    Beurteilung d. Gutachtens betr. d. Übergabe d. höheren Lehranstalt d. Kt. Luzern an d. Ges. Jesu, 1842;
    Allg. Theol., enthalten d. Enz. u. Apologetik, 1848;
    Die Jesuiten in Luzern, wie sie kamen, wirkten u. gingen, 1848 (unter Ps. Josef Imhof);
    Lehrb. d. speziellen Dogmatik, 1864.

  • Literatur

    ADB 18;
    (F. Fleury), Einige Bemerkungen üb. Sr. Gnaden Hw. Herrn Propst L. sel. in pol. Beziehung, 1865 (Abdr. aus d. Luzerner Nachrr.);
    J. I. Rölly, J. B. L., Nekr. im Verz. d. Studierenden d. Kantonsschule zu Luzern, 1864/65, S. 27 ff.;
    X. Herzog, Geistl. Ehrentempel, od. Pyramide d. Unsterblichkeit, d. ist Lebensbeschr. etwelcher Geistlicher aus d. kath. Luzernerbiet, IV, 1866, S. 143 ff.;
    E. Herzog, Stiftspropst J. B. L. u. d. Dogma v. 1854, 1904;
    Anton Müller, Presse u. Publizistik im Kt. Luzern 1831–41, Diss. Fribourg 1945 (ungedr.);
    F. Strobel, Die Jesuiten u. d. Schweiz im XIX. Jh., Ein Btr. z. Entstehungsgesch. d. Schweizer. Bundesstaates, 1954;
    F. Glauser, Der Kt. Solothurn u. d. Badener Art., Diss. Fribourg 1960/61;
    J. Lortz, Gesch. d. Kirche in ideengeschichtl. Betrachtung II, 211964;
    G. Wüest, J. B. L., Propst im Hof u. Prof. d. Theol. in Luzern, Ein „liberaler Geistlicher“, 1974 (vollst. W-Verz., L).

  • Porträts

    Gem. (Luzern, Propstei zu St. Leodegar), Abb. in: N. Lustenberger, Bll. d. Erinnerung … J. B. L., 1865.

  • Autor/in

    Guido Wüest
  • Zitierweise

    Wüest, Guido, "Leu, Burkard" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 361-362 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116957204.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Leu: Joseph Burkard L., katholischer Theologe, geb. zu Schongau im Kanton Luzern am 30. März 1808, zu Luzern am 22. Januar 1865. Nachdem er die Oymnasialstudien zu Luzern absolvirt hatte, studirte er, durch ein Staatsstipendium unterstützt, 1828—31 zu Tübingen Theologie und ging dann in Folge einer Weisung der Luzerner Regierung behufs weiterer philosophischer und philologischer Ausbildung (mit Bernhard Meyer, dem späteren Staatsschreiber von Luzern und österreichischen Ministerialrath) nach Berlin, wo er auch Neander und Schleiermacher hörte. 1833 wurde er zum Priester geweiht und von der Luzerner Regierung zum Professor der Dogmatik und Apologetik an der theologischer Lehranstalt zu Luzern ernannt, 1840 auch zum Chorherrn an dem Stift St. Leodegar im Hof. Entschieden gläubig und katholisch, dabei aber liberal gesinnt, wirkte er gegen die beabsichtigte Berufung der Jesuiten nach Luzern. Er veröffentlichte 1840 „Beitrag zur Würdigung des Jesuiten-Ordens. Nebst einer noch ungedruckten Geschichte und Beurtheilung der Jesuiten von Dr. Joh. Adam Möhler“ (aus dessen Collegienheft vom J. 1831). Er war, auch seit 1844 ein fleißiger Mitarbeiter an dem „Luzerner Volksblatt"; von der von I. A. Fischer herausgegebenen Kirchenzeitung hatte er sich wegen ihrer radicalen Tendenz bald zurückgezogen. — Nach der Berufung der Jesuiten wurde L. von der Regierung als Professor entlassen. 1846 aber zum Mitgliede des kantonalen Erziehungsrathes gewählt; er gehörte diesem, anfangs als das einzige liberale Mitglied, bis zu seinem Tode an, in den letzten Jahren als Vicepräsident. Nach der Vertreibung der Jesuiten wurde er 1848 als Professor, jetzt für Kirchengeschichte reactivirt, und bekleidete dieses Lehramt bis zu seinem Tode; von 1853 an hielt er auch die Religionsvorträge am Lyceum. 1857 wurde er infulirter Propst des Stiftes im Hof. Er war auch nichtresidirender Domherr des Bisthums Basel; bei den Bischosswahlen im J. 1854 und 1863 stand er auf der Candidatenliste. Im J. 1848 veröffentlichte L. unter dem Namen „Joseph Imhof“ die Broschüre „Die Jesuiten in Luzern, wie sie kamen, wirkten und gingen“, 1853 „ Papst Clemens XIV. und die Jesuiten“ (Auszug aus dem größeren Werke von A. Theiner) und „Warnung vor Neuerungen und Uebertreibungen in der katholischen Kirche Deutschlands“. Diese letztere sehr interessante Broschüre wurde alsbald (14. Febr. 1854) in Rom auf den Index gesetzt und L. unterwarf sich diesem Urtheil. 1861 erschien „Luquet (päpstlicher|Nuncius in Luzern im J. 1848) über die kirchlichen Zustände in der Schweiz in seiner Zuschrift an Pius IX. Aus dem Französischen übersetzt von J. B. L.“ Außer diesen kleineren Schriften hat L. noch zwei größere wissenschaftliche Werke geschrieben: „Allgemeine Theologie, enthaltend die theologische Encyklopädie und Apologetik", 1848, und „Lehrbuch der speciellen katholischen Dogmatik“, 1864, serner „Gieb Rechenschaft von deinem Glauben. Religionsvorträge für Studirende an Lyceen und oberen Gymnasien und jeden gebildeten Christen“, 1855 und zwei Bände Predigten, 1865. L. war einer der gebildetsten und ehrenwerthesten katholischen Geistlichen, welche die Schweiz in diesem Jahrhundert gehabt, und als Lehrer der Theologie hat er sich ein dankbares Andenken vieler Schüler gesichert. — Der in Möhler's „Gesammelten Schriften“, II. 253, abgedruckte Brief „An einen jungen schweizerischen Theologen“ (über die Verhältnisse und Zustände der katholischen Schweiz, vom Jahre 1836) ist an L. gerichtet.

    • Literatur

      Nekrolog im Luzerner Tageblatt, 1865, Nr. 25, 27—32. Blätter der Erinnerung an J. B. Leu aus der Trauerfeier der Studirenden, 1865.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Leu, Burkard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 466-467 unter Leu, Joseph Burkard [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116957204.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA