Lebensdaten
1818 – 1885
Geburtsort
Meppen
Sterbeort
Prenzlau
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118998447 | OGND | VIAF: 54465525
Namensvarianten
  • Lepel, Bernhard von
  • Lepel, B. von
  • Lepel, Georg Friedrich Gustav Bernhard

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Zitierweise

Lepel, Bernhard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998447.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1783–1847), hannov. Oberstlt., S d. Bernhard, preuß. Premierlt., dann Forstmeister, u. d. Catharina v. Schütz;
    M Sophie (1796–1823), T d. Karl Gustav Samuel v. Bilow, auf Grischow, schwed. Major, u. d. Friederike v. Lepel;
    Ov Wilhelm Gf. (s. Einl.);
    - Gützkow 1847 ( 1873) Hedwig (1827–93), T d. Franz v. Lepel (1803–77), auf Wieck, preuß. Hauptm., Mitgl. d. Herrenhauses, u. d. Mathilde Rodbertus, 2) Berlin 1873 Anna (1834–99), T d. Ludwig Christoph v. Heydebreck (1797–1859), preuß. Kammergerichtsrat, u. d. Josefine Hofmann;
    2 S aus 1).

  • Biographie

    Kindheit und Jugend L.s, der im Alter von 4 Jahren die Mutter verlor, wurden durch die Lebensweise des Vaters geprägt, der nach hannov. Kriegsdienst 1819 den Abschied nahm. L. besuchte 1825/26 das Gymnasium in Stralsund. Ein Jahr später übersiedelte er nach Mannheim. 1828 begleitete er den Vater auf einer Reise nach Rom, wo schon früh der Wunsch geweckt wurde, Maler zu werden. Fluchtversuche vor der Autorität des Vaters (1832 in Mannheim, 1835 in Berlin) waren für diesen Anlaß, L. in das Pädagogium in Züllichau zu schicken und ihn mit 18 Jahren zu bestimmen, in das Kaiser Franz Garde-Rgt. einzutreten. Gleichwohl versuchte sich L. weiter künstlerisch, zunächst als Maler, dann als Schriftsteller. 1839 gründete er in Berlin einen Platen-Club und wurde schon im Dezember desselben Jahres Mitglied im Berliner literarischen Sonntagsverein „Tunnel über der Spree“; sein Poetenname dort war Schenckendorf. Der Kasernenhof, dann der Club führten ihn mit dem ein Jahr jüngeren Fontane zusammen. Zwischen beiden entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Die gesellschaftlichen Beziehungen des militärischen Vorgesetzten L. eröffneten Fontane einen Lebensbereich, durch den er vielfach Anregung für sein Werk erhielt. Epigonal und dilettantisch blieb L.s eigene Dichtung. Gedichte, in denen er die Erlebnisse einer Rom-Reise von 1840 darstellte (Lieder aus Rom, 1846), fanden allerdings Beifall im „Tunnel“, besonders bei Geibel und Strachwitz. 1848 nahm L. als Offizier seinen Abschied und versuchte sich weiter als Schriftsteller, wohlgeachtet in den Berliner Literatenzirkeln, dem „Tunnel“, dem „Sahne-Tunnel, Rütli'“, dem Kreis mit Damen „Ellora“ und im Hause Fanny Lewalds, die er auf einer 3. Italienreise 1846 kennengelernt hatte. L. galt als der Dichter freundschaftlicher und patriotischer Gelegenheiten. Gerühmt wurden seine formal perfekten Gedichte „An [A. v.] Humboldt“ (1847) und „An König Friedrich Wilhelm IV.“ (1848); Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichten seine Werke, seine vaterländischen Geschichtsbilder waren lange Zeit preuß. Schullektüre. In Feldzügen (1850/51, 1866) reaktiviert, leistete L. schließlich im Bezirkskommando Berlin Bürodienst. Er starb als Major a. D. und Chef der 3. Provinzial-Invaliden-Kompanie in Prenzlau.

    In die Literaturgeschichte ist L. als fördernder Freund Fontanes eingegangen, der ihm u. a. in seinen Erinnerungen „Von Zwanzig bis Dreißig“ (1898) ein Denkmal gesetzt hat. Vergessen sind seine eigenen schriftstellerischen Arbeiten. L.s Leben und Werk weisen jedoch charakteristische Züge eines Künstlerdaseins in der Mitte des 19. Jh. auf: fühlte er sich einerseits durch Herkunft und Neigung an Preußen gebunden, so empfand er andererseits ein Künstlertum in der Nachfolge Platens als Selbstbefreiung. „Der Zeiten Ungunst hat L. gehindert, das zu werden, was er werden konnte“, schrieb Fontane. Dies macht besonders seine Korrespondenz mit Fontane deutlich, in der seine Menschlichkeit und sein Witz jenseits des Lebens als Offizier hervortreten.

  • Werke

    Weitere W Zauberin Kirke, Humoreske, 1850;
    König Herodes, Trauerspiel, 1860 (Uraufführung 1858, 3mal gespielt);
    Gedichte, 1866. - Briefe:
    Vierzig Jahre, B. v. L. an Th. Fontane, Briefe v. 1843–83, hrsg. v. E. A. v. Arnim, 1910;
    Th. Fontane u. B. v. L., Ein Freundschafts-Briefwechsel, hrsg. v. J. Petersen, 2 Bde., 1940 (P).

  • Literatur

    ADB 51;
    F. Poppenberg, Th. Fontane u. B. v. L., in: Die Grenzboten, 69, 1910, H. 15, S. 54-60;
    M. Riehemann, B. v. L., s. Leben u. s. Dichtungen, Diss. Münster 1925;
    E. Kohler, Die Balladendichtung im Berliner Tunnel üb. d. Spree. 1940;
    G. Fischer, Der Verfall d. Gehaltes d. held. Ballade v. Strachwitz u. Fontane zu d. Epigonen, Diss. München 1956 (ungedr.);
    J. Krueger, Fanny Lewalds Bekenntnis z. „Weltanschauung d. Realität“, Zu e. Brief Fanny Lewalds an B. v. L., in: Fontane-Bll. 4, 1979, H. 5, S. 392-99.

  • Porträts

    Federzeichnung v. A. Menzel, Abb. in GHdA 45, u. b. v. Arnim, s. W;
    ebd. Phot.;
    Zeichnung v. H. Blomberg, 1854, Abb. b. J. Petersen, s. W.

  • Autor/in

    Gerhard Hay
  • Zitierweise

    Hay, Gerhard, "Lepel, Bernhard von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998447.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lepel: Bernhard von L., ein geachteter Lyriker, wurde am 27. Mai 1818 zu Meppen im Hannöverschen geboren. Sein Vater, aus Pommern stammend, war zur Kriegszeit 1813—15 in hannöverschen Diensten gewesen, hatte 1819 den Abschied genommen und ein Landgut auf der Insel Rügen bezogen. Dort verlebte der Sohn seine erste Jugend, erfuhr aber auch den ersten Schmerz, als er, vier Jahre alt, seine Mutter durch den Tod verlor. Als dann bald nachher der Vater zum Besuch seines Bruders, des Adjutanten vom Prinzen Heinrich von Preußen, nach Rom reiste, wurde der Sohn einem Landpfarrer zur Fürsorge anvertraut. Der Vater wählte nach seiner Rückkehr Stralsund zum Wohnorte und hier besuchte der Sohn etwa durch Jahresfrist 1825—26 das Gymnasium. Im folgenden Jahre fand die Uebersiedlung nach Mannheim statt, von wo aus der Sohn den Vater 1828 auf einer abermaligen Reise nach Rom begleiten durfte. Die in Italien empfangenen Eindrücke wirkten bestimmend für seine Lebensrichtung. In Mannheim erwachte in dem Knaben der Wunsch, Maler zu werden, und dieser Gedanke ließ ihn auch in den folgenden Jahren nicht los, ohne ihn indeß zur Ausführung bringen zu können, da er sich mit den Wünschen des Vaters nicht deckte. Gleichwol gestattete dieser, daß der Sohn neben dem Lyceum auch das Atelier des Directors der Gemäldegalerie besuchen durfte. Seine Leidenschaft für die Kunst hatte (1832) eine schmerzliche Katastrophe, die Flucht aus dem Elternhause, zur Folge, und da sich dieselbe in Berlin, wohin der Vater 1833 übergesiedelt war, wiederholte (1835), so brachte dieser, um ihn von den seine Vorliebe nährenden Eindrücken der großen Stadt fern zu halten, ihn auf das Pädagogium in Züllichau. Der Aufenthalt Hierselbst wirkte nun freilich auch nicht in dem erwarteten Sinne, und so wurde L. mit 18 Jahren dem Soldatenstande zugeführt. Hatte er geglaubt, nebenher seinen künstlerischen Neigungen nachgehen zu können, so mußte er bald erkennen, daß die neuen Verhältnisse die Erreichung einer höheren Stufe als die eines Dilettanten nicht gestatteten. Indessen hatte er auf der Schule schon, neben Zeichenstift und Pinsel, die Feder zu führen versucht, und da ihm die eine Muse hartnäckig ihre Gunst zu versagen schien, bewarb er sich um die Gunst der andern. Es gelang ihm, um das Jahr 1839 einen Verein von Mitstrebenden zu stiften, in welchem auch Th. Fontane eintrat; bald wurde er auch Mitglied des von Saphir gegründeten Berliner „Sonntagsvereins“ ("Tunnel") und suchte durch schöngeistige Bestrebungen und Arbeiten die Oede des Kasernenlebens zu paralysiren. Im J. 1840 weilte L. wieder zum Besuch seiner Tante in Rom. Das Wiederbetreten der Plätze, die er schon in seiner Kindheit geschaut, warf manche Ausbeute für ihn ab, und fast alle Veröffentlichungen der nächsten Jahre bezogen sich auf diese Reise. Eine Auswahl seiner durch den Aufenthalt in Italien entstandenen Gedichte stellte L., nachdem sie den Beifall eines Geibel und Strachwitz gefunden, unter dem Titel „Lieder aus Rom“ (1846) zusammen. Von 1844 ab studirte L. drei Jahre auf der Berliner Kriegsakademie und benutzte während dieser Zeit (1846) einen sechsmonatlichen Urlaub zu einem erneuten Besuch der Tante in Rom, mit der er nach Sicilien reiste. Dann folgte ein Aufenthalt in Sorrento. Erinnerungen an diese Reise enthalten seine später erschienenen „Gedichte“ (1866). Im J. 1848 nahm er an dem Feldzuge in Schleswig theil, schied nach Beendigung desselben aus dem Militärdienst und wohnte einige Jahre auf dem unweit von Berlin gelegenen Gute seines (1847 verstorbenen) Vaters. Hier entstanden seine heiteren Reime „Die Zauberin Kirke“ (1850) und mehrere Dramen, deren eines „König Herodes“ (1860) im J. 1857 in Berlin zur Aufführung gelangte. Vorübergehend trat L. bei der Mobilmachung 1850—51 und während des Feldzugs|von 1866 in den activen Dienst zurück. Während des letzteren führte er eine Ersatzcompagnie. Später wurde er im Bureaudienst, beim Bezirkscommando in Berlin, beschäftigt und nachmals mit dem Charakter eines Hauptmanns Chef der Provinzial-Invalidencompagnie in Prenzlau. Dort starb er als Major a. D. am 17. Mai 1885.

    „Edle Formenschönheit, Wärme, Wahrheit und Schwung der Empfindung und Gedankentiefe, besonders in den Oden, worin sein Genius am schönsten funkelt und strahlt, sind hervorragende poetische Eigenschaften Lepel's. Hauptsächlich nach Platen gebildet, handhabt er das Gepräge der alten Kunstform mit Meisterschaft. Eine der köstlichsten Edelfrüchte, die er in der goldenen Schale formreiner Rhythmen geboten, ist die Ode 'An Humboldt' (1847); der Dichter versenkt sich in das große Naturleben in kosmologischen Betrachtungen von plastischer Gedankenrundung im Geiste des großen Naturforschers." Seine „Gedichte“ (1866) zeugen von dem Ernste des Dichters um die Kunst. Die Sammlung ist nicht sehr umfangreich, was wol der Strenge des Dichters gegen sich selbst beizumessen ist, aber desto reicher ist sie in der Mannichfaltigkeit der Stoffe und der Formen, desto reicher in der gedankenvollen Behandlung derselben. In den „Bildern und Balladen“ dieser Sammlung, die sich durch Einfachheit und Correctheit des Ausdrucks auszeichnen, spiegelt sich jede beste Empfindung des Menschenherzens, während die lyrischen Dichtungen sich durch die Anmuth der Form auszeichnen, die gleich gelungen ist, ob der Dichter die Terzinen, die Ghaselen, das Sonett oder die einfache Liedstrophe wählte.

    • Literatur

      Ignaz Hub, Deutschlands Balladen- u. Romanzendichter, 3. Bd., 1873, S. 354. — Heinrich Kurz, Litteraturgeschichte, 4. Bd., S. 241. — Emil Kneschke, Deutsche Lyriker seit 1850. 5. Aufl. 1883, S. 484.

  • Autor/in

    Franz Brümmer.
  • Zitierweise

    Brümmer, Franz, "Lepel, Bernhard von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 658-659 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998447.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA