Lebensdaten
1851 – 1928
Geburtsort
Emmerich
Sterbeort
Dortmund
Beruf/Funktion
Zeitungsverleger ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118571591 | OGND | VIAF: 37708600
Namensvarianten
  • Lensing, Lambert
  • Lensing, L.
  • Lensing, Lamberth

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Zitierweise

Lensing, Lambert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571591.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Wilhelm (1806–80), Tabakpflanzer u. -makler, Stadtverordneter in E., Mitgl. d. Provinziallandtags, aus einer um 1800 aus Anholt in E. zugewanderten Fam.;
    M Joh. Aleydis (1813–75), T d. Henricus Reintjes;
    B Heinrich (1838–1900), Buchhändler;
    - 1877 Wanda Helene Rittweger (1857–1943);
    1 S, 5 T, u. a. Lambert (1889–1965), Verleger, CDU-Politiker (s. Rhdb., P);
    E Florian L.-Wolff (* 1930), Leiter d. Verlags.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des kath. Gymnasiums in Emmerich kam L. 1874 nach Dortmund, wo er in die Buchhandlung seines Bruders eintrat. Die Fa. Gebr. Lensing nahm sich der seit längerem vergebens betriebenen Pläne eines kath. Preßkomitees an und gründete zum 21.12.1875 das Zentrumsorgan „Tremonia“. Zunächst als Wochenblatt herausgegeben, erreichte die „Tremonia“ bald 3 000 Abonnenten und erschien seit dem 1.4.1876 täglich. Im Reichstagswahlkampf 1877 trat L. zum ersten Mal als Redner auf. Als verantwortlicher Redakteur zog er sich durch sein Engagement zahlreiche Gegner zu und erhielt auch mehrere Strafen. Er schrieb für das Blatt viele „Wochenrundschauen“. Seit dem Erlaß des Sozialistengesetzes machte sich die „Tremonia“ zur Sprecherin der Bergarbeiterschaft. 1881 faßte L. 10 kath. Männervereinigungen Dortmunds zusammen und wurde Vorsitzender des neuen „Verbandes der kath. Vereine Dortmunds“. Ihre größte Bewährungsprobe erlebte die „Tremonia“ im Bergarbeiterstreik vom Mai 1889. L. gelang es, ein Gespräch zwischen Bergwerksdirektoren und Arbeitervertretern in der Redaktion der „Tremonia“ herbeizuführen, aus dem sich dann der Vorschlag ergab, eine gemeinsame Delegation nach Berlin zum Kaiser zu schicken und dessen Vermittlung anzurufen.

    Der Dortmunder Stadtverordneten-Versammlung gehörte L. seit 1891 als Zentrumsabgeordneter 34 Jahre lang an. 1919 wurde er stellvertretender Stadtverordneten-Vorsteher und in dieser Eigenschaft später in den Reichsrat berufen. In der kath. Presseorganisation war L. seit 1878 führend tätig, zunächst als Gründungsmitglied des Augustinus-Vereins zur Pflege der kath. Presse und seit 1890 im „Volksverein für das kath. Deutschland“. Es ging ihm darum, die Verbindung zwischen politischer Zentrumspartei und kath. Vereinsbewegung zu gewährleisten. Als scharfem Gegner der Sozialdemokratie kam es ihm darauf an, die kath. Arbeiterschaft der Kirche zu erhalten. Der Volksverein war 1914 mit 805 000 Mitgliedern die stärkste politische Organisation neben der SPD. Vor diesem Hintergrund ist die erfolgreiche Entwicklung der „Tremonia“ zu verstehen, die 1894-1906 eine zweimal täglich erscheinende Dortmunder Stadtausgabe hatte und samstags sogar viermal erschien. 1909 war die Auflage auf 35 000 Exemplare gestiegen, 1915 auf 45 000. Ihre Verbreitung ging bis 1925 auf 36 000 zurück. 1919 war L. an der Neuorganisation der Zentrumspartei führend beteiligt, ebenso an der kommunalpolitischen Vereinigung der Zentrumspartei, in deren Vorstand er gewählt wurde.

    1920 gründete er die Montags-Sportzeitung „Sport vom Sonntag“. Während der franz. Besetzung des Ruhrgebiets wurde die „Tremonia“ am 13.3.1923 verboten, der Sohn L.s einen Monat später festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt, vor allem, weil dieser in Bochum eine gegen die Besatzungsmacht gerichtete Zeitung „Ruhrpost“ herausgebracht hatte. Seit dem 17.5.1923 konnte die „Tremonia“ wieder erscheinen, war aber vom 25. bis 29.3.1924 abermals wegen Beleidigung des franz. Marschalls Foch verboten. L. lebte in diesen Jahren in Ahaus, wo seine Familie seit 1920 eine Filialdruckerei betrieb, und führte im Herbst 1922 den Zusammenschluß münsterländ. Zentrumszeitungen zur „Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdeutschland GmbH“ (ZENO) herbei. Die Vereinigung umfaßte 13 Blätter und Verlage, deren Herstellungszentrale in Münster lag. Seit 1925 arbeitete die ZENO mit der Dortmunder „Tremonia“ zusammen,|L. stellte die gesamten ZENO-Zeitungen her. Bis 1945 wurde der Verlag von Lambert L. Junior weitergeführt, der dann seit 1948 die „Ruhr-Nachrichten“ herausgab. Heute wird das Unternehmen von Florian Lensing-Wolff geleitet.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Münster);
    Mitgl. im Vorstand d. Ver. dt. Zeitungsverleger;
    Ehrenmitgl. d. niederrhein.-westfäl. Zeitungsverleger-Ver.

  • Werke

    Der große Bergarbeiterstreik d. J, 1889 im Rhein.-Westfäl. Kohlenrevier, 1889;
    Zum 25j. Jubel-Fest d. Verbandes d. kath. Vereine Dtld.s, 1905;
    Die Zentrumspartei u. d. ersten Gemeindewahlen d. J. 1919, 1919.

  • Literatur

    K. Bachem, Vorgesch., Gesch. u. Pol. d. dt. Zentrumspartei, 1927-32;
    W. Kisky, Der Augustinusver. z. Pflege d. kath. Presse v. 1878-1928, 1928;
    M. R. Overhues-Lensing, Dr. h. c. L. L. z. s. 100. Geb.tag, 1951 (P);
    R. Großkopff, Die Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdtld. GmbH 1922–40, 1963;
    R. Morsey, Die dt. Zentrumspartei 1917–23, 1966;
    K, Koszyk, in: Dt. Presseverleger d. 18.-20. Jh., hrsg. v. H. D. Fischer, 1975, S. 240 ff.;
    R. Strauch, Die „Tremonia“ in Dortmund u. d. Verleger L., 1959 (Ms., Inst. f. Ztg.forschung d. Stadt Dortmund u. Verlag d. Ruhr-Nachrr.).

  • Autor/in

    Kurt Koszyk
  • Zitierweise

    Koszyk, Kurt, "Lensing, Lambert" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 217-218 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571591.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA