Lebensdaten
1907 – 1977
Geburtsort
Königswinter
Sterbeort
Königswinter
Beruf/Funktion
Autoräderfabrikant ; Techniker ; Erfinder
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136612059 | OGND | VIAF: 80926546
Namensvarianten
  • Lemmerz, Paul

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Zitierweise

Lemmerz, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136612059.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (s. 1);
    - Königswinter 1939 Marianne (* 1918), T d. Kaufm. Albert Giese u. d. Franziska Döhner;
    2 T, u. a. Renate (* 1944, Horst Kukwa, * 1943, Dipl.-Kaufm., persönl. haftender Gesellschafter d. Lemmerz-Werke KGaA).

  • Biographie

    L. trat mit dem Schulabschluß der Mittleren Reife 1924 in die Firma des Vaters ein, in|der er als einer von 45 Beschäftigten von der Pike auf zu lernen hatte. Er entwickelte sich zu einem geschickten und einfallsreichen Techniker; besonders interessierten ihn neue Formen von Fahrzeugrädern und deren Fertigungsverfahren. Seine erste Erfindung machte er 1930 in der Herstellung von Drahtspeichenrädern. Durch vereinfachten Zusammenbau und anschließendes Lichtbogenschweißen konnte er deren Preis senken. Die engl. Dunlop Wheels Co., in Konkurrenz mit Rudge Whitworth Ltd., dem größten Hersteller von Autorädern, liegend, kaufte daher das Patent. 1931 erfand L. das zweiteilige Scheibenrad, das einfach und billig zusammenzubauen war, weil er schwierige Sonderprofile und zahlreiche Kleinteile vermied. Mit dieser Lösung leitete die Firma seines Vaters den Siegeszug des Stahlblechrades ein. 1934 reiste er mit seinem Vater in die USA, um die dortigen Räderfabriken zu studieren, 1935 übertrug ihm sein Vater die technische Leitung des Betriebes. L. erhöhte rasch die Tagesleistung und beschäftigte 1939 schon 400 Personen. 1938 erfand er die Vierkantschüssel für Lkw-Räder. Mit ihr erreichte er eine flache, sehr einfache, dehnungsarme Preßform des Radkörpers, bei der er von der Vierkantronde ausgehen konnte und dadurch viel Material sparte. 1949 erfand L. die vierteilige Schrägschulterfelge für Lkw, die robuster war als die dreiteilige von Firestone. Ferner brachte er eine Breitbett feige für Traktoren heraus.

    Nach Kriegsende übernahm L. die Gesamtleitung der Firma und zeigte nun auch kaufmännische und unternehmerische Begabung. Zusammen mit Louis F. Schuler gründete er 1946 die Südrad GmbH in Ebersbach/Fils, um auch eine Räderfabrik in der amerikan. Zone zu haben. Nach der Währungsreform 1948 brachte er das Werk Königswinter voll zum Anlauf. Angeregt von zwei weiteren Reisen in die USA, schaffte er amerikan. Spezialmaschinen an, die die Fließbandfertigung der Räder beschleunigten. Als die Belieferung mit geeignetem Vormaterial mangelhaft blieb, baute L. 1955 ein eigenes Elektrostahl- und Walzwerk, in dem er Sonderstähle für seine Räder kochte und Breitflachstahl als direktes Vormaterial walzte. Hierdurch konnte er die 1953 von ihm selbst erfundene profillose Schrägschulterfelge für schlauchlose Bereifung in eigenem Preßverfahren aus Flachmaterial schneller fertigen. L. steigerte daneben den Bau eigener Werkzeuge und großer Sondermaschinen, z. B. Profilroll- und Entgratungsmaschinen sowie Spezialpressen. In seiner Räderfabrik verkürzten neue Fertigungsstraßen den Durchlauf des Materials, Galvanisierungs- und Beizanlagen entrosteten die Bleche, eine Röntgenanlage kontrollierte die Schweißnähte, technische und chemische Laboratorien prüften die Räder auf Qualität und Korrosionsfestigkeit. Ende der 50er Jahre wandte sich L. der Gründung von Tochtergesellschaften im Ausland zu. Aus Werken in Brasilien (Sao Paulo, 1959), Spanien (Manresa b. Barcelona, 1958), Mexico und Argentinien belieferte L. fast alle Fahrzeugfabriken der Welt mit Rädern oder vergab Lizenzen (Italien u. Österreich), so daß seine Gruppe in den 60er Jahren zum bedeutendsten Räderhersteller Europas wurde. 1964 erfand L. die abgestreckte Kaltprofilfelge, bei der er das Bett verbreiterte und dann in der Rollmaschine zur Schrägschulterfelge weiterverarbeitete. 1957/58 brachte er die nietlos genieteten Pkw-Räder ohne Punktschweißung heraus, von denen er 30 Mill. Stück herstellte. L. gehörte zu den wichtigsten Zulieferern der deutschen Automobilindustrie. Durch kompromißlose Spezialisierung auf Automobilräder gelangen ihm bedeutende Produktionssteigerungen.

    Als sozial denkender Unternehmer gründete L. eine Wohnungsbaugesellschaft, die 500 Werkswohnungen baute. Als einer der ersten führte er in seiner Firma die betriebliche Altersversorgung ein, dazu 1951 eine Gewinnbeteiligung für seine Belegschaft. Als Stadtrat seit 1952 stiftete er seiner Vaterstadt einen Sportplatz, ein Altenheim sowie ein Frei- und Hallenbad. Das Grundkapital seiner GmbH von 1 Mill. RM (1945) erhöhte er bis 1977 aus Gesellschaftsmitteln auf 100 Mill. DM. Zu dieser Zeit fertigten allein in Königswinter 2 750 Personen 10 Mill. Räder im Jahr. 1977 übernahm L.s Schwiegersohn Horst Kukwa die Leitung des Unternehmens und wandelte es in eine KG auf Aktien um.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Königswinter (1957).

  • Werke

    DRP 587 355 v. 1930 (Herstellung v. Drahtspeichenrädern), 573 263 v. 1931 (Fahrzeugrad m. Radscheibe u. Felgenboden aus einem Stück), 758 769 v. 1938 (Vierkantschüssel f. Lkw-Scheibenrad), 884 001 v. 1949 (vierteil. Schrägschulterfelge), 939 205 v. 1953 (Preßverf. z. Herstellung v. Felgen aus Flachmaterial) 1 012 199 v. 1955 (Schrägschulterfelge f. schlauchlose Bereifung), 1 302 979 v. 1964 (abgestreckte Kaltprofilfelge), DAS 1 064 463 u. 1 1 071 032 v. 1957/58 (Nietlosnietung v. Pkw-Rädern ohne Punktschweißung).

  • Literatur

    Echo d. Siebengebirges 85, 1951, Nr. 38;
    Kfz-Betrieb 62, 1972, H. 4, S. 56 (P);
    K.-G. Jagdt, Europas größte Autoräderfabrik, in: Gen.anz.|Bonn v. 3.6.1976, S. VI;
    P. L. zum Gedenken, 1977 (P);
    Gummibereifung 1972, Nr. 3, S. 100 (P);
    G. Dynewski, Lemmerz-Firmenschrift, 1979 (P). - Mitt. d. Fam. u. v. Dr.-Ing. Hans Falkenreck.

  • Porträts

    Gem. v. W. Stucke, 1968 (im Bes. d. Firma).

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Lemmerz, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 189-191 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136612059.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA