Lebensdaten
1631 – 1711
Sterbeort
Stockholm
Beruf/Funktion
Maler ; Radierer ; Zeichner ; Künstler ; Grafiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 102571929 | OGND | VIAF: 2741808
Namensvarianten
  • Lemke, Johann Philip
  • Lemke, Hans Philip
  • Lemke, Philipp
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Zitierweise

Lemke, Philipp, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102571929.html [05.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Kürschner, Feldwebel d. Bürgerwehr in N.

  • Biographie

    Die Auskünfte über den Lebenslauf L.s sind knapp. Für die Zeit vor seiner Ankunft in Schweden (1683) muß man sich auf die Angaben von Sandrart, Doppelmayr und Nagel verlassen. Demnach fing L. bei Georg Strauch in Nürnberg als Lehrling an, danach ging er zu Evert Decker in Hamburg. Nach dem Tod Deckers setzte L., ebenfalls in Hamburg, die Werkstatt des Schlachtenmalers Joh. Matthias Weyer fort. Zwischen 1649 und 1651 findet man ihn bei Jacob de Wet d. Ä. in Haarlem. Von dem Aufenthalt in Holland sind einige Radierungen und Zeichnungen erhalten. Danach arbeitete L. wieder bei Strauch in Nürnberg. 1653 reiste er nach Rom und bildete sich dort als Schlachtenmaler weiter. L.s künstlerische Tätigkeit vor 1683 ist hauptsächlich durch das reichliche Zeichnungsmaterial in den schwed. öffentlichen Sammlungen bekannt. Aus der ersten Zeit in Rom gibt es Zeichnungen von antiken Denkmälern und Ansichten von Rom und seinen Umgebungen. Sie sind in einer konventionellen Lavier- oder Kreidetechnik ausgeführt. L. entwickelte sich in diesen Jahren zu einem fähigen Zeichner|und wurde von dem Schlachtenmaler Jacques Courtois stark beeinflußt. Das zeigt sich nicht nur im Aufbau der Kompositionen, sondern auch im dynamischen Ausdruck seiner Reitertreffen und Jagdschilderungen. L. war auch in Venedig tätig. Es ist möglich, daß er Gelegenheit hatte, den venezian. Truppen im Krieg gegen die Türken zu folgen. Die Zeichnungen hierzu vermitteln den Eindruck von Momentaufnahmen. Der venezian. Einfluß zeigt sich in den Hintergrundlandschaften, die Züge von Tizian und Domenico Campagnola aufweisen. Auch von den Radierungen Antonio Tempestas wurde L. deutlich beeinflußt.

    1673-83 lebte L. wieder in Nürnberg. Von hier wurde er nach Schweden gerufen. Im Schloß Drottningholm malte er 20 größere und 4 kleinere Schilderungen von den Schlachten der Könige Karl X. Gustaf und Karl XI. Der künstlerische Leiter dieses Auftrages war der Generalquartiermeister Erik Dahlberg, der an vielen der Schlachten, die L. malen sollte, selbst teilgenommen hatte. L. war durch die Vorschriften Dahlbergs streng gebunden. Seine Aufgabe war größtenteils, Dahlbergs Angaben in Farbe zu übersetzen. Trotz dieser künstlerischen Begrenzung gehören die Schlachtenbilder in Schloß Drottningholm zu den bedeutendsten Werken des schwed. Barocks, schon durch ihre einzigartige Stellung in der schwed. Kunst. Mit dem Tod Karl XII. und Schwedens Niedergang als Großmacht hörte auch das Interesse an Schlachtenmalerei auf. Deswegen hat L. keinen direkten Einfluß auf die schwed. Kunst gehabt. Doch hat er zur Herausbildung des Geschmacks Bedeutendes beigetragen. Die letzten Lebensjahre L.s waren verbittert, da die schwed. Staatskasse ihre Zahlungen meist hinauszögerte und L. dadurch in materielle Not geriet.

  • Werke

    u. a. Zeichnungen: Berlin, Staatl. Mus. Stiftung Preuß. Kulturbes., Kupf.kab. (4);
    Göteborg, Konstmuseet;
    Kiel, Kupf.kab. (Bauer mit 2 Sattelpferden);
    München, Staatl. Graph. Slg. (Reiterszene 1665);
    Stockholm, Nat.mus. (etwa 270);
    Zürich, Kunsthaus. - Gemälde:
    Die Siege Karls X. Gustav, 2 Supraporten (Drottningholm, Obere Gal.);
    Die Heldentaten Karl XI. (ebd., Niedere Gal.);
    Karl X. Gustav in d. Schlacht b. Warschau (Gripsholm, Staatl. Porträtslg.);
    4 Schlachtenbilder (Hermannstadt, Brukenthalsches Mus.);
    2 Reitergefechte (Würzburg, Univ.).

  • Literatur

    J. v. Sandrart, Teutsche Ac, 1675, Ausg. Peltzer, 1927;
    J. G. Doppelmayr, Hist. Nachr. v. d. Nürnberg. … Künstlern, 1720;
    C. G. Tessin, En gammal mans bref till en ung Printz, 1785, S. 75;
    A. Bredius, Het schetzboek van Jacob de Wet, in: Oud Holland 37, 1919, S. 215-22;
    O. Granberg, Ett och annat om bataljmålaren L., in: Nat.musei årsbok 1922, S. 29-82;
    C. Benedikt, J. Ph. L., in: Cicerone, 1922, S. 731-35;
    W. Nisser, En skissbok av J. Ph. L. i Rydboholmssamlingen, in: Konstvetenskapliga essayer och studier tillägnade A. Hahr, 1928, S. 91-102;
    ders., Bataljmålningarna i Carl X Gustafs och Carl XI: s Gallerier på Drottningholm, 1929;
    O. Cederlöf, Bataljskildringar i karolinsk konst, in: Karolinska förbundets årsbok 1955, S. 17-71;
    P. Bjurström. German Drawings, 1972;
    B. Magnusson, Svenska tecknare, 1600-talet, 1980;
    Nordisk familjebok, 1912;
    Svenskt konstnärlex. III, 1957;
    ThB.

  • Porträts

    Gem. v. G. E. Schröder (Stockholm, Kunstak.).

  • Autor/in

    Jan af Burén
  • Zitierweise

    Burén, Jan af, "Lemke, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 186-187 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102571929.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA