Lebensdaten
1843 – 1921
Geburtsort
Jauernig (Österreichisch-Schlesien)
Sterbeort
Katharein (Österreichisch-Schlesien)
Beruf/Funktion
Ethnologe ; Naturforscher
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116851570 | OGND | VIAF: 40140432
Namensvarianten
  • Leder, Hans
  • Leder, Khaans
  • Лэдэр, Хаанс

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Leder, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116851570.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    L. besuchte das deutsche Gymnasium und bis 1863 die Realschule in Troppau. Das Studium an der Bergakademie Leoben unterbrach er aus familiären Gründen. Sein starker Hang nach fernen unerforschten Ländern führte ihn 1867-72 nach Algerien, in das Atlasgebirge und in die Sahara, wo er hauptsächlich mit der Entdeckung neuer Käferarten erfolgreich war. Nach wissenschaftlicher Vorbereitung durch E. Reitter folgte 1875-77 eine Reise in den Kaukasus, wo er eine Reihe bisher unbekannter Insektenarten entdeckte, deren wissenschaftliche Bezeichnungen den Beinamen „Lederi“ erhielten. Nach mehreren Kaukasusreisen war L. 1882-88 in der deutschen Kaukasussiedlung Helenendorf b. Jelisabetpol ansässig, von wo aus er ausgedehnte Streifzüge unternahm, die die Aufnahme der Faunaformation sowie andere naturwissenschaftliche und darüber hinaus ethnologische Beobachtungen zum Ziel hatten. Seit 1888 lebte er in Mödling b. Wien, wo er mit Reitter die kaukas. Sammlungen bearbeitete. 1891 wurde L. im Auftrage des Präsidenten der russ.|geographischen Gesellschaft nach der Mongolei gesandt, um Insekten zu sammeln. Von Irkutsk aus durchforschte er das Sajan-Gebirge, von Ulan Bator aus zog er mit einer Karawane in das unbegangene Landesinnere. Er blieb lange im Kloster Erdeni-dzu (im Zentrum des mongol. Reiches Dschingis-Khans), in dessen Umkreis er auf die Ruinen der alten Hauptstadt der Uiguren stieß, ausgedehnte, inzwischen gänzlich verfallene Bewässerungsanlagen erkannte und beschriftete Steine auffand. L. kann als eigentlicher Entdecker dieser Ruinenstätten gelten. In den lamaistischen Klöstern konnte er den Tscham-Tänzen (religiöse Mysterienspiele maskentragender Mönche) beiwohnen und diese beschreiben. Er legte größere ethnographische Sammlungen aus der Mongolei für das Museum für Völkerkunde in Wien an, die im dortigen Sammlungsinventar 1898, 1899 und 1906 nachgewiesen sind und mehrmals in Sonderausstellungen gezeigt wurden. In seinen späteren Jahren entwickelte sich der Naturforscher L. mehr und mehr zu einem Sammler lamaistischer Kulturobjekte. Nach seinem letzten Aufenthalt in der Mongolei während des Russ.-Japan. Krieges lebte er in seiner Heimat.

  • Werke

    u. a. Das geheimnisvolle Tibet, 1909;
    Über alte Grabstätten in Sibirien u. d. Mongolei, in: Mitt. d. Anthropolog. Ges. in Wien 25, 1895, S. 9-16;
    Im Lande d. Lamas, in: M.bll. d. wiss. Club in Wien 16, 1895, S. 36-42;
    Eine Sommerreise in d. nördl. Mongolei im J. 1892, in: Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. in Wien 37, 1894, S. 26-57, 85-118;
    Reise an d. Oberen Orchon u. zu d. Ruinen v. Karakorum, ebd., 1894, S. 407-36.

  • Literatur

    A. Kettner, Ehrenhalle f. d. pol. Bez. Freiwaldau, 1904 (W-Verz.);
    J. Adam, Ein Schlesier, Entdecker d. Residenz d. Dschingis-Chan, in: Sudeten-Rdsch. v. 16.11.1927;
    R. Bleichsteiner, Die Gelbe Kirche, 1937;
    Sudetendt. Ztg. v. 13.7.1962;
    L. Jisl, H. L., e. vergessener Reisender, in: Abhh. u. Berr. d. Staatl. Mus. f. Völkerkde., Dresden, 22, 1963, S. 25-52 (W-Verz.);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Hans Manndorff
  • Zitierweise

    Manndorff, Hans, "Leder, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 39-40 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116851570.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA