Lebensdaten
1869 – 1945
Geburtsort
Norden (Ostfriesland)
Sterbeort
Berlin-Zehlendorf
Beruf/Funktion
Chemiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136255329 | OGND | VIAF: 80632074
Namensvarianten
  • Landmann, Wilhelm

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Zitierweise

Landmann, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136255329.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1826–87), Fabr. in N., Teilh. d. Nordener Eisenhütte, S d. Kaufm. Ernst in Lünen u. d. Wilhelmina Gockel;
    M Charlotte (1834–1901), T d. Kaufm. Christoph Ibrügger in Gütersloh u. d. Christine Helene Elfers;
    Ur-Gvv Friedrich Gokkel (1774–1845), Land- u. Gastwirt, 1827 Mitbegr. d. Westfalia-Eisenhütte, Teilh. bis 1837;
    B Gustav (* 1860), Ministerialrat im Reichsarbeitsmin.; - ledig.

  • Biographie

    L. studierte nach dem Abitur (1889) Chemie, Hüttenkunde und Maschinenbau an der Univ. Breslau, 1890-92 an der TH Stuttgart, absolvierte dann bis 1893 ein Praktikum bei der Fürstl. Stolberg. Hütte in Ilsenburg (Harz), setzte sein Studium an der TH und der Bergakademie Berlin fort und schloß es 1895 als Ingenieur-Chemiker ab. Im gleichen Jahr trat er als Laborchemiker bei der Westfäl.-Anhalt. Sprengstoff-Actien-Gesellschaft (WASAG) in deren erste Fabrik in Coswig/Elbe ein, wo Grundchemikalien wie Schwefel- und Salpetersäure sowie Glyzerin hergestellt wurden. Die WASAG war 1891 als Konkurrenzunternehmen zum Nobel-Trust von dem Chemiker Max Bielefeldt unter Beteiligung u. a. von H. Stinnes, H. v. Gahlend. Ä. , G. u. R. Poensgen, E. u. G. Waldthausen u. E. Kleine mit einem Kapital von 1,2 Mill. Mark gegründet worden. Bielefeldt, der zuvor bei der Kölner Dynamitfabrik (Werk der Deutschen Sprengstoff-AG) tätig gewesen war, wandte sich zunächst der Herstellung und Entwicklung ziviler Sprengstoffe wie z. B. des Sicherheitssprengstoffes Westfalit, und „unorganischen und organischen Nitroprodukten“ zu und wurde zum Generaldirektor und Alleinvorstand der WASAG (bis 1907; im Aufsichtsrat bis 1927) bestimmt, deren Hauptverwaltung sich seit 1895 in Wittenberg/Elbe, seit 1899 in Berlin befand. L. wurde sehr bald von Bielefeldt gefördert und auf leitende Funktionen vorbereitet; 1896 erfolgte seine Ernennung zum Betriebschemiker und stellv. Betriebsleiter für das Werk Reinsdorf, das seit 1894 neben Coswig gebaut worden war und Dynamit, Salpeter, Schießbaumwolle, Westfalit, Sprengsalpeter etc. herstellte. 1897 folgte die Ernennung zum Betriebsleiter von Reinsdorf und 1899 zum Direktionsassistenten unter gleichzeitiger Versetzung in die Hauptverwaltung und Erteilung der Prokura. 1907-36 war L. Generaldirektor und Gesamtleiter der WASAG als Nachfolger Bielefeldts. Dann gehörte er dem Aufsichtsrat der aus der WASAG 1942 ausgegliederten, als wirtschaftliche Schutzmaßnahme gegen ein ungünstiges Kriegsende neu gebildeten WASAG-Chemie an. 1941 bestimmte er sein Vermögen für die postume Gründung der nach ihm benannten Dr. W. L.-Stiftung (Arbeitsaufnahme 1954) zur Unterstützung bedürftiger Mitarbeiter der WASAG und WASAG-Chemie.

    L.s Leistungen liegen sowohl auf wirtschaftlich-technischem wie auf fachlichem Gebiet. Nach den Werken in Coswig und Reinsdorf entstanden unter seiner Führung weitere in Sythen b. Haltern/Westfalen (1895/98), Sinsen b. Recklinghausen, Urdorf b. Zürich (1923 stillgelegt) und Elsnig b. Dommitzsch/Torgau (Elbe). Die Zahl der Beschäftigten wuchs dabei unter Hinzunahme der später eingegliederten Betriebe von rd. 250 (1895) auf 1 500 (1914), erhöhte sich kriegsbedingt auf fast 12 000 und fiel 1925 auf rd. 4 000 ab, um nach 1933 erneut stark anzusteigen. Die von L. und seinem Stab an Chemikern, Feuerwerkern und Ingenieuren unablässig auf anwendungssicheres und wetterfesteres Verhalten hin entwickelten Sprengstoffe setzten sich – nach Einführung von Gelatine-Dynamit – mit einer neuen Generation von Nitrosprengstoffen zunehmend gegen das Gur-Dynamit Nobels durch, insbesondere als frost-, Schlagwetter- und kohlenstaubsichere oder raucharme Sprengstoffe; durch Hinzunahme von Schieß- und Kollodiumwolle, Zelluloid, Sprengkapseln und Zündern, Sport- und Jagdpulver sowie Superphosphat wurde eine noch ertragsreichere Produktebasis geschaffen. Eine zeitweise enorme Ausweitung der Produktion und Entwicklung fand auf dem militärischen Sektor der Spreng- und Treibstoffe, Munition und Pulverfüllungen etc. statt, nachdem bereits 1898 im Zusammenwirken mit Heer und Marine die Erprobung neuer Artilleriemunition auf eigenen Schießständen in Reinsdorf begonnen hatte. Hierbei entstanden schon vor dem 1. Weltkrieg die in der Waffengeschichte der Marineartillerie 1916 durch ihre Wirkung berühmt gewordenen panzerbrechenden Schiffsgranaten mit phlegmatisierter Pulverfüllung. Während beider Weltkriege herrschte die oft bis aufs äußerste, auch im Risiko forcierte Herstellung von Sprengstoffen und leichter wie schwerer Munition vor. L. standen um 1925 bereits 14 – von ihm geleitete – Laboratorien und Versuchsanstalten zur Verfügung, deren Arbeiten auch zur Weiterentwicklung der modernen zivilen Sprengstoffindustrie ganz entscheidend beigetragen haben. Bei Ende des 1. Weltkriegs wurde die WASAG durch den Vertrag von Versailles als einzige deutsche Munitionsfabrik zur Herstellung von Pulver, Munition und Sprengstoffen zugelassen, dagegen erfolgte am Ende des 2. Weltkriegs, noch zu Lebzeiten L.s, der totale Niedergang der WASAG, als sie 1945-53, unter Aufhebung der bisherigen Leitung, durch die „Alliierte IG-Farben-Kontrolle“ verwaltet wurde und durch Kriegseinwirkung und politische Neuordnung die Werke Coswig, Reinsdorf und Elsnig verlor. Das sich nach der „Entflechtung“ neu konstituierende Unternehmen|„WASAG-Chemie“ weist 3 Produkte-Gruppen auf: Sprengstoffe/Pulver/Nitrocellulose, Kunststoffe/Spielwaren (u. a. Fa. Trix und Schildkröt) und Düngemittel/Chemikalien. L.s Nachfolger waren O. Sarrazin und M. Matthias.|

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (Stuttgart 1928).

  • Literatur

    K. G. v. Recklinghausen, Stammbuch dt. Sippen, Bd. 2 (Fam. L. u. Ibrügger), 1937;
    O. Sarrazin, in: Zs. f. d. gesamte Schieß- u. Sprengstoffwesen 34, 1939;
    Festschr. WASAG, 1941;
    Explosivstoffe (WASAG-Chemie), 1961, ⁵1979 (Hrsg. R. Meyer);
    W. Fischer, WASAG 1891-1966, 1966 (P);
    Chem. Industrie 19, 1967, S. 39 f., 27, 1975, S. 429;
    Chemie-Labor-Betrieb 18, 1967, S. 292 f.;
    Rhdb.;
    Archiv Dr. W. L.-Stiftung, Essen 1.

  • Autor/in

    Heinz Walter
  • Zitierweise

    Walter, Heinz, "Landmann, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 504-506 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136255329.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA