Lebensdaten
1707 – 1787
Geburtsort
Wien
Sterbeort
T'ang-chia-hsiang bei Sung-kiang
Beruf/Funktion
Jesuit ; Chinamissionar
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121821404 | OGND | VIAF: 54327292
Namensvarianten
  • Nan Huai-jen Wo-te (chinesischer Name)
  • Laimbeckhoven, Gottfried Xaver von
  • Nan Huai-jen Wo-te (chinesischer Name)
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Laimbeckhoven, Gottfried Xaver von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121821404.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Ferdinand v. L. (österr. Adel 1718), Beamter, u. a. beim passau. Rentamt;
    M Elisabeth N. N.; Schwager Anton Thaddäus Vogt v. Summerau, kaiserl. wirkl. Hofkammerrat.

  • Biographie

    L. trat 1722 in die österr. Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu ein. Unmittelbar nach Empfang der Priesterweihe und nach Abschluß eines einjährigen Mathematikkurses, der als Vorbereitung auf seinen Einsatz am Kaiserhof zu Peking gedacht war, reiste L. im September 1735 von Wien über Genua nach Lissabon. Dort mußten sich auf Grund eines alten Vertrages mit der Röm. Kurie alle für den Fernen Osten bestimmten und daher dem „Padroado“ der Krone Portugals unterstehenden Missionare einschiffen. Obwohl engl. und franz. Schiffe für die Fahrt nach Kanton in der Regel nur 8 Monate brauchten, traf L., dessen Schiff im April 1736 in See gestochen war, erst im August 1738 in Macao ein. Nautisches Unvermögen war die Ursache, daß sich die Zwischenstationen in dem fieberverseuchten Mosambik und in Goa monatelang hinzogen.

    Als aus Peking gemeldet wurde, daß von den in Macao eingetroffenen Jesuiten nur ein Mathematiker aus der österr. Provinz an den Kaiserhof berufen werden konnte, ließ L. seinem Reisegenossen Augustin Haller v. Hallerstein als dem Älteren und Qualifizierteren den Vortritt. Er wollte lieber „unter den Heyden unser Heils-Gesatz predigen“ als einem „Heydnischen Kayser in enger Sclaverey dienen“. Während ein Mandarin die für den Hofdienst ausgewählten Jesuiten feierlich nach Peking geleitete, verließ L. heimlich Macao, um Christengemeinden zu betreuen, die sich vorwiegend aus armen Bauern und Fischern zusammensetzten; und zwar zunächst in der Provinz Hu-kuang (heute: Hunan und Hupei) und seit 1756, nach seiner Bestellung zum Bischof der Diözese Nanking, hauptsächlich in Honan. Da seit 1724, als Reaktion auf die päpstl. Verbote der chines. Riten, der Christliche Kultus nur noch in Peking toleriert wurde, mußte sich L. tagsüber, um nicht als Europäer erkannt zu werden, auf einem Hausboot versteckt halten und konnte seiner seelsorglichen Tätigkeit erst nach Einbruch der Dunkelheit nachgehen. L. verhielt sich so diskret, daß er trotz wiederholter blutiger Christenverfolgungen 46 Jahre hindurch unbehelligt blieb. Den größeren Teil seiner Diözese mit 30 000 Gläubigen, die Provinz Chiang-nan (heute: Anhui und Kiangsu), konnte er allerdings erst gegen Ende seines Lebens aufsuchen. Besonders bedrückend empfand L. die Querelen, die das Zusammenleben der Missionare belasteten. Als Ordensvisitator (1748–51) hatte er sich mit nationalen Animositäten herumzuschlagen. Eifersüchtig pochten die Franzosen als Abgesandte ihres Königs auf ihre Unabhängigkeit von der sog. chines. Vizeprovinz. Innerhalb dieser wiederum mißtrauten die zahlenmäßig dominierenden Portugiesen den „Ausländern“, d. h. den übrigen Patres, die meist aus der german. Assistenz stammten und ihnen wissenschaftlich überlegen waren. Hinzu kamen scharfe Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem portugies. Episkopat in Macao und Goa und der „Congregatio de Propaganda fide“ in Rom, deren Missionare sich dem „Padroado“ nicht verpflichtet fühlten. Schließlich hatte L. auch unmittelbar unter den Verfolgungen des Jesuitenordens zu leiden. 1761 sperrte ihm der Marquis von Pombal das Gehalt, auf das er als Bischof von Nanking Anspruch hatte. 1775 sollte L. die Auflösung des Ordens verkünden und durchführen. Dabei konnte er nicht verhindern, daß es wegen der Frage, ob das Ordensvermögen dem Hl. Stuhl, dem portugies. oder dem franz. König oder aber dem chines. Kaiser zufalle, zu einem „Schisma“ in Peking kam, in dessen Verlauf sich die Kontrahenten gegenseitig exkommunizierten und L. als Administrator der Diözese Peking abgelöst wurde.

    L.s Schicksal spiegelt sich auch in seinen Werken wider. 1740 waren drei Briefe, in denen er die Reise von Genua nach Macao schildert, als Buch erschienen. Sie vermitteln einen lebendigen Eindruck vom Niedergang der portugies. See- und Kolonialmacht, vom Sklavenhandel an der ostafrikan. Küste und von der beherrschenden Stellung der Holländer im Fernen Osten. Sie wurden zusammen mit 10 weiteren Schreiben auch in der deutschsprachigen Missionszeitschrift der Jesuiten 1748, 1755 und 1758 veröffentlicht. Diese Briefe stammen aus der Zeit vor der großen Verfolgung von 1746-48, die durch die Bulle „Ex quo singulari“ (1742) ausgelöst worden war. Adressaten sind seine Mutter, österr. Jesuiten und vor allem sein Schwager Anton Thaddäus Vogt von Sumerau. Erst lange nach Aufhebung des Ordens veröffentlichte Christoph Gottlieb v. Murr, ein Nürnberger Protestant, der die Verfolgung der Jesuiten als Unrecht anprangerte, noch einmal zwei Briefe an Exjesuiten in Portugal. Im ersten beklagt sich der greise L. über die Behandlung, die ihm die Regierung Pombal angedeihen ließ. Im zweiten schildert er das unkluge Verhalten von Missionaren, das die Verfolgung von 1784/85 und damit den endgültigen Ruin der Chinamission verursacht habe.

  • Werke

    Neue umständl. Reiss-Beschreibung R. P. Godefridi Laimbeckhoven d. Ges. Jesu v. Wien nach China abgeschickten Missionarii, darinnen dessen ungemein beschwär- u. gefährliche Schifffahrt v. Genua bis Macao …, 1740;
    J. Stöcklein, Neuer Welt-Bott, 1748 ff. (Nr. 554, 555, 590, 591, 592, 672, 676, 677, 678, 687, 689, 691, 698);
    Ch. G. v. Murr, Journal z. Kunstgesch. u. allg. Lit. 11, 1783, S. 193 ff.;
    ders., Neues Journal 1, 1799, S. 114 ff.

  • Literatur

    Sommervogel IV;
    Bibl. Missionum VII, Nr. 3247;
    O. Werner, P. G. L. SJ (1707–84), Ein Wiener, d. letzte Jesuitenbischof v. Peking, 1926 (Privatdr.);
    J. Krahl, China Missions in crisis, Bishop L. and his Times, in: Analecta Gregoriana 137, 1964;
    A. Huonder, Dt. Jesuitenmissionäre d. 17. u. 18. Jh., 1899;
    L. Pfister, Notices biographiques et bibliographiques sur les Jésuites de l'ancienne Mission de Chine, 1552–1773, II, 1934;
    W. Kratz, in: Archivum Historicum Societatis Jesu 5, 1936, S. 214;
    J. Dehergne, Répertoire des Jésuites de Chine de 1552 à 1800, 1973;
    Wurzbach 14, S. 21;
    Pogg. I;
    Kosch, Kath. Dtld. (L);
    LThK².

  • Autor/in

    Wolfgang Brunbauer
  • Zitierweise

    Brunbauer, Wolfgang, "Laimbeckhoven, Gottfried Xaver von" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 419-420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121821404.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA