Lebensdaten
1744 – 1816
Geburtsort
Niederwalluf (Rheingau)
Sterbeort
Aschaffenburg
Beruf/Funktion
mainzischer Staatsmann ; katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116311894 | OGND | VIAF: 22890083
Namensvarianten
  • Kolborn, Joseph Hieronymus Karl (bis 1813)
  • Kolborn, Karl Joseph Hieronymus Freiherr von
  • Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von
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Zitierweise

Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116311894.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sebastian, Oberschultheiß;
    M N. N.;
    2 B Geistliche;
    1 Schw Nonne; Schw Caroline Ernestine ( Joh. Stephan Windischmann);
    N Karl Jos. Windischmann (1799–1839), Prof. d. Philos. in Bonn, Anhänger d. romant. Med. (s. ADB 43).

  • Biographie

    Nach theologischen Studien am Mainzer Priesterseminar, wo vor allem der damalige Subregens Johann Adam Gärtier, der spätere Bruchsaler Stiftsprediger und Gegner Wessenbergs, Einfluß auf ihn ausübte, und an der Universität Mainz wurde K. zum Erzieher der Grafen Friedrich Lothar und Johann Philipp von Stadion berufen. Im Dienste der angesehenen und einflußreichen Familie knüpfte der kluge, gesellschaftlich gewandte K., dem Empfehlungen und ein gewinnendes Aussehen die Türen öffneten, ein Netz von Beziehungen zu den stiftsfähigen Familien Süddeutschlands und legte den Grund für seine spätere Karriere. Am „Musenhof von Warthausen“ und während der Studien und Kavaliersreisen seiner Zöglinge durch die Schweiz, Frankreich, Holland kam K. mit dem Geistesleben seiner Zeit stärker in Berührung als es sonst bei Geistlichen seiner Herkunft der Fall war. Durch Vermittlung der Familie Stadion erhielt er ein Kanonikat an Sankt Stephan in Mainz; 1792 wurde er Dekan dieses Stiftes. Seit 1785 war er außerdem Kanoniker des Kollegiatstifts Sankt Leonhard in Frankfurt am Main. Wahrscheinlich auf Fürsprache von Karl Theodor von Dalberg erfolgte 1788 seine Ernennung zum Geistlichen Rat. Das Vertrauensverhältnis des Koadjutors Dalberg zu K. zeigte sich nicht zuletzt darin, daß er ihm die Administration des größten Teils seiner Privatgeschäfte übertrug. Seit 1794 Mitglied des Mainzer Generalvikariats, wurde K. zum Nachfolger des Weihbischofs Valentin Heimes ernannt und von Dalberg 1807 zum Bischof geweiht. Weniger als Minister des fürstprimatischen Staates denn als Weihbischof der Dalberg unterstehenden Diözesen, als episcopus vicinior verwaister oder Restbistümer hat K. in der konkordatslosen, bischofsarmen Zeit nach der Säkularisation eine hervorragende Rolle gespielt. Den Zusammenbruch der Dalbergschen Politik, die K. von Jahr zu Jahr kritischer beurteilte, hat er nicht lange überlebt.

    K., ein geistreicher und wissenschaftlich gebildeter Mann von umfassenden Kenntnissen, war ein Vertreter der gemäßigten katholischen Aufklärung und der reichskirchlich episkopalistischen „Mainzer Grundsätze“. Als väterlicher Freund der Brüder Stadion war er reichspatriotisch eingestellt. Nach der Säkularisation begann er, in Napoleons Kirchenpolitik mehr und mehr die Rettung der macht- und besitzlosen, in ihrer Organisation erschütterten deutschen Kirche zu sehen, doch hat er trotz tief eingewurzelten antirömischen Affekts die kaiserliche Politik gegenüber Rom und die Kirchenpolitik des Fürstprimas nur mit ständig größer werdenden Einschränkungen gebilligt. In seinen letzten|Lebensjahren hat er sich fast ganz auf das seelsorglich-innerkirchliche Anliegen zurückgezogen. Auch zu Wessenberg, den er zunächst zu seinen Freunden zählte, vergrößerte sich die Distanz. Zu den Gegnern Wessenbergs ist K. jedoch, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, nicht zu rechnen. In seiner vorübergehenden Zugehörigkeit zum Illuminatenorden konnten selbst streng kirchlich gesinnte Kreise nichts Schlechtes sehen. Gegen das mit der Säkularisation verstärkt auflebende Staatskirchentum hat er in mühsamen und langwierigen Auseinandersetzungen mit großem Geschick, wenn auch nicht immer mit Erfolg, die Rechte und Interessen der Kirche verteidigt.

  • Literatur

    ADB 16;
    H. Raab, Aus d. Briefwechsel d. Aschaffenburger Weihbischofs J. H. K. v. K. mit d. Konstanzer Gen.vikar I. H. v. Wessenberg, in: Aschaffenburger Jb. f. Gesch., Landeskde. u. Kunst d. Untermaingebietes 2, 1955, S. 98-133;
    ders., Das Mainzer Interregnum v. 1774, Mit e. Anhang unveröff. Briefe v. J. H. K. K. an F. C. v. Stadion-Warthausen, in: Archiv f. mittelrhein. KG 14, 1962, S. 168-93.

  • Porträts

    Gem. v. J. H. Tischbein (Aschaffenburg, Mus.), Abb. in: E. Schneider u. W. Fischer, Aus 1 000 J. Stift u. Stadt Aschaffenburg, Kat., 1957.

  • Autor/in

    Heribert Raab
  • Zitierweise

    Raab, Heribert, "Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 456-457 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116311894.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kolborn: Karl Joseph Hieronymus Freiherr v. K., geb. zu Niederwalluf im Rheingau am 8. März 1744, widmete sich in Mainz den theologischen Studien, nach deren Absolvirung er dem St. Stephanstifte in Mainz erst als Domicellar, dann als Capitular (1790) und zuletzt als Dechant (1793) angehörte. Durch seine Beziehungen zur Familie von Stadion, welche sich seiner in der Jugend bereits angenommen, kam er mit den höheren Kreisen des Kurstaates in Berührung und schloß sich, der Richtung jener folgend, den Illuminaten an, bei denen er den Namen Chrysippus führte. Sowohl diesen Verbindungen als namentlich seinem Fleiße und seiner Geschäftsgewandtheit verdankte er im J. 1794 die Beförderung zum geheimen geistlichen Rathe. Nach Auflösung des Kurstaates schloß er sich an Dalberg an, dem er schon früher Dienste als Referendar geleistet hatte, und zog mit dem Primas nach Regensburg. Ganz besonders thätig erwies sich K. bei Förderung der von Dalberg angeregten Verhandlungen über ein Concordat in Wien (1803) und später in Paris (1807). Den ergebenen Diener zeichnete Dalberg, nachdem Regensburg zur Metropole erhoben worden (1. Febr. 1805), aus durch Verleihung der Geheimenrathswürde und durch Bestellung zu seinem Suffraganen als Bischof von Capharnaum (11. Jan. 1807). In letzterer Eigenschaft verwaltete K. den Aschaffenburger Theil des ehemaligen Erzstiftes Mainz. In dem Großherzogthum Frankfurt bekleidete K. die Stelle eines geheimen Staatsrathes neben seiner kirchlichen Würde. Kurz vor der Auflösung des Großherzogthums zeichnete K. seinen Coadjutor aus durch die Erhebung desselben in den Freiherrnstand (20. August 1813). Den Rest seines Lebens verbrachte K. in Aschaffenburg, dem Studium und der Erfüllung seiner geistlichen Pflichten obliegend. Er starb an diesem Ort am 20. Mai 1816. In jüngeren Jahren war K. auch litterarisch thätig gewesen, indem er kirchenrechtliche Arbeiten lieferte und insbesondere gegen die Nuntiaturen in Deutschland schrieb.

    • Literatur

      Vgl. Mejer, Zur Geschichte der röm.-deutschen Frage I, S. 210 ff. Bockenheimer, C. Th. v. Dalberg's Aufenthalt in Paris in den J. 1807 und 1808. v. Beaulieu-Marconnay, K. v. Dalberg und seine Zeit, 2 Bde.

  • Autor/in

    Bockenheimer.
  • Zitierweise

    Bockenheimer, "Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 467 unter Kolborn, Karl Joseph Hieronymus von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116311894.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA