Lebensdaten
1798 – 1852
Geburtsort
Gut Schlicken bei Solingen
Sterbeort
Solingen
Beruf/Funktion
Waffenfabrikant ; Waffenhändler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128964030 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Immerwahr
  • Knecht, Peter
  • Immerwahr
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Zitierweise

Knecht, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128964030.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter Wilhelm (1772–1806), Gutsbes., Kaufm. in Sch., S d. Peter (1718–1814), Kaufm. u. Gutsbes., u. d. Anna Christina Jürgens;
    M Caroline (1770–1835), T d. Gottfried Tesche u. d. Anna Gertrud Jürgens;
    1825 Julie (1804–81), T d. Kaufm. u. Fabr. Carl Schimmelbusch (1777–1839) u. d. Friederike Wilhelmina Halbach auf'm Mangenberg b. Solingen. O Carl Joest (1786–1848), Kaufm., KR, Teilh. d. Fa. Schimmelbusch & Joest, die 1831 in Köln e. Zuckerraffinerie errichtete, den späteren Rhein. Aktien-Ver. f. Zuckerfabrikation (1864);
    3 S, 7 T.

  • Biographie

    K. führte die vom Vater begründete Waffenhandlung P. W. Knecht Söhne fort, nachdem er in der Düsseldorfer Wollhandlung J. C. Solbrig 1817-18 eine kaufmännische Ausbildung erhalten hatte. Er kaufte sich 1823 in Solingen an und richtete eine eigene Waffenfabrikation ein. In Paris unterhielt die Firma seit 1824 ein Depot und eine Agentur. 1825 heiratete K. die Tochter eines bedeutenden Konkurrenten. Die Knechtsche Waffen- und Quincaillerienfabrik, an der 1830-40 Eduard Edler von Moser (Wien) als Associé beteiligt war, gewann auf den Berliner Gewerbeaussteilungen (1822, 1827, 1844) silberne Ehrenmedaillen. Dank der günstigen Konjunktur nahm die Firma innerhalb weniger Jahre einen großen Aufschwung. Die Julirevolution 1830 beeinträchtigte die Geschäftsverbindungen nach Frankreich, Belgien und Holland. Ersatz suchte K. auf dem inländischen Markt und im risikoreichen Südamerikageschäft. Auf Geschäftsreisen im In- und Ausland knüpfte er die für das Waffengeschäft notwendigen Kontakte. Die niedrigen Preise der englischen Massenexportartikel, Schliff und Politur der Qualitätswaren beeindruckten K. 1827 in London; noch 1846 fürchteten Sheffielder Fabrikanten die Konkurrenz Solingens so wenig, daß sie K. bereitwillig ihre Werkstätten zeigten. Der preußische Kronprinz stieg 1833 auf seiner Reise durch die Rheinprovinz bei K. ab, der eine wertvolle Klingensammlung besaß und die kunstgewerbliche Verfeinerung der Offiziers- und Luxuswaffen selbst förderte. Mit dem Lütticher Gewehrfabrikanten N. Max Lesoinne, zeitweilig auch mit dem niederländischen Münzdirektor Iwan Suermondt (Utrecht) und John Cockerill (Seraing), betrieb K. seit 1836 in Winz bei Hattingen eine Fabrik, die mit einer Dampfmaschine (45 PS) von Cockerill arbeitete. Die Produktion der Hütte, im Tempergußverfahren hergestellte Schneidewaren, war noch 1839 unbedeutend und von geringer Qualität. Offensichtlich erfüllte Lesoinne seine vertraglichen Verpflichtungen nicht, und K. allein war dem Problem der Neugründung nicht gewachsen. Nach dem Tode des Schwiegervaters erlahmte das Interesse der Firma Schimmelbusch & Joest, auf deren Hilfe K. bei der Finanzierung angewiesen war. In einem längeren Briefwechsel mit Rother bemühte sich K. vergeblich, das Unternehmen durch eine Beteiligung der preußischen Seehandlung zu retten. So kam die 1839 vom Gründer auf 70 000 Tl. geschätzte „Knechtshütte“ auf dem Wege der Zwangsversteigerung zunächst in belgische Hände, 1846 für 7350 Tl. an die Firma Gebrüder Berninghaus. J. Hasenclever hatte 1841 eine Übernahme mit der Begründung abgelehnt, daß die „großartige Anlage“ eine Rendite ausschließe und ein seßhafter Arbeiterstamm nicht vorhanden sei. Die Gründung an der Ruhr erschöpfte die Substanz der Solinger Firma, die wenige Jahre nach dem Tode K.s erlosch.

    Mit dem Rückgang der Konjunktur seit 1831 breitete sich in der Solinger Kleineisenindustrie das Trucksystem immer mehr aus, das K. erbittert bekämpfte. Aufsehen erregten die im Elberfelder Kreisblatt 1845/46 unter dem Pseudonym Immerwahr veröffentlichten „Nebelbilder aus Solingen“, in denen K. die durch das Warenzahlen hervorgerufenen Mißstände anprangerte. In den Märzunruhen 1848 entlud sich der Haß gegen die Warenzahler. Durch sein Dazwischentreten konnte K. größere Fabrikzerstörungen verhindern. Eine lokale „Kommission zur Verbesserung der Lage der Arbeiter“ wählte ihn zum Präsidenten. Gleichzeitig forderte K. als Mitglied der Handelskammer (seit 1847) Staatszuschüsse zur Wiederbelebung der Wirtschaft und als Ausgleich für die Einführung der Barentlohnung. Das gesetzliche Verbot des Trucksystems 1849 brachte jene Wende, für die er über zwei Jahrzehnte mutig gegen die Mehrheit der Solinger Unternehmer eingetreten war. Sein soziales Engagement resultierte aus einem patriarchalischen Verantwortungsgefühl, das von vorindustriellen Erfahrungen geprägt war. Als Stadtrat, stellvertretender Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung, Mitglied des Gewerbegerichts, der Handelskammer und zahlreicher gemeinnütziger Gesellschaften trat K. im öffentlichen Leben hervor.

  • Werke

    Keine Hungersnoth mehr!, ²1848 - Restnach-laß: Stadtarchiv Solingen;
    Zentrales Staatsarchiv Merseburg, Staatsarchive Düsseldorf, Koblenz, Münster.

  • Literatur

    F. u. P. Goldschmidt, Das Leben d. Staatsrats Kunth, ²1888, S. 304;
    A. W(eyersberg), in: Mschr. d. Berg. Gesch.ver. 5, 1898, S. 33 f.;
    F. Hendrichs, Die Gesch. d. Solinger Industrie, 1933;
    J. Günther, P. K., Der erfolgreiche Kämpfer gegen d. Warenzahlen in d. Solinger Industrie, in: Zs. d. Ver. f. Technik u. Industrie Solingen 13, 1933, ⅔, S. 11-27 (P);
    A. Hasenclever, Eisengießerei Burgtal, in: Zs. d. Berg. Gesch.ver. 62, 1934, S. 95;
    M. Schwarte, Zeitgeschehen um eine berg. Fam., 1937 (ungedr., Ms. im Stadtarchiv Solingen);
    S. Kuhn, Der Aufstand d. Kleineisenindustriearbeiter im Stadt- u. Landkreis Solingen, am 16. u. 17.3.1848, s. Ursachen u. Ergebnisse, 1938;
    1779-1954, 175 J. R. Berninghaus & Söhne Werkzeugmaschinenfabrik Velbert/Rhld., 1954, S. 26 ff.;
    K. Repgen, Märzbewegung u. Maiwahlen d. Rev.jahres 1848 im Rheinland, 1955, S. 51, 338;
    H. Kellenbenz, Die Zuckerwirtsch. im Kölner Raum v. d. napoleon. Zeit b. z. Reichsgründung,|1966;
    M. Schumacher, Auslandsreisen dt. Unternehmer 1750-1851 unter bes. Berücksichtigung v. Rheinland u. Westfalen, 1968;
    Dt.GB V.

  • Autor/in

    Martin Schumacher
  • Zitierweise

    Schumacher, Martin, "Knecht, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 171-173 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128964030.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA