Lebensdaten
1781 – 1853
Geburtsort
Kleve
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
preußischer Beamter ; Gewerbepolitiker
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118510452 | OGND | VIAF: 40169602
Namensvarianten
  • Beuth, Christian Peter Wilhelm
  • Beuth, Peter Kaspar Wilhelm
  • Beuth, Peter
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Zitierweise

Beuth, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510452.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Gisbert ( 1806), aus Hagen (Westfalen), Arzt in Kleve;
    M Amalia Wilh. Phil. Joh. Aug. Hildebrand, verwitwete Lilienthal, aus Lingen; ledig.

  • Biographie

    B. studierte seit 1798 in Halle Rechts- und Kameralwissenschaften und trat 1801 in den preußischen Staatsdienst (1801 Referendar bei der kurmärkischen Kammer, dann im Manufaktur- und Commerzkollegium, 1806 Kammerassessor zu Bayreuth, 1809 Regierungsrat in Potsdam). Bei der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Hardenberg wurde er in die am 22.6.1810 konstituierte Immediatkommission für die neuen Grundgesetze berufen und 1811 als Obersteuerrat in das Finanzministerium. 1813 wurde er Lützowscher Jäger und lag 1814 in Lüttich bei den Gebrüdern Cockerill im Quartier, die er dann zur Anlegung von Musterbetrieben in Preußen (Berlin, Cottbus, Grünberg, Guben) veranlaßte, als er im gleichen Jahr als Geheimer Oberfinanzrat in die Abteilung Handel und Gewerbe des Finanzministeriums zurückkehrte. Seit 1817 gehörte er dem neuen Handelsministerium an und trat nach dessen Auflösung 1825 in das Ministerium des Innern, in dem er 1830 als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Direktor der Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen wurde; 1837 wurde er mit seiner Abteilung in das Finanzministerium übernommen. Seit 1821 war er Mitglied des Staatsrats. 1844 erhielt er den Titel eines Wirklichen Geheimen Rates.

    1819 wurde B. Direktor der „Technischen Deputation für das Gewerbe“ (vorher „… für Handel und Gewerbe“), die Beamte und nichtbeamtete Bürger vereinigte. Die Deputation war bereits in der Steinschen Reformzeit gegründet worden; B. weckte sie zu vollem Leben. An ihrer Spitze regte er die Initiative der Unternehmer an, sandte junge Techniker ins Ausland, führte regelmäßige Ausstellungen durch und gab Schriften heraus, unter ihnen besonders in Verbindung|mit seinem Freund Schinkel die „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker“ als Vorlagen für sachrichtige und formschöne Werkstücke. In seiner Deputation ließ B. Erfindungen auf ihre Neuheit vorprüfen, ein Verfahren, das bis dahin in allen Industriestaaten unbekannt war. Anreiz zu Erfindungen und Befristung der Patente in der Regel auf fünf Jahre sollte dem persönlichen und dem allgemeinen Interesse gerecht werden. Mit diesem seinem Verfahren wies B. der späteren deutschen Patentgesetzgebung den Weg. - Als Vereinigung von gewerblichen Unternehmern, Technikern und gewerblich interessierten Staatsbeamten gründete er 1821 den „Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen“ sowohl zur Selbsthilfe des Gewerbes wie zu seiner Vertretung gegenüber den Behörden. Seit 1822 veröffentlichte der Verein seine „Verhandlungen“. - Im gleichen Jahr 1821 gründete er die „Technische Gewerbeschule“ in Berlin (seit 1827 „Gewerbeinstitut“), nachdem Pläne des Ministers Altenstein und Alexander von Humboldts für die Errichtung einer technischen Hochschule gescheitert waren. Hier bildete B. als langjähriger Direktor Zivilingenieure für den Maschinenbau aus. 1830 wurde er auch Direktor der „Allgemeinen Bauschule“ (gegründet 1799, bis 1830 und seit 1845 „Bauakademie“). Beide konnten 1879 zur Technischen Hochschule Charlottenburg zusammengelegt werden. - Unter B. wurde das Haus des Gewerbeinstituts zugleich Sitz der Technischen Deputation und des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes. In enger Zusammenarbeit konnte hier trotz aller Ausfuhrverbote eine Modellsammlung ausländischer Maschinen für Lehrzwecke zusammengebracht werden, Maschinen, die zugleich auf ihre Verwendbarkeit geprüft und dann nachgebaut wurden. Außerhalb Berlins richtete B. bei den Regierungen ebenfalls Technische Deputationen ein, gründete Navigationsschulen und eine Schiffbauschule in Stettin. So förderte er die preußische Handelsmarine, während er den Bau von Eisenbahnen für verfrüht hielt.

    Historisch steht B. als Leiter der preußischen Gewerbepolitik an der Stelle, wo Industrie und Handwerk die Fortschritte Westeuropas, die er auf weiten Reisen - z. T. mit Schinkel - selbst kennenlernte, aufzuholen hatten und dazu der Fürsorge und Anregung des Staates bedurften. Diese Ziele verfolgte er durch seine Erziehungsarbeit an Technikern, Unternehmern und Handwerkern. Damit gehört B. als Vertreter des fortschrittlichen preußischen Beamtentums zugleich in die Spätzeit eines bevormundenden Absolutismus und in die Frühzeit bürgerlicher Selbständigkeit. Er schied 1845 aus seinen Ämtern, als sich das mündig gewordene Gewerbe der staatlichen Führung entzog, behielt aber seinen Sitz im Staatsrat.

  • Literatur

    ADB II;
    C. Matschoß, Preußens Gewerbeförderung u. ihre großen Männer, 1912;
    H. J. Straube, C. P. W. B, in: Dt. Mus., Abhh. u. Berr. II/5, 1930 (P);
    ders., Die Gewerbeförderung Preußens in d. 1. Hälfte d. 19. Jh.s, Diss. TH Berlin 1933;
    P. O. Rave, Das Schinkelmus. u. d. Kunstslgg. B.s, Nat.gal., 1931;
    vgl. a. F. u. P. Goldschmidt, Das Leben d. Staatsrats Kunth, ²1888;
    F. Schnabel, Dt. Gesch. im 19. Jh. III, ²1950, S. 293, 309-15 u. ö. (L).

  • Porträts

    Zeichnungen v. F. Krüger (Nat.gal. Berlin, Bildnisslg.), danach Stiche;
    Büste v. Ch. Rauch, 1847 (ebenda, B.-Mus.);
    Denkmal v. Kiss u. F. Drake (Berlin), danach Statuette v. F. Drake (Nat.gal. Berlin, Bildnisslg.);
    Holzschnitt in: LIZ 57, 1871, S. 253

  • Autor/in

    Hans Haussherr
  • Zitierweise

    Haussherr, Hans, "Beuth, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 200-201 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510452.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Beuth: Peter Caspar (oder Christian?) Wilhelm B., preußischer Staatsmann, geb. 28. Dec. 1781 zu Cleve, Sohn eines Arztes, 27. Sept. 1853. Nachdem er zuerst in Cleve, dann in Berlin seine Schulbildung empfangen hatte, bezog er 1798 die Universität Halle zum Studium der Rechte und Cameralwissenschaften, trat 1801 in den Staatsdienst, stand zuerst als Referendar bei der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, dann im Manufaktur- und Kammercollegium; 1806 wurde er Kammerassessor zu Baireuth, 1809 Regierungsrath in Potsdam, 1810 geheimer Obersteuerrath in Berlin. Er arbeitete nun im Büreau des Staatskanzlers v. Hardenberg und wirkte als Mitglied der Commission für die Reform der Besteuerung und des Gewerbewesens an den großen Entwürfen mit, welche die Reorganisation des durch die unglücklichen Kriege tiefgesunkenen preußischen Staats, im besondern die Verbesserung der finanziellen und industriellen Zustände zum Zwecke hatten. Bei der allgemeinen Erhebung 1813 als Gemeiner in die Reiterei des Lützow’schen Freicorps getreten und hier zum Officier vorgerückt, kam er nach dem Frieden von 1814 als geheimer Oberfinanzrath in das Finanzministerium, Abtheilung für Handel und Gewerbe; 1821 wurde er zum Mitgliede des Staatsraths, 1828 zum Director der Ministerialabtheilung für Gewerbe, Handel- und Bauwesen, 1830 zum wirklichen geheimen Oberregierungsrath, 1844 zum wirklichen Geheimerath ernannt, 1845 schied er aus dem Dienste, jedoch unter Beibehaltung seiner Stellung im Staatsrath. In Berlin, auf dem Platze vor der Bauakademie, ist 1861 sein bronzenes Standbild errichtet worden als eine gerechte Anerkennung der großen und vielfachen Verdienste, welche er sich besonders um die Industrie des preußischen Staats erworben hat; ihm verdankt man die Gründung des (bis 1845 von ihm selbst geleiteten) Gewerbinstituts zu Berlin (1820), der Provinzial-Gewerbschulen und des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes (1821), die Erweiterung der Bauakademie, die Herausgabe und Verbreitung kostbarer Werke zur Bildung des Gewerbstandes, die Herbeiziehung zahlreicher fremder besonders englischer Fabrikmaschinen zum Dienste der heimischen Industrie etc. Ein Reichthum von Kenntnissen und ein gediegener Kunstsinn, verbunden mit Umsicht, Willensstärke und Beharrlichkeit befähigten B. zu großen Leistungen, wie wenige in ähnlichem Wirkungskreise, und sein Andenken wird unvergeßlich bleiben.

  • Autor/in

    Karmarsch.
  • Zitierweise

    Karmarsch, Karl, "Beuth, Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 588 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510452.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA