Lebensdaten
1787 – 1870
Geburtsort
Rosendorf bei Tetschen (Böhmen)
Sterbeort
Brünn
Beruf/Funktion
Eisenhüttenindustrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136062237 | OGND | VIAF: 80470168
Namensvarianten
  • Kleinpeter, Franz
  • Kleinpether, Franz

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kleinpeter, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136062237.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz, Häusler in R., S d. Häuslers Christian in R.;
    M Maria Franziska, T d. Joseph Dinnebier Wagnermeister in R.;
    Sloup 1812 Anna Maria (* 1791), T d. Müllers Franz Wessely in Sloup b. Brünn u. d. Anna Singer aus Brünn;
    5 S, 2 T.

  • Biographie

    K. besuchte ein Internat in Dresden. 1802 war er Forstpraktikant in Böhmisch-Kamnitz, 1803 Kanzleischreiber in Kopitz und anschließend Amtsjäger auf der mährischen Herrschaft des Fürsten Dietrichstein und bei der Salmschen Forstverwaltung in Raitz Bezirk Boskowitz. 1811 wurde er Oberförster. Nachdem er zeitweilig als Hüttenschreiber im Eisenwerk des Fürsten Salm in Dobrawitz gearbeitet hatte, ging er nach Blansko und erwarb sich unter Anleitung des Technikers Karl von Reichenbach gute Kenntnisse im Hüttenwesen. Er wurde auch mit dem Wiener Professor Franz Xaver Riepel bekannt, und als dieser mit der Reorganisation des erzbischöflichen Friedländer Eisenwerks betraut wurde, folgte ihm K. und wurde 1827 Hammerverwalter in Friedland. Anfang 1828 übernahm K. die Leitung des Eisenwerks, in dem damals jährlich etwa 1 000 t Roheisen erzeugt wurden. Ebenfalls 1828 wurden K. und Riepel mit der Errichtung der Rudolphshütte in Witkowitz bei Mährisch-Ostrau beauftragt. 1829 begann der Bau dieses privaten Unternehmens des EB von Olmütz, Erzherzog Rudolph. 1830 wurde der erste Hochofen angeblasen. K. wurde der erste Generaldirektor und erhielt ein Gehalt von 1 200 Gulden jährlich sowie 5 % des Rohgewinns. Das größte Problem stellte anfangs das Fehlen eigener Kohlengruben und Eisenerzlager dar. Diesem Mangel konnte durch eine Steigerung der Roheisenproduktion des Friedländer Werkes nur teilweise abgeholfen werden. Erst durch den sogenannten „Jaklowetzer Vertrag“, den K. mit dem Grafen von Wilczek schloß, und durch den Erwerb weiteren Grubenbesitzes auf österreichischem und preußischem Gebiet konnte die Existenz des Eisenwerks in dieser kritischen Phase gesichert werden, wobei K. eigenen Grubenbesitz in Preußen im Werte von 100 000 Gulden zum Ausbau von Witkowitz einbrachte. Bereits das erste Geschäftsjahr (1831) brachte dem Werk einen Reingewinn von 40 000 Gulden. Im gleichen Jahr starb jedoch Erzbischof Rudolph von Habsburg. Seine Erben verkauften das Werk um 300 000 Gulden an die Londoner Rothschilds. Im Zusammenhang mit dem Besitzwechsel schied K. als Generaldirektor in Witkowitz zum 31.12.1831 aus. – In der Folge widmete sich K. dem Ausbau der Friedländer Hütte, die er technisch modernisierte und deren Verkehrsverbindungen er verbesserte. Als Direktor dieses Werkes wurde er 1836 zum erzbischöflichen Bergrat ernannt. Hinsichtlich seiner Rechte an Witkowitz kam es 1840 zu einem für K. ungünstigen Vergleich, der ihn sowohl die 5%ige Gewinnbeteiligung als auch den eingebrachten Grundbesitz kostete. Er erhielt nur eine einmalige Abfindung in Höhe von wenigen tausend Gulden sowie die Bestätigung eines lebenslangen Pensionsanspruchs. – 1848 wurde K. als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, kehrte jedoch bald zurück, als er sah, daß er der Sache Österreichs hier nicht nützen konnte. 1865 wurde er pensioniert. – Nach K.s Tod entwickelte sich das Friedländer Werk, das zuletzt rund 6 000 t Roheisen jährlich erzeugt hatte, zu einer unbedeutenden Anlage zurück. Hingegen stieg Witkowitz zu einem der größten Eisenwerke Europas auf. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Unternehmen durch die Tschechoslowakei verstaatlicht.

  • Literatur

    LIZ v. 8.12.1849;
    Brünner Ztg. 1865, Nr. 254;
    Ch. v. Elvert, Gesch. d. k. k. mähr.-schles. Ges. z. Beförderung d. Ackerbaues, d. Natur- u. Landeskde., 1870, S. 320-22;
    Wiener Ztg. v. 4.10.1870, S. 45;
    F. Morton, Die Rothschilds, 1965;
    Mähr.-schles. Landes-Ztg. v. 12.5.1940, S. 9 (P);
    E. Berger, 100 J. Eisenwerk Witkowitz (unver unveröff öff. Ms., Vitkovicke Železárny, Ostrava);
    Wurzbach XII. |

  • Quellen

    Qu.: Hinterlassenschaftsakte d. Erzhzg. Rudolph v. Österreich (Wien, Österr. Staatsarchiv, Abt. Haus-, Hof- u. Staatsarchiv, Akte d. Oberstmarschallamtes III/6, Zl. 35); Mitt. d. Archivs d. Wittkowitzer Eisenwerkes „Klement Gottwald“; Mitt. d. Fam.

  • Porträts

    Radierung v. J. Kriehuber (in Bergmannsuniform), ca. 1810;
    Reprod. e. Ölgem. in: Ausstellung d. Archivs u. Mus. f. Bergbau- u. Industriegesch. in Mähr-Ostrau v. 11.-25.10.1941;
    Sudetendt. Bildarchiv, München.

  • Autor/in

    Hellmut Kleinpeter
  • Zitierweise

    Kleinpeter, Hellmut, "Kleinpeter, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 3-4 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136062237.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA