Lebensdaten
1563 – 1619
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Handelsherr ; Reiseschriftsteller
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 128823844 | OGND | VIAF: 53747048
Namensvarianten
  • Küchel, Samuel
  • Kiechel von Kiechelsberg, Samuel
  • Kiechel, Samuel
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Zitierweise

Kiechel, Samuel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128823844.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam, war im 16. Jh. in Ulm rasch zu Vermögen u. Ansehen gelangt, u. mit d. Wahl v. Matthäus in den Geh. Rat hatte dieser zugl. d. höchste f. e. Zunftangehörigen erreichbare pol. Amt inne. - V Matthäus (1532–99), Mitgl. d. Tuchschererzunft u. Großhändler, 1558 Mangmeister, seit 1567 Ratsherr u. seit 1597 Mitgl. d. Geh. Rats u. Oberrichter, S d. Baders Johannes in U. u. d. Katharina Fressen;
    M Apollonia Weihenmayer (1530–93) aus Lauingen/Donau;
    B Daniel (1561–1627), Handelsherr;
    - Ulm 10.12.1594 Cordula (1569–1639), T d. Marx Neubronner (1542–1602), Handelsmann in U., u. d. Magdalena Claus;
    K (2 S, 2 T jung †), Magdalena ( 1615 Marx Phil. Besserer, 1594–1635, Patrizier u. Ratsherr in U.).

  • Biographie

    K. und sein Bruder Daniel waren zur Übernahme des väterlichen Handelshauses bestimmt und erhielten hier wohl auch ihre erste berufliche Ausbildung. Diese wurde abgerundet durch ausgedehnte Reisen, die beide Brüder getrennt voneinander unternahmen. K. hat darüber ausführlich berichtet und reiht sich damit in eine Tradition ein, wie sie für Ulm etwa in den Schilderungen der Patriziersöhne Hans-Ulrich Krafft, Conrad und Hans Schad deutlich wird. Stehen bei Krafft die abenteuerlichen Erlebnisse während seiner türkischen Gefangenschaft (1573–79) im Vordergrund, so schildert Conrad Schad in lateinischer Sprache seine Studienreisen|nach Italien (1591–93), während Hans Schad in einem „Memorial- und raissbüchlin“ (1591-1630) nüchtern und knapp ihm wesentlich erscheinende Fakten notiert. Eine Variante dazu bietet die Reisebeschreibung K.s, dessen minuziöse Schilderungen neben sachlichen Informationen eine Fülle von Details enthalten und mitunter auch die Freude des Verfassers an Kuriosa durchscheinen lassen. Offensichtlich ohne Fixierung auf eine feste Route reiste K. seit Mai 1585 über Böhmen, Brandenburg und die Niederlande nach England. Eine Weiterfahrt nach Irland und Schottland verhinderte die Pest, die ihn zur Rückkehr nach Norddeutschland zwang. 1586/87 bereiste er Dänemark und Schweden, besuchte Rußland, Polen und Schlesien und zog über Wien und Venedig nach Rom und Sizilien. Eine Zäsur in seiner sonst ungegliederten Darstellung setzt K. mit dem Beginn seiner Reise nach Syrien (September 1587), die ihn nach dem Besuch der heiligen Stätten weiter nach Ägypten und schließlich über Konstantinopel (Dezember 1588), Kreta und Venedig wieder zurück nach Ulm führte (Juni 1589). In seiner vor allem für die außerdeutschen Länder ergiebigen Beschreibung finden sich neben Klischees mannigfaltige, aus der Sicht eines unternehmungslustigen jungen Mannes aufgezeichnete Beobachtungen über die Bedingungen und Risiken des Reisens, über Sitten und Gebräuche, aber auch über wirtschaftliche Verhältnisse, über berühmte Bauwerke und, freilich eher am Rande, über kulturelle Einrichtungen. Der besondere Reiz dieser umfangreichen Schilderung liegt in der weithin unreflektierten und unmittelbaren Erzählung. – Nach Ulm zurückgekehrt, trat K. in das Handlungshaus seines Vaters ein, das er nach dessen Tod zusammen mit seinem Bruder Daniel, dem Besitzer des im Renaissance-Stil umgestalteten „Kiechelhauses“ (heute Ulmer Museum), übernahm. 1594 wurde K. in die Kaufleutezunft und in die angesehene Stubengesellschaft aufgenommen; der Eintritt in den Rat, in dem bereits sein Bruder Daniel saß, blieb ihm verwehrt. In der Zunft und im sozialen Leben der Stadt nahm K. verschiedene Ehrenämter wahr und hinterließ großzügige Stiftungen.

  • Werke

    Kurzer Ber. u. Beschreibung m., S. K. v. Ulm, gethonen Reys vom 23. May des 1585 Jars büs uff ultimo Junii anno 89 (Schermar-Bibl. Ulm, Hs., P, 1. Abschr. Bayer. Staatsbibl. München, 2. Abschr. Stadtarchiv Ulm), ed. K. D. Haßler, Die Reisen d. S. K., 1866.

  • Literatur

    ADB 15;
    G. v. Koenig-Warthausen. in: Lb. aus Schwaben u. Franken XI, 1969, S. 23-47 (Bibliogr., P). - Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Hans Eugen Specker
  • Zitierweise

    Specker, Hans Eugen, "Kiechel, Samuel" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 575-576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128823844.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kiechel: Samuel K., geb. 1563, 1619, gehörte einer Familie (Kiechel v. Kiechelsberg, auch Küchel) an, welche ursprünglich in Freiburg im Breisgau, vom dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts an aber in Ulm wohnte. Der Trieb, fremde Länder zu sehen, ließ ihn nicht lange in der Heimath weilen. Ein fünfmonatlicher Aufenthalt in Paris genügte seiner Wißbegierde nicht; 22 Jahre alt, machte er sich zu einer Reise auf (23. Mai 1585), von welcher er erst nach vierjähriger Abwesenheit zurückkam (30. Juni 1589). Wohl unterrichtet, ohne sich einer eigentlich gelehrten Bildung zu erfreuen, ausgestattet mit einer guten Beobachtungsgabe und glücklichem Humor, durchwanderte er einen großen Theil von Europa, schiffte dann von Venedig aus nach Syrien über und kehrte über Aegypten und Konstantinopel ins Abendland zurück. Auf die von K. hinterlassene Reisebeschreibung machte zuerst Prälat v. Schmid aufmerksam, indem er aus dem der Kiechel’schen Familie gehörigen Originalmanuscript Auszüge (in modernisirter Sprache) durch das Morgenblatt (Mai bis October 1820) und das Hormayr’sche Archiv für Geographie, Historie etc. (Mai bis December 1820) veröffentlichte. In der ursprünglichen Fassung (Ulmischer Dialect) kam zunächst|derjenige Abschnitt, welcher die russischen Ostseeprovinzen betrifft, im vierten Bande der Mittheilungen aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Esth- und Kurlands 1849 ans Licht. Eine vollständige Ausgabe veranstaltete Professor Haßler 1866 (86. Publikation des literarischen Vereins zu Stuttgart). Zeuge von bedeutenden Ereignissen war K. nur selten, aber Sitten und Bräuche der verschiedenen Nationen, die in jedem Lande übliche Manier zu reisen, den gegenseitigen Verkehr und Productenaustausch schildert er recht gut. Orientalisten werden das Bild, welches K. von den Städten Haleb und Damaskus einerseits, von dem Treiben der Beduinen andererseits entwirft, als gelungen anerkennen müssen; wer sich für die Geschichte der heiligen Orte in Palästina und am Sinai interessirt, appellirt nicht ohne Ausbeute an seine Wahrnehmungen. Weniger interessant ist die Europa betreffende Abtheilung; doch wird uns durch Partien, wie die Winterreise in Schweden und der Frühlingsaufenthalt in Malta, ein Blick in Gebiete eröffnet, welche damals nur selten der Fuß eines Deutschen betrat.

    • Literatur

      Quellen außer den bereits genannten: Weyermann, Neue Nachrichten von Ulmer Gelehrten und Künstlern (Ulm 1829), S. 218 f. Adelung, Kritischlitterar. Uebersicht der Reisenden in Rußland bis 1700, Bd. I S. 370 ff. Tobler, Biblioth. geogr. Palaest., p. 83.

  • Autor/in

    Heyd.
  • Zitierweise

    Heyd, Wilhelm von, "Kiechel, Samuel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 711-712 unter Kiechel von Kiechelsberg [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128823844.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA