Lebensdaten
1814 – 1882
Geburtsort
Polnisch-Lissa
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 116031921 | OGND | VIAF: 49350521
Namensvarianten
  • Kalisch, Ludwig
  • Kalisch, L.
  • Calisch, Ludwig
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Zitierweise

Kalisch, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116031921.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Abraham;
    M Amalie Kaddisch;
    Ur-Gvv Judah Leib ben Moses Kalischer ( 1822), einer d. „Weisen Lissas“, Haupt d. dortigen berühmten yeshibah, mit d. Übernamen „Chereb Chadda“ (Scharfes Schwert) wegen seiner Talmudauslegungen, vf. „Ha-Yad ha Chazakah“, 1820, s. L);
    Ov Abraham Moses ( 1812), Rabbi in Schneidemühl; - ledig.

  • Biographie

    K. verließ Lissa mit 12 Jahren, trieb in Glogau 3 Jahre lang Sprachstudien, durchreiste Deutschland, lebte 3 weitere Jahre in Frankfurt a. M. und studierte seit 1835 in Heidelberg und München Medizin. 1838 ließ er sich in Bingen, 1840 in Mainz als Literat und Privatlehrer für Englisch und Italienisch nieder. Er übernahm die Redaktion der Carnevals-Zeitung „Narrhalla“ (1843-48) und der Zeitschrift „Das Rheinland“ (dann „Taunus und Rheinland“ [2.4.1843-29.2.1844]). 1847 wurde K. in Gießen zum Dr. phil. promoviert. 1848 schloß er sich dem Mainzer Arbeiterbildungsverein und dem „Demokratischen Verein“ an und gab von April bis September die Zeitschrift „Der Demokrat“ heraus. Im Mai/Juni 1849 Sektionschef bei der provisorischen Regierung der Pfalz, wurde er nach der Niederschlagung der revolutionären Bewegung am 31.10.1851 in Zweibrücken in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Mindestens seit 1849 lebte K. in Paris und zeitweise in London und verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch Zeitungskorrespondenzen (unter anderem für die „Gartenlaube“) und als Lehrer im Hause Rothschild. – K.s erste Gedichte sind Dutzendware. Sein satirisches Schaffen, das sich durch die Begegnung mit dem politisch geprägten Mainzer Karneval entwickelte, gipfelte 1849 in den „Shrapnels“ und dem „Heulerbrevier“. Aus den Tragödien- und Opernparodien in der „Narrhalla“ leiten sich K.s Arbeiten für das Musiktheater ab: das Libretto der komischen Oper „Das Corps der Rache“ (uraufgeführt von Liszt am 12.6.1851 in Weimar, Musik von S. Saloman), sowie Übersetzungen der Offenbach-Operetten „Orpheus in der Unterwelt“ (1858), „Genoveva von Brabant“ (1861, anonym) und „Perichole, die Straßensängerin“ (1870). Die Treffsicherheit und die scharfe Beobachtungsgabe seiner Satiren finden sich auch in seinen journalistischen Arbeiten, den engagierten Schilderungen von Menschen und gesellschaftlichen Verhältnissen; „Paris und London“ (2 Bände, 1851) ist ein erst wieder von E. E. Kisch erreichtes Muster durchdringender Analyse, pointierter und anschaulicher Darstellung und unbestechlicher Parteinahme für die Machtlosen und Entrechteten. Nach 1871 setzte sich K. für Verständigung zwischen dem französischen und dem deutschen Volk sowie zwischen Juden und Nichtjuden ein.

  • Werke

    Weitere W u. a. Barbiton od. Stunden d. Muse, 1836;
    Poet. Erzz., 1844, ²1854;
    Das Buch d. Narrheit, 1845;
    Schlagschatten, 1845;
    Lose Hh., 2 Bde.,|1847;
    Paris u. London, 2 Bde., 1851, Neuaufl. u. d. T. Künstler, Quäker, Demokraten, hrsg. v. Th. Erler, 1970;
    Festrede, geh. am Schiller-Tage, 1859;
    La Bataille de Grochow, 1863;
    Heitere Stunden, 2 Bde., 1872;
    Bilder a. m. Knabenzeit, 1872;
    Gebunden u. Ungebunden, 1876;
    Pariser Leben, 1880;
    Streifzug durch d. Narrhalla, ausgew. u. hrsg. v. H. Seydel, 1974.

  • Literatur

    Die Gartenlaube, 1882, S. 220;
    L. Lewin, Gesch. d. Juden in Lissa, 1904;
    K. Glossy, Literar. Geh.berr. aus d. Vormärz, in: Jb. d. Grillparzerges. 21-23, 1912;
    L. Cohen, Lady de Rothschild and her daughters 1821-1931, 1937;
    A. M. Keim, 11mal pol. Karneval, Weltgesch. aus d. Bütt, Gesch. d. demokrat. Narrentradition v. Rhein, 1966;
    Scriba, II, S. 363 f.;
    Brümmer. - zu Ur-Gvv Judah Leib ben Moses Kalischer:
    Enc. Jud. -
    Eigene Archivforschungen.

  • Porträts

    Lith. v. M. Alostre, wohl vor 1848 (Mainz, Stadtarchiv).

  • Autor/in

    Josef Heinzelmann
  • Zitierweise

    Heinzelmann, Josef, "Kalisch, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 59-60 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116031921.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA