Lebensdaten
1825 – 1886
Geburtsort
Ringelbach bei Oberkirch (Baden)
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Sprachforscher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117220973 | OGND | VIAF: 42121940
Namensvarianten
  • Jülg, Bernhard
  • Jülg, Bernhard
  • Juelg, Bernhard
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Jülg, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117220973.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard (1794–1875), Rebmann u. Landwirt;
    M Maria Josepha Peter (1805–41);
    1851 Antonie Teut genannt Horst (1823-1902).

  • Biographie

    J. bezog 1844 die Univ. Heidelberg und studierte klassische Philologie, hörte aber auch ein Kolleg über Armenisch. Seine Abhandlung „De M. Terentii Varronis satiris Menippeis commentatio“ wurde 1845 von der Phil. Fakultät preisgekrönt. Er ging 1845 nach Berlin, um die klassisch-philologischen Studien fortzusetzen, besonders aber, um sich den oriental. Sprachen zu widmen (Sanskrit, Japanisch, Chinesisch, Tibetisch, Türkisch, Armenisch). Er stand in Verbindung mit den führenden Orientalisten und in engstem Kontakt zu A. v. Humboldt. Frucht seiner armen. Studien war die Abhandlung „De Sahaco Magno, clarissimo Armenorum patriarcha, eiusque vita et scriptis commentatio“(Hs., Berlin, Stiftung Preuß. Kulturbes., Staatsbibl.). Seine universellen Interessen zeigt die völlige Neubearbeitung des Werkes von J. S. Vater „Litteratur der Grammatiken, Lexika und Wörtersammlungen aller Sprachen der Erde“ (1847, Nachdr. 1970). Auf Grund einer Übersetzung des Matthäus-Evangeliums in die kalmück. Sprache (Westmongolisch) entwarf er dazu als erster 1847 eine Grammatik „Initia linguae Calmuccicae“. Für dieses Werk wurde ihm 1847 der Doktorgrad von der Phil. Fakultät der Univ. Kiel zuerkannt. Der russ. Staatsrat J. J. Schmidt versuchte, J. als Adjunkt für ostasiat. Sprachen an die Akademie nach St. Petersburg zu berufen. Sein plötzlicher Tod machte diesen Plan zunichte und stürzte J. in größte Bedrängnis. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Lehrer in Heidelberg, Freiburg i. Br. und Rastatt erhielt er 1851 die Professur für klassische Philologie und Literatur an der Univ. Lemberg. Er las dort außerdem über Sanskrit sowie über vergleichende und allgemeine Sprachwissenschaft. Im Dez. 1852 erhielt er einen Ruf an die Univ. Krakau, wo er 10 Jahre lang wirkte. Bei Gericht fungierte er außerdem als Dolmetscher für Französisch, Englisch, Italienisch, Russisch und Neugriechisch. Er wandte sich in verstärktem Maße wieder den oriental. Sprachen zu. Unter seiner Anleitung wurden in der Hof- und Staatsdruckerei zu Wien kalmück. Typen angefertigt, wodurch er der Philologenversammlung zu Frankfurt a. M. 1861 als Specimen die 10. Erzählung der Märchen des Siddhi-Kûr vorlegen konnte. 1863 kam er als Professor der klassischen Philologie an die Univ. Innsbruck, wo er 23 Jahre lang eine fruchtbare Tätigkeit ausübte. Auch hier weiteten sich seine Vorlesungen auf das Gebiet des Sanskrit, der vergleichenden und allgemeinen|Sprachwissenschaft aus. Er war wohl auch der erste Sprachforscher an der Innsbrucker Universität, der sich der namenkundlichen Erforschung des Landes widmete, das er als begeisterter Bergsteiger durchwanderte. 1866 konnte er einen Sammelband mit 13 Märchen des Siddhi-Kûr herausbringen. 1868 erschien in mongol. Lettern die umfassende Ausgabe „Mongol. Märchen, Die neun Nachtragserzählungen des Siddhi-Kûr und die Geschichte des Ardschi Bordschi Chan, Eine Fortsetzung zu den kalmück. Märchen“. Seine als Rektor 1868 gehaltene Rede „Über Wesen und Aufgabe der Sprachwissenschaft mit einem Überblick über die Hauptergebnisse derselben“ erschien im gleichen Jahr im Druck. Auf der 27. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner in Würzburg 1868 sprach er über „Die griech. Heldensage im Wiederschein bei den Mongolen“ (1869). 1874 leitete er die 29. Versammlung des gleichen Verbandes in Innsbruck.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Wien (1873), d. litauischlit. Ges. Tilsit (1879), d. Asiat. Ges. d. Wiss. London (1883).

  • Werke

    Weitere W u. a. Vocabularium Calmuccico-Russicum et Russico-Calmuccicum (Hs., Berlin, Stiftung Preußisch Kulturbesitz, Staatsbibliothek);
    On the present state of Mongolian researches, 1881;
    Sprachkenntniß, Sprachwiss., Philol., Resultate d. Sprachvergleichung, in: Österr. Bll. f. Lit. u. Kunst (Beil. d. Amtl. Wiener Ztg.), 1853;
    Zu Thukydides I. 39, in: Neue Jbb. f. Philol. u. Päd. 83, 1861, S. 168. -
    Teilnachlaß in Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.

  • Literatur

    Zs. f. Österr. Gymnasien 37, 1886, S. 951-55;
    Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 37, 1887, S. 168-72;
    Bursian-BJ 9, 1887, S. 177-202;
    V. Gasser, Erstes Biogr.-lit. Schriftsteller-Lex. v. Tirol II, o. J., S. 136-40 (hs. Ex. im Mus. Ferdinandeum, Innsbruck);
    L. Heizmann, Dr. B. J., Eine Biogr., o. J. (ca. 1925) (P);
    R. Muth, in: Acta Philologica Aenipontana 1, 1962, S. 28 ff.;
    K. Jax, in: Veröff. d. Mus. Ferdinandeum Innsbruck 31, 1951, S. 397;
    Wurzbach X (W).

  • Porträts

    Brustbild, Abb. b. Heizmann, s. L;
    Ehrendenkmal mit Bronzebüste (Innsbruck, Westfriedhof), Abb. ebd.

  • Autor/in

    Hermann M. Ölberg
  • Zitierweise

    Ölberg, Hermann M., "Jülg, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 642-643 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117220973.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA