Lebensdaten
1868 – 1938
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Germanist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 11710132X | OGND | VIAF: 27839796
Namensvarianten
  • Jellinek, Max H.
  • Jellinek, Max Hermann
  • Jellinek, Max H.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Jellinek, Max Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11710132X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (s. 1);
    B Georg (s. 2), Emil (s. 6); ledig;
    N Walter (s. 5).

  • Biographie

    J. studierte seit 1885 an der Univ. Wien. Angeregt durch Gymnasialunterricht im Mittelhochdeutschen, hatte er sich bereits als Schüler Kenntnisse in der deutschen Philologie erworben und die erhaltenen Teile der Wulfilanischen Bibelübersetzung gelesen. Während des Studiums beschäftigte er sich mit Sanskrit unter Gg. Bühler, E. Hultzsch und J. Kirste und hörte sprachvergleichende Vorlesungen bei R. Meringer. Sein Hauptinteresse galt jedoch der deutschen Philologie. Er wurde vor allem durch R. Heinzel geprägt, dem er sich später in langen Jahren der Freundschaft stets verpflichtet fühlte, doch hat er auch in J. Minors Seminar gearbeitet. Nach der Promotion zum Dr. phil. (Wien 1889) war er im Wintersemester 1889/90 in Heidelberg Hörer Hermann Osthoffs und Wilh. Braunes. In der Folgezeit galt J.s Interesse der german. Grammatik: Er befaßte sich mit den Fragen der german. Auslautgesetze und wurde 1892 in Wien mit der Arbeit „Beiträge zur Erklärung der german. Flexion“ (1891) habilitiert. 1900 zum ao. Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Univ. Wien ernannt, wurde J. 1906 o. Professor. Nach seiner Emeritierung 1934 lehrte er noch 2 weitere Jahre an dieser Universität.

    Mit seiner Vorlesung über neuhochdeutsche Grammatik (1892/93) begann J.s lebenslange Beschäftigung mit diesem Arbeitsgebiet. 1894 besuchte er Hermann Möller in Kopenhagen und wurde von diesem mit der Psalmenübertragung des Paul Schede Melissus, des ältesten deutschen Orthographiereformers, näher bekannt gemacht. Er gab dieses Werk 1896 in der Reihe „Nachdrucke deutscher Literaturwerke des 16. und 17. Jh.“ neu heraus und begann eine intensive Beschäftigung mit der Grammatik des älteren Neuhochdeutschen, die in der „Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik von den Anfängen bis auf Adelung“ (2 Bde., 1913 f.) ihren Höhepunkt fand. Dies Hauptwerk J.s ist allerdings keine historische oder grammatische Darstellung der neuhochdeutschen Sprache, wie dies der Titel nahelegen könnte, sondern eine Geschichte der grammatischen Theorie. Der 1. Band bietet eine Übersicht über die Entwicklung gelehrter Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache im genannten Zeitraum; der zweite gibt über die durch die Grammatiker behandelten Probleme Aufschluß, darf also als eine Entwicklungsgeschichte der grammatischen Begriffe und Systeme betrachtet werden. Hier wird erstmalig und mit Erfolg versucht, innere Zusammenhänge zwischen den Arbeits- und Denkweisen der einzelnen Grammatiker aufzudecken. Die Problematik wird in ihrem Werden bis in die Antike zurückverfolgt und unter Bedachtnahme auf die semit. und roman. Philologien nach Originalität und Abhängigkeit durchleuchtet. Doch war das Studium der älteren deutschen Grammatiker für J. kein Neubeginn, sondern konsequente Weiterführung seines Suchens nach der Fundierung sprachlicher Normen im weitesten Sinn. „Denn die Einsicht in die sprachlichen Theorien der Zeit schien ihm ausschlaggebend für die Erkenntnis der Formung einer Hochsprache, Schulsprache, Kunstsprache“ (Zwierzina).

    Zweiter Konzentrationspunkt seines Schaffens war für J. das Urgermanische. 1926 erschien seine „Geschichte der gotischen Sprache“, die in der 3. Auflage von Pauls Grundriß den Beitrag Kluges in der 2. Auflage von 20 Seiten durch eine umfassende Darstellung von 200 Seiten ablöste. „Es war erstaunlich, wie J. diesem … scheinbar erschöpften Gegenstand noch neue Seiten abgewann und neue Einsichten in die Methodik der Erforschung desselben eröffnen konnte, überall anregend und auch über Einzelheiten neues Licht verbreitend“ (Zwierzina). Die Intensität seiner Auseinandersetzung mit dem Germanischen zeigt sich wohl am deutlichsten in J.s letztem, unvollendet gebliebenem Werk, der Bearbeitung des Abschnittes „Germanisch“ im 2. Band des „Grundrisses der indogerm. Sprach- und Altertumskunde“ (1936); doch geben neben den sonstigen zahllosen Abhandlungen und Rezensionen zu diesem Gebiet bereits elf frühe Aufsätze in Paul und Braunes Beiträgen (Bd. 15 u. 16) beredtes Zeugnis von J.s vielfältiger Beschäftigung mit Fragen der alten german. Dialekte.

    Neben linguistischen Themen widmete sich J. auch der altdeutschen Literatur unter Einbeziehung des Gotischen und Altsächsischen. Sein künstlerisches Empfinden wird gelegentlich in der Interpretation und Emendation mittelalterlicher Autoren deutlich. J.s wissenschaftliches Schaffen zeugt von einer umfassenden Aufmerksamkeit auf Text und Sprache und von einem großen Problembewußtsein. Seine in erster Linie linguistische Begabung ließ ihn die schwierigsten Fragen der Sprachgeschichte finden und bewältigen. Trotz der ungeheuren Detailfülle, die seine Arbeiten auszeichnet, tritt doch niemals die übergeordnete allgemeine Problematik in den Hintergrund. So könnte man J. als einen der Wegbereiter der modernen strukturellen Sprachbetrachtung ansehen, wenn er auch in seiner theoretischen Position über die „junggrammatische“ positivistische Disziplin nicht hinausgelangte.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Wien (1919).

  • Werke

    Weitere W u. a. Eigenhändiges Verz. (bis 1911) in Wien, Archiv d. Ak. d. Wiss., Vollst. Verz. (auch d. Rezensionen) v. P. Krämer, ebd. -
    Über d. Sprache d. Fragmenta theotisca u. d. Monseer Glossen, Diss. Wien 1889;
    Die Sage v. Hero u. Leander in d. Dichtung, 1890;
    Ein Kapitel aus d. Gesch. d. dt. Grammatik, 1898. -
    Zahlr. Aufsätze u. Abhh. u. a. in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit.;
    Zs. f. dt. Altertum u. dt. Lit.;
    Zs. f. dt. Wortforschung;
    Euphorion;
    Festschrr. (W. Braune, K. Zwierzina, Kluge, S. Singer II, J. v. Kelle u. R. Heinzel);
    Sammelwerken;
    Periodica d. Wiener Ak. -
    Hrsg.;
    Philipp v. Zesen, Adriatische Rosemund, 1899;
    Friedrich v. Schwaben a. d. Stuttgarter Hs. hrsg., 1904;
    Kleine Schrr. v. R. Heinzel, 1907 (mit C. v. Kraus).

  • Literatur

    K. Zwierzina, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 88, 1938;
    ÖBL (W, L).

  • Autor/in

    Peter Krämer
  • Zitierweise

    Krämer, Peter, "Jellinek, Max Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 393-394 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11710132X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA