Lebensdaten
1544 – 1611
Geburtsort
Neuffen
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
württembergischer Geheimrat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 123988195 | OGND | VIAF: 52611339
Namensvarianten
  • Jäger, Melchior (bis 1581)
  • Jäger von Gärtringen, Melchior
  • Jäger, Melchior (bis 1581)
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Zitierweise

Jäger von Gärtringen, Melchior, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123988195.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Melchior J., Untervogt in N.;
    M viell. Katharina Hauff;
    B Hans J. (1528-83), württ. Rentkammer-Gewölbeverwalter u. -Rechenbanksrat;
    1) Stuttgart 1.8.1570 Agathe ( 1585), Wwe d. Kammerschreibers Heinr. Gaisberg, T d. Stadtschreibers Gabriel Lutz ( 1562) in Weilderstadt u. d. Agathe Eisengrein, 2) Stuttgart 14.8.1586 Anna ( 1594), T d. Hans Christoph v. Berlichingen ( 1561), auf Geltofing, bayer. Oberrichter zu Straubing, u. d. Brigitte Notthafft v. Wernberg, 3) Barbara v. Hangersleben (Hanxleden?) ( 1625/27); Schwager Burkhard v. Berlichingen ( 1623), württ. Haushofmeister, Obervogt zu Cannstatt;
    3 S, 4 T aus 1), u. a. Elisabeth ( Hans Joachim v. Rochau, 1567–1613, Forstmeister zu Urach), 1 S aus 2);
    Stief-T Catharina Gaisberg ( Joh. Ulrich Zasius, 1570, kaiserl. Vizekanzler).

  • Biographie

    Nach dem Rechtsstudium in Tübingen (imm. 21.5.1560) erweiterte J. seine Kenntnisse in Frankreich und bereiste die Niederlande und England. Anfang 1566 trat er als Sekretär in die Stuttgarter Hofkanzlei Hzg. Christophs ein. Begabt, gewandt, fleißig, von gutem Gedächtnis und sehr ehrgeizig, verstand er sich unentbehrlich zu machen; bald wurde er mit wichtigen Aufgaben betraut und in die Regierungsangelegenheiten eingeweiht. Nach Christophs Tod (1568) beriet er die Herzoginwitwe als Mitvormünderin des Nachfolgers Hzg. Ludwig, dessen Lehrer im Lautenspiel J. wurde. Es gelang ihm, Ludwigs Vertrauen zu gewinnen, so daß dieser ihn 1575 zum Kammer-(Kabinetts-)-sekretär ernannte und ihn nach Erreichung der Volljährigkeit (1578) zu seinem Ratgeber machte. Unermüdlich im Dienst des Herzogs bemüht, dem er seine Fehler vorzuhalten sich nicht scheute, vergaß J. den eigenen Vorteil nicht. Ludwigs Gunst schenkte ihm die Lehengüter Ehningen (Unteres Schloß 1580), Gärtringen (zuvor Besitz des Kammersekretärs Franz Kurz, 1581), Höpfigheim (1587), in Stuttgart ein Haus mit großem Garten. Durch Kauf erwarb er 1584 Buchenbach (nur für kurz) und 1606, nach dem Verkauf von Ehningen, das Schloßgut Ebersberg.

    Die von ihm beim Regierungsantritt Hzg. Ludwigs geforderte Beratung durch treue, sachverständige Diener, Verkleinerung des Kreises der Geheimnisträger und geordnete Regierungsführung suchte J. energisch zu verwirklichen, vor allem drang er auf Sparsamkeit und Ordnung in der Verwaltung. Da Ludwig die Regierungsgeschäfte immer mehr seinen Räten überließ, wuchs J.s Einfluß ständig, er wurde zum wichtigsten Mann des Herzogtums, zum „Herzog Melchior“, nützte dies aber zum Wohle des Landes. J., selbst überzeugter Lutheraner, betrieb eine vorsichtig taktierende Politik der Unterstützung der Evangelischen und vermied jeden Konflikt. Er hatte nur das Interesse Württembergs im Auge, darin ganz im Einvernehmen mit den Landständen. 1586 wurde er zum „Geh. Rat von Adel“ ernannt; er war erster Träger dieses Titels in Württemberg.

    Hzg. Ludwigs ganz anders gearteter Nachfolger Friedrich (1593) verzichtete auf die Dienste J.s, der ihm geraten hatte, den Tübinger Vertrag von 1514 zu bestätigen, was dem Herzog im Konflikt mit den Ständen die Hände band. Durch den neuen Ratgeber Matthäus Enzlin in den Hintergrund gedrängt, zog sich J. im Frühjahr 1595 auf sein Gut Höpfigheim zurück, das er ausbaute und kultivierte.

    Mit dem Regierungsantritt Hzg. Johann Friedrichs (1608) wurde J. erneut erster Ratgeber und erlangte nochmals beherrschenden Einfluß. Er vermittelte zwischen Fürst und Landschaft, machte Hzg. Friedrichs Maßnahmen gegen diese rückgängig und entließ dessen Ratgeber und Beamte. Seine restaurative Politik hatte nach seinem bald darauf erfolgten Tod keinen Bestand. J. galt als „redlicher altdeutscher Wirtemberger“, er war bestrebt, Friede, Ruhe und Religion zu erhalten. In seinen Mußestunden dichtete er geistliche Lieder, auch veröffentlichte er ein Gebetbüchlein. Er pflegte die Musik und spielte verschiedene Instrumente. Ein Freund der Baukunst, erstellte er u. a. 1590 das heute noch stehende sog. Jägersche Schlößchen in Neuffen.

  • Literatur

    T. Lotter, Lpr. auf M. J., 1611;
    J. Magirus, Lpr., 1611;
    K. Pfaff, M. J. v. G., in: Wirt. Plutarch I, 1830, S. 1-10;
    L. Th. Spittler, Werke 13, 1837, S. 309 ff.;
    Ch. F. Stälin, Wirt. Gesch. IV, 1873, S. 794;
    W. Bernhardt, Die Zentralbehörden d. Hzgt. Württemberg u. ihre Beamten 1520-1629, 1972.

  • Autor/in

    Robert Uhland
  • Zitierweise

    Uhland, Robert, "Jäger von Gärtringen, Melchior" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 278-279 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123988195.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA