Lebensdaten
1868 – 1900
Geburtsort
Strelnow (Provinz Posen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118711148 | OGND | VIAF: 54943153
Namensvarianten
  • Jacobowski, Ludwig
  • Jacobowski, L.
  • Jacobowski, Ludw.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Jacobowski, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118711148.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. ( um 1887), Kaufm. in St., dann Bes. e. Schuhwarenfabrik in B.;
    M N. N. ( vor 1891).

  • Biographie

    J., dem nur knapp 33 Lebensjahre zugemessen waren, hat sich in dieser kurzen Zeit zu einem literarischen Wirken gezwungen, das imponierend erscheinen muß. 1887 hatte er das Abitur in Berlin bestanden und begann|dort sein Studium (Literaturwissenschaft, Philosophie, Geschichte), das er 1889/90 in Freiburg/Brsg. fortsetzte und im Juni 1891 mit der Promotion abschloß. Zugleich hatte er seinen ersten Roman „Werther der Jude“ (1892, ⁷1920) in zweiter Fassung zu schreiben begonnen, hatte schon 1888 einen ersten Gedichtband „Aus bewegten Stunden“ herausgebracht und im Okt. 1890 mit Richard Zoozmann die Berliner Monats-, bzw. Halbmonatsschrift „Der Zeitgenosse“ begründet. Bis zu seinem Tod wurde er Mitherausgeber von 3 weiteren Zeitschriften, 1898 auch der „Gesellschaft“. Er war außerdem für den „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ tätig und gründete den Berliner Klub für Schriftsteller und Künstler „Die Kommenden“, dessen Leitung sein Freund Rudolf Steiner nach J.s Tod übernahm. In der Zeit von 1890 bis 1900 schrieb J. 21 literarische Werke, edierte 6 Bücher (davon 4 mit der Tendenz „fürs deutsche Volk“) und verfaßte über 100 journalistische Beiträge. Als Student hatte er das klare Berufsziel gehabt, „eine unpolitische Redakteurstellung einzunehmen“ und insgeheim den Wunsch, einst als freier Schriftsteller leben zu können. Aber schon die Wirkung seines ersten Romans riß ihn mitten in die politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen seiner Zeit. „Werther der Jude“, der Verfasser erkannte es selbst, konnte „in allen Lagern nur auf wenig Verständnis stoßen“, zumal J. (im Geleitwort zur 3. Aufl., 1898) schrieb: „… in meinen Anschauungen über die Judenfrage bin und bleibe ich derselbe … Sie zeigen immer nur eine Wegrichtung: Restloses Aufgehen in deutschem Geist und deutscher Gesittung.“ J. wußte, daß die herrschende radikal-nationale Richtung ihm wie anderen Juden „das Schmuckwort ‚Deutsch'“ absprach, aber er glaubte, daß „das Leben, seine Taten, die Geschichte“ einst anders entscheiden würden als „die Menschen“, und deshalb trat er antisemitischen Äußerungen und Tendenzen entschieden entgegen, sei es persönlich, sei es in öffentlichen Auseinandersetzungen mit Ahlwardt und Stoecker.

    Es besteht heute kein Zweifel darüber, daß J.s Werken mehr zeitgeschichtlicher als poetischer Wert bleibt. Fred B. Stern, dem allein es zu verdanken ist, daß J. wieder bekannt geworden ist, sagt deshalb mit gutem Grund, er habe in seiner Monographie nicht eine „literarische Persönlichkeit“, sondern den „Typus der jungen jüdischen Intelligenz um die Wende des 19. Jh. und ihre Zwitterstellung im deutschen Kulturkreis“ dargestellt.

  • Werke

    Weitere W u. a. Klinger u. Shakespeare, Ein Btr. z. Shakespearomanie d. Sturm- u. Drangperiode, Diss. Freiburg 1891;
    Die Anfänge d. Poesie, Grundlegung zu e. realist. Grundlegung d. Poesie, 1890;
    Funken, Neue Dichtungen (1888–90), 1891;
    Offene Antwort e. Juden an Herrn Ahlwardts „Der Eid e. Juden“, 1891;
    Der Juden Anteil am Verbrechen, 1892;
    Der christl. Staat u. s. Zukunft, 1894;
    Diyab d. Narr, Komödie, 1894;
    Aus Tag u. Traum, Neue Gedichte (1891–95), 1895;
    Der kluge Scheikh, Ein Sittenbild aus Nordafrika, 1897;
    Satan lachte u. a. Geschichten, 1897;
    Leuchtende Tage, Neue Gedichte (1896–99), 1899;
    Loki, Roman e. Gottes, 1899, Neudr. d. 2. Aufl. mit Einführung v. F. B. Stern, 1966;
    Neue Lieder d. besten neueren Dichter für’s Volk, 1899;
    Aus dt. Seele, Ein Buch Volkslieder, 1899;
    Ausklang, Neue Gedichte a. d. Nachlaß mit Einl. hrsg. v. R. Steiner, 1901;
    Stumme Welt, Symbole, Skizzen, hrsg. v. dems., 1901;
    Vom dunklen u. vom lichten Leben, hrsg. v. C. Fleischlen, 1911 (Gedichtausw.);
    L. J. „… die ungeteilte Melodie“, Gedichte u. Erzz., ausgew. u. eingel. v. F. B. Stern, 1966;
    - Hrsg.: Dt. Dichter in Ausw. für's Volk, 3 Hh., 1900 f.;
    Die blaue Blume, Eine Anthol. romant. Lyrik, 1901 (mit F. v. Oppeln-Bronikowski).

  • Literatur

    F. B. Stern, L. J., Persönlichkeit u. Werk e. Dichters, 1966 (vollst. W- u. L-Verz., P);
    BJ V (W, L).

  • Autor/in

    Renate Heuer
  • Zitierweise

    Heuer, Renate, "Jacobowski, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 240-241 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118711148.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA