Lebensdaten
1479 – 1537
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Haimendorf bei Nürnberg
Beruf/Funktion
Großkaufmann ; nürnbergischer Ratsherr
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133552772 | OGND | VIAF: 35648427
Namensvarianten
  • Fürer, Christoph
  • Fürer von Haimendorf, Christoph
  • Fürer, Christoph
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Zitierweise

Fürer von Haimendorf, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133552772.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sigmund (1436–1501), Großgrundbes., Kaufm. u. Ratsherr, S d. Sigmund u. d. Walburga Negelein;
    M Anna (1457–87), T d. Herdegen Tucher v. Haimendorf u. d. Maria Pfinzing;
    B Sigmund ( 1547), Großkaufm.;
    28.1.1513 Catharina (1494–1553), T d. Ratsherrn u. Großkaufm. Hans Imhoff (1461–1522) u. d. Catharina Muffel v. Eschenau;
    16 K, u. a. Sigmund (1513–79) u. Christoph (1517–61), beide Großkaufleute; Nachkomme Christoph s. (2).

  • Biographie

    F. gehört zu jenen genialen Persönlichkeiten, die Nürnbergs Blüte am Anfang des 16. Jahrhunderts mitbegründen halfen. Er war der bedeutendste Nürnberger Unternehmer im damaligen Metallgeschäft, das noch seine Söhne betrieben. Nach kurzer Lehrzeit in Venedig vertrat er seit 1498 in der Kupfersaigerhütte zu Gräfenthal (Thüringen) die Interessen seines Vaters, der ein Jahr vorher bei dieser 8000 Gulden für F.s älteren Bruder Sigmund investiert hatte. 1502-37 leitete er die Hütte zu Arnstadt (Kupferproduktion 1527: 10 000 Zentner), verkaufte mit seinem ebenso rührigen Bruder Kupfer vor allem auf dessen Hauptmärkten zu Nürnberg, Magdeburg, Frankfurt am Main, Köln, Aachen und Antwerpen und schloß zur Vermeidung der übermäßigen Konkurrenz 1534 für die 5 Hütten seiner Gesellschaft ein Kupfersyndikat mit den 4 Werken der „Leutenberger Gesellschaft“, nachdem sein Gegner Jakob Welser aus dieser ausgeschieden war. Das Mansfelder Kupfer verdankt F. die Einführung auf den damaligen Weltmarkt. Mit seinem allzu frühen Tode endet die Epoche des großzügigen Aufbaus des Mansfelder Kupferbergbaus durch die Nürnberger. 1513 wurde er in den inneren Rat berufen (1528 ausgetreten). Auch durch seine politischen, wirtschaftlichen und kriegstechnischen Gutachten erwarb er sich im Rat, bei Fürsten und bei König Ferdinand I. Anerkennung. Wenn er auch seit 1512 zum Staupitzkreis zählte, so schloß er sich doch nicht der Reformation an, während sich sein Bruder Sigmund energisch für die Reformation einsetzte. Das von seiner Mutter geerbte Schloßgut Haimendorf sicherte er seiner Familie als Fideikommiß (1546).

  • Literatur

    ADB VIII;
    G. W. K. Lochner, Geschichtl. Stud. 3, Aus d. Leben Ch. F. d. Ä., 1836;
    W. Möllenberg, Die Eroberung d. Weltmarkts durch d. Mansfelder Kupfer, 1911 (mit UB);
    J. Kammann, Ch. F. u. s. Denkwürdigkeiten, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 28, 1928, S. 209-311 (mit Teilabdr. s. Tagebuchs u. s. Gutachten a. d. F.schen Geheimbuch in Haimendorf).

  • Porträts

    Medaille v. L. Krug (?), 1526, danach Ölgem. d. 16./17. Jh. (Schloß Haimendorf);
    Kupf. v. H. Troschel nach Vorlage v. H. W., 1534.

  • Autor/in

    Werner Schultheiß
  • Zitierweise

    Schultheiß, Werner, "Fürer von Haimendorf, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 691 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133552772.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fürer: Christoph F., geb. am 9. Mai 1479, am 29. April 1537, war der Sohn Sigmund Fürer's, des ersten seines Geschlechts, der an Ostern 1501 in den kleinen oder regierenden Rath gewählt worden, aber am 1. Sept. desselben Jahres an einer Operation gestorben war, und seiner zweiten Frau, Anna Tucherin, die ihrem Ehegemahl das Gut Haimendorf zubrachte, von dem sich das Geschlecht noch heute schreibt. Da er selbst seinen Lebensgang aufgezeichnet hat, so weiß man, daß er zuerst die lateinische Schule im heil. Geist-Spital besuchte, dann zu einem Schreiblehrer, Bernhart Hirschfelder, der Guldenschreiber genannt, hierauf zu einem Rechenmeister, Ruprecht Kolberger, in Unterricht gegeben wurde, worauf ihn sein Vater, da er sich dem Geschäftsleben widmen sollte, 1492 als etwa 13jährigen nach Venedig schickte, um dort die Handlung zu erlernen. Nach dreijähriger Lehrzeit ließ ihn sein Vater wieder nach Nürnberg kommen und schickte ihn, um eine Probe zu machen, mit 3000 Dukaten wieder hinein, welche Probe er gut bestand und mit diesem Geld ziemlich glücklich war. Hierauf that ihn, als 18—19jährigen Jüngling, sein Vater auf die Hütten von Gräfenthal und später nach Eisleben, um dort die Angelegenheiten seines Hauses, das einen sehr bedeutenden Handel mit Hüttenproducten trieb, zu wahren, und vom 21., als sein Vater starb, bis 33. Lebensjahre, führte er zu Nürnberg den gesammten Arnstädter Handel des Hauses. Dabei hatte er Gelegenheit, seine in Venedig erwachte Neigung zu kriegerischer Thätigkeit zu befriedigen, theils in ernstlichem Kriege 1504 gegen Landshut, und 1508 im Interesse des Kaisers gegen Venedig, theils in Gesellenstechen, deren er selbst gedenkt. Am 28. Jan. 1512 heirathete er Katharina, Hannsen Imhof's und Katharina Mufflin Tochter, von welcher Ehe das noch jetzt bestehende Geschlecht abstammt. An Ostern 1513 kam er, zuerst als Alter Genannter, in den Rath, dem er bis 1528 angehörte, und war in dieser Stellung gleich anderen des Raths auf mancherlei Weise thätig, ging 1515 als Rathsbotschaft zu Kaiser Max, war 1518 Hauptmann zu Heimburg, zog als Oberster der Stadt 1519 gegen den Herzog Ulrich von Würtemberg, wohnte auch 1525 dem Religionsgespräch bei, meldete aber schon 1526 sich zum Austritt an, der ihm jedoch erst 1528 gewährt wurde. Als Gründe dafür gibt er die Geschäfte seines Hauses an, die sich bei seiner Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten eher verschlimmert als gebessert hätten, und die Unlust, in den religiösen Streitigkeiten Partei zu nehmen. Unstreitig war letzteres das für ihn entscheidende Motiv. Als ein wirklich frommer Mann und mit klarem Blick die beiden Parteien, die neue Lehre und den alten Glauben unbefangen würdigend, verkannte er die Schwächen der einen eben so wenig als die der anderen, an der ihm zumal das übergroße Gewicht anstößig war, das auf den bloßen Glauben gelegt wurde. Hiervon geben zahlreiche Briefe und Bedenken Zeugniß, die er in seinem Geheimbuch niederlegte. Daß er in dieser zuwartenden Stellung sich nicht zum Haupt einer Partei aufwarf, noch überhaupt Opposition machte, die nur fruchtlos gewesen wäre, ist begreiflich, während sein älterer Bruder Sigmund, seit 1500 mit Barbara, Fritz Holzschuher's Tochter, verheirathet, aber erst 1518 in den Rath gewählt, ein eifriger Parteigänger der neuen Richtung und auch sonst ein thätiger Beförderer aller neuen Einrichtungen war, von denen er sich um das Armenwesen namentlich wesentlich verdient machte. Doch standen beide Brüder einander nicht feindlich entgegen und gingen namentlich in Einem Punkte, nämlich in der Förderung des Klosters Gnadenberg, Hand in Hand, so daß sie es nicht nur ummauern ließen, weshalb die Aebtissin Katharina Königsfelderin, als sie 1518 die Rechnung einschickte, sie die zweiten Begründer und Stifter dieses Klosters nannte, sondern auch die Klosterkirche, die, wie noch aus den Ruinen zu erkennen, einst ein stattlicher Bau gewesen war, hauptsächlich aus ihren Mitteln neu aufführen ließen. Sigmund F., kinderlos gestorben, überlebte seinen Bruder Christoph um 10 Jahre, der bis nahe an sein Ende mit Rathschlägen und Bedenken, das gemeine Beste betreffend, unermüdet beschäftigt war. Er starb, wie oben gesagt, am 29. April 1537 zu Haimendorf, begraben zu Gnadenberg, in Ehren gehaltener Ahnherr seines Geschlechts.

    • Literatur

      Will, Münzbelustig. II. 97. — In meinen geschichtlichen Studien, Nbg. 1836. 8.: Aus dem Leben Christoph Fürer's des Aelteren, S. 68 ff.

  • Autor/in

    Lochner.
  • Zitierweise

    Lochner, Georg Wolfgang Karl, "Fürer von Haimendorf, Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 206-207 unter Fürer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133552772.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA