Lebensdaten
1892 – 1952
Geburtsort
Hannover
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker ; Bühnenbildner ; Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118551507 | OGND | VIAF: 39418306
Namensvarianten
  • Gassner, Joe (seit 1941 in den USA)
  • Gassner, Joe (Pseudonym)
  • Böttner, Karl (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Hirsch, Karl Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551507.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Salomon (1866–1916), Dr. med., Sanitätsrat in H., S d. Isaak (* 1836), Kaufm., Schriftsteller (Ps. Naphtali Simon) in H. (s. Brümmer), u. d. Martha Kohn;
    M Marie (1870–1921), T d. Samuel Marx (1845–1909), Hopfengroßhändler in Nördlingen, u. d. Margolith Kohn (Schw. d. Martha, s. oben);
    Ur-Gvv Samson Raphael (s. 3);
    Ov Artur Bodanzky (1877–1939), seit 1915 musikal. Leiter d. dt. Oper d. Metropolitan Opera in New York (s. Riemann);
    Om Heinrich u. Hugo Marx, Inh. d. gleichnamigen Bankhauses in M. bis 1938;
    - 1) 1916 ( 1929) Auguste (Gulo) Lotz (1889–1947), Ärztin, 2) 1929 ( 1942) Helen Frischen (Ps. Wera Carus, Dr. med., * 1888, gesch. v. Carl Weidemeyer, * 1882, Maler, Architekt u. Graphiker in Worpswede, entwarf d. „Bremer Spielzeug“ f. d. Vereinigten Werkstätten in Bremen, s. ThB), Ausdruckstänzerin, T d. Großkaufm. Frischen in Bremen u. d. N. N. Carus, 3) München 1948 Ruth (* 1912), T d. Rechtsanwalts u. Notars Dr. jur. Walther Niemann u. d. Claire Eichler;
    1 S aus 2).

  • Biographie

    Nach Besuch des Lyzeums II in Hannover schickten die Eltern den nur an Musik und Malerei interessierten H. nach München, wo er 1909-12 an der Malschule Debschitz ausgebildet wurde. Ein nachhaltiges Erlebnis waren für ihn, dessen sehnlichster Wunsch es gewesen war, Musiker zu werden, die Kompositionen Gustav Mahlers. Im Café Stephanie lernte er die Dichter um Heinrich Mann und Lotte Pritzel kennen. Im Sommer 1912 setzte er seine Studien in der Malerkolonie Worpswede fort, danach bis 1914 in Paris, wo er in der Schule von Maurice Denis ging. 1914 ließ sich H. in Worpswede als Maler nieder und kehrte auch nach der Übersiedlung nach Berlin (1915/16), seiner Militärzeit|(1916-18) und auch später immer wieder dorthin zurück. Zwischen 1912 und 1924 entstanden zahlreiche, heute verschollene expressionistische Ölbilder neben Radierungen, Holzschnitten und Lithographien. Am Anfang seines graphischen Oeuvres stehen Radierungen zum Marienleben Rilkes und zur Legende des Baal Schem von Martin Buber, am Ende Lithographien zu den Sinfonien Gustav Mahlers (1921), als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens, das dem Expressionismus Schöpferkraft und Ausdrucksstärke verdankt. H. war Mitarbeiter expressionistischer Zeitschriften, vor allem der „Aktion“ und der „Schönen Rarität“ (Ausstellungen in München, Hannover und Berlin). Als Mitglied des „Rates geistiger Arbeiter“ im November 1918 wurde er Mitbegründer der „Novembergruppe“, einer Künstlergemeinschaft, die für die Ideen der Revolutionierung und Sozialisierung von Kunst und Gesellschaft wirkte. H. war mit seinen Manifesten, Gedichten und Holzschnitten einer der Wortführer der Gruppe. 1918-22 wirkte er an der Volksbühne Berlin als Chef des Dekorations- und Kostümwesens sowie als künstlerischer Beirat und schuf zu 33 Stücken, vor allem Inszenierungen expressionistischer Dramen (unter anderem G. Kaisers „Gas“), die Bühnenentwürfe und Kostüme. Daneben entwarf er Filmdekorationen. Mit dem Ende des Expressionismus wandte sich H. allmählich ganz der Schriftstellerei zu. Nach der Trennung von Worpswede lebte er vor allem in Italien und Frankreich und schrieb für Zeitungen Aufsätze, Feuilletons, Reiseberichte und Geschichten. Sein Roman „Kaiserwetter“ (1931) machte ihn als Schriftsteller berühmt: Er schildert in geschliffener Prosa die Geschichte des kaiserlichen Vorkriegsdeutschland vor der Kulisse der Provinzialhauptstadt Hannover und verwebt darin die Geschichte seiner eigenen Jugend mit den zeitkritischen Perspektiven der 20er Jahre. Ein 2., bereits abgeschlossener Band konnte 1933 nicht mehr erscheinen und ging später verloren. Schon H.s liebenswerte Erzählung „Felix und Felicia“ (1933) mußte unter dem Pseudonym K. Böttner herausgebracht werden. Die nationalsozialistischen Machthaber verboten seine Bücher. H. ging Ende Dezember 1934 in die Emigration, zunächst in die Schweiz, 1936 nach Amerika, wo er in New York das bittere Schicksal eines Ausgestoßenen, von seiner Heimat getrennten Künstlers erlebte. Unter dem Namen Joe Gassner war er Redakteur (Film- und Theaterkritik) der „Neuen Volkszeitung“. 1942-47 arbeitete er als Angestellter des Civil Service für die amerikanische Briefzensur (bis 1945 in New York, dann in München). 1948 kehrte er endgültig nach Deutschland zurück und lebte bis zu seinem Tode in München. Sein in Briefform geschriebenes Bekenntnis „Heimkehr zu Gott“ (1946, ²1967) erzählt die Geschichte seines Lebens und seiner Konversion zum protestantischen Glauben. Die Hoffnung H.s, in Deutschland als Schriftsteller erneut wirken zu können, ging nicht mehr in Erfüllung. Ein umfangreiches literarisches Werk – Romane, Erzählungen, autobiographische Aufzeichnungen –, das in den letzten Jahren entstand, blieb ungedruckt.

    H.s expressive Bilder, graphische Blätter und Bühnenentwürfe zeigen ein starkes Formgefühl und eine besonders illustrative Begabung. Dieses Frühwerk ist heute so gut wie unbekannt, weil fast alle Bilder nach 1933 verlorengingen, so daß H., der sich neuer künstlerischer Ausdrucksmittel bediente, von der Wiederentdeckung des Expressionismus nach 1945 kaum profitieren konnte.

  • Werke

    Weitere W Revolutionäre Kunst, 1919 (Zeichnungen u. Lyrik);
    Acht unveröff. Originalholzschn., 1919, = Der schwarze Turm 4;
    Acht Radierungen zu Liedern Gustav Mahlers, 1921 (entstanden 1915);
    - Holzschn. in expressionist. Zss. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Ak. d. Künste, Berlin (West).

  • Literatur

    Die Aktion 6, Nr. 24/25 v. 17.6.1916 (K.-J.-H.-Heft);
    K. J. H., Ausstellungskat. d. Ak. d. Künste [Berlin (W), bearb. v. W. Huder], 1967 (P);
    W. Huder, K. J. H., Ausstattungschef d. Berliner Volksbühne …, in: Dt. Bühnenjb. 76, Spielzeit 1967/68, S. 109;
    H. Kliemann, Die Nov.gruppe, 1969 (P);
    ThB;
    Vollmer;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Porträts

    3 Selbstbildnisse (Holzschn.) in: Die Aktion 1916, s. L, 1918 u. in: Die Schöne Rarität 1, 1917;
    Ölgem. v. G. Tappert, im Bes. v. Annaliese Tappert (Berlin), Abb. b. Kliemann, s. L.

  • Autor/in

    Paul Raabe
  • Zitierweise

    Raabe, Paul, "Hirsch, Karl Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 208-209 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551507.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA