Lebensdaten
1807 – 1871
Geburtsort
Wilhams (Allgäu)
Sterbeort
Weitnau (Allgäu)
Beruf/Funktion
Begründer der Allgäuer Weichkäserei
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119478552 | OGND | VIAF: 32807581
Namensvarianten
  • Hirnbein, Karl
  • Hirnbein, Carl

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Hirnbein, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119478552.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1767–1840), hohenegg. Gerichtsschreiber in Weitnau, Lehrer in Sibratshofen, Gemeindevorsteher in Wilhams;
    M Franziska Eldracher;
    Missen/Allgäu 1840 Anna, T d. Gastwirts Heim im Weiler;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    H. besuchte die Realschule in Kempten. Schon frühzeitig wurde er sich bewußt, daß dem aufgrund seiner natürlichen Bedingungen armen Allgäu nur eine Grünlandwirtschaft anstelle des bisher überwiegenden Feldbaues wirtschaftlichen Aufschwung verschaffen könne und daher zu ihrer Nutzung Herstellung von Käse für den Verkauf nötig sei. Darum reiste H. (1828 oder 1829) in die Niederlande, wo er beobachten konnte, daß die Holländer und Belgier mit geringen Milchmengen besseren und haltbareren Weichkäse billiger herstellten, als es im Allgäu der Fall war. Er beschloß, die Limburgerkäserei im Allgäu einzuführen. – Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es H., um 1837 in Weitnau eine Dorfsennerei anstelle der bisherigen Hauskäsereien einzurichten. Reisende vertrieben den dort hergestellten Käse bis nach Franken und Sachsen. Neben politischer Tätigkeit 1848/49 und als Abgeordneter der Liberalen im bayerischen Landtag 1859-63 schuf H. durch den Erwerb ausgedehnter Alpenländereien weitere Möglichkeiten, Käse herzustellen. 1842 studierte er die Käsefabrikation in Bern, in der französischen Schweiz und im Emmental; 1843 weilte er in Neuchâtel, Basel und Straßburg, 1846 in Rotterdam. Er führte neue Methoden der Güllebereitung, der Entwässerung, der Alpbewirtschaftung ein und brachte aus Bern, Graubünden und Appenzell schweizerisches Zuchtvieh ins Allgäu. Schon 1843 galt er als einflußreichster Milchkäufer und -händler, der 100 eigene Sennereien besaß. Das Verdienst H.s um die allgäuer Milchwirtschaft liegt nicht zuletzt in seiner zielbewußten Ausdauer begründet. Es bedurfte einer jahrzehntelangen alles neu gestaltenden Arbeit, um die den klimatischen Verhältnissen des Allgäus entsprechende Wirtschaftsform und eine rationelle Milchverwertung durch Erzeugung von Käse nach Limburger und Emmentaler Art zu erreichen. Diese Leistung H.s ist als das bedeutendste Ereignis für die allgäuer Wirtschaft im 19. Jahrhundert bezeichnet worden. Durch H. ist das Allgäu aus mißlichen wirtschaftlichen Verhältnissen heraus zu Ansehen und Wohlstand gelangt. Es wurde das klassische Land der Milchwirtschaft in Süddeutschland. Unzähligen Bauern im Allgäu schuf H. so eine auskömmliche Existenz.

  • Literatur

    K. Frhr. v. Andrian-Werburg, in: Lb. a. d. Bayer. Schwaben IX, 1966, S. 308-29 (L, P).

  • Autor/in

    Klaus Freiherr von Andrian-Werburg
  • Zitierweise

    Andrian-Werburg, Klaus Freiherr von, "Hirnbein, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 204 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119478552.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA