Lebensdaten
1836 – 1919
Geburtsort
Potsdam
Sterbeort
Harnecop bei Wriezen Kreis Freienwalde/Oder
Beruf/Funktion
preußischer Generalfeldmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116364718 | OGND | VIAF: 111992975
Namensvarianten
  • Haeseler, Gottlieb Ferdinand Albert Alexis Graf von
  • Haeseler, Gottlieb Graf von
  • Haeseler, Gottlieb Ferdinand Albert Alexis Graf von
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Zitierweise

Haeseler, Gottlieb Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116364718.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexis (1801–89), auf Wriezen, preuß. Major u. Landrat, S d. Aug. Ferd. (preuß. Gf. 1790), Freier Standesherr auf Groß-Leuthen/Lausitz, u. d. Charlotte Gfn. v. Beust;
    M Albertine (1812–67). Erbin v. Harnecop, T d. Gg. v. Schönermarck (1783–1851), auf Harnecop, preuß. Gen.-Major (s. Priesdorff VI, S. 89 f., P), u. d. Albertine Sophie Hering (T d. Chrstn. Benj. H., 1750-1826, Groß-kaufm., Tabakfabr., Großgrundbes.);
    Urur-Gvv Heinr. Gf. v. Podewils ( 1760), preuß. Kriegsmin.;
    Ur-Gvv Joh. Aug. v. H. (1724-63), preuß. Gesandter in Kopenhagen 1751–57, Carl Leopold Gf. V. Beust (1740–1827), kursächs. WGR, Gen.-Salinendir., dann Staatsmin. d. Ghzgt. Frankfurt, zuletzt sachsen-altenburg. Landschaftsdir.;
    Ov Eduard (1799–1879), preuß. Oherschloßhauptm.; Cousine Helene ( 1849 Botho v. Hülsen, 1815–86, Gen.-Intendant d. Hofschauspiele in Berlin); - ledig;
    N Dietrich Gf. v. Hülsen-Haeseler (1852–1908), Gen. d. Inf., Chef d. Mil.kab.

  • Biographie

    H. lenkte früh die Aufmerksamkeit des Prinzen Friedrich Karl von Preußen auf sich (seit Juli 1860 dessen Adjutant). Diese Begegnung hat den Werdegang H.s entscheidend bestimmt. Nach den Kriegen 1864/66, an denen er im Stabe des Prinzen teilgenommen hatte, wurde er nach einjährigem Truppendienst als Eskadronschef im Husaren-Regiment Nummer 15 im März 1868 1. Generalstabsoffizier im III. Armeekorps. Er wurde nun mit verschiedenen organisatorischen Aufgaben betraut, den Vorarbeiten für die Mobilmachung, den Truppenübungen, der Anlage der Generalstabsreisen und schließlich der Durchführung der Mobilmachung im Juli 1870. Als sich Bazaine nach der Niederlage bei Vionville und Gravelotte nach Metz zurückgezogen hatte, wurde H. beim Oberkommando des Prinzen Friedrich Karl dem Stabe zugeteilt, dem die Einschließung der Festung und die Abwehr feindlicher Ausfälle oblag.

    Seit 1874 Kommandeur des Ulanen-Regiments Nummer 11, wurde H. 1879 mit der Leitung der Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Großen Generalstab betraut. 1890 wurde er Kommandierender General des neu aufgestellten XVI. Korps in Lothringen. Wegen Erreichung der Altersgrenze wurde er 1905 pensioniert (1907 Generalfeldmarschall), im 1. Weltkrieg erhielt er kein Kommando mehr, hielt sich jedoch als Beobachter bei seinem XVI. Korps auf.

    H.s Bedeutung liegt vor allem in der kriegsmäßigen Ausbildung der Truppen in einer langen Friedenszeit. Er gehörte zu jenen Offizieren, die bereit waren, aus den Erfahrungen des Krieges 1870/71 zu lernen. H. war davon überzeugt, daß ein künftiger Krieg eine andere strategische und taktische Planung sowie auch eine andere Erziehung des Offizierkorps und der Mannschaften erfordere. Er traf sich in dieser Anschauung mit seinem Schüler Colmar von der Goltz. Seine Vorstellungen kreisten um drei Zentralprobleme: die Loslösung von der starren Form des Festungskrieges, Erhöhung von Beweglichkeit und Offensivkraft des Operationsheeres und endlich die Erziehung des Einzelkämpfers zu größerer Selbständigkeit.

    Die strategische Planung verdankt H. wertvolle Anregungen. Was später Graf Schlieffen durchführte, hat H. bereits in den 80er Jahren geraten, im Falle eines Mehrfrontenkrieges den Schwerpunkt der Kriegführung nicht mehr im Osten, sondern im Westen zu bilden. Die Bedeutung der modernen Technik für die Kriegführung hat H. allerdings mehr geahnt als in der vollen Tragweite erkannt. H. hat sehr viel für die Ausbildung der Kavallerie getan, ihren Hauptwert nicht in der Attacke, sondern in der Aufklärung gesehen. Es ist ihm kaum als Vorwurf anzurechnen, daß auch er noch die Bedeutung der Kavallerie in einem modernen Krieg überschätzt hat; es ist in keinem Land klar erkannt worden, daß die große Zeit der Kavallerie zu Ende ging.

    H.s besondere Leistung liegt in seinen Ausbildungsmethoden. Er war davon überzeugt, daß schon in Friedenszeiten an den Offizier, die Mannschaften, Pferde und das Material kriegsmäßige Anforderungen gestellt werden müßten. Ihm kam es dabei vor allem darauf an, die physische, moralische und seelische Widerstandskraft so zu steigern, daß sie auch der Belastung im Kriege gewachsen war. Er hat mit seinen Truppen Marschleistungen vollbracht, die früher undenkbar gewesen wären. Er scheute nicht einmal davor zurück, bei Übungen und Manövern körperliche Verletzungen und bedeutende Sachschäden zu riskieren, um einer kriegsmäßigen Situation möglichst nahezukommen. Die offenbare Einseitigkeit und Übertreibung, mit der er vorging, fand begreiflicherweise weder bei seinen Untergebenen noch im höheren Offizierkorps ungeteilten Beifall. Aber H. hat niemals seine eigene Person geschont. Bei aller Strenge im Dienst besaß er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. So gelang es ihm, aus dem XVI. Korps eine Mustertruppe zu bilden. H. gehörte noch jenem Typus des preußischen Offiziers an, dem die Sache alles, der Schein nichts galt. Für seine Überzeugungen trat er unbedingt ein. Als Mitglied des preußischen Herrenhauses hat er gegen das gegen die Polen gerichtete Sprachengesetz öffentlich Stellung genommen.|

  • Auszeichnungen

    Pour le mérite, Schwarzer Adlerorden.

  • Werke

    Zehn J. im Stabe d. Prinzen Friedrich Karl, 3 Bde., 1910-15.

  • Literatur

    G. Gf. v. H., Ein dt. Soldatenleben unter vier Königen, 1903 (anonym);
    P. Bey, Unter Gf. v. H., 1905 (P);
    E. Buchfinck, FM Gf. v. H., 1929 (P);
    H. Maß, in: DBJ II, S. 412-10 (u. Tl. 1919, L).

  • Autor/in

    Heinz Kraft
  • Zitierweise

    Kraft, Heinz, "Haeseler, Gottlieb Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 452-453 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116364718.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA