Lebensdaten
1736 – 1822
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Quedlinburg
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11752011X | OGND | VIAF: 27850664
Namensvarianten
  • Hermes, Johann August
  • Hermes, J. A.
  • Hermes, Jean Auguste
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Zitierweise

Hermes, Johann August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11752011X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Tobias (1706–50), Feldprediger, dann Pastor an St. Jakob in M., S d. Pastors Daniel in Trebenow u. d. Sabine Hering;
    M Anna, T d. Oberpfarrers Ernst Dietrich Lilie ( 1726) in Schwedt u. d. Maria Kath. Seip;
    Groß-Om Phil. Seip (1686–1757), Leibmedikus in Pyrmont, Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss.;
    Vt Joh. Timotheus (s. 2), Anton Ludw. Seip (1723–1806), meckl. WGR u. Staatsmin.;
    1) 1760 N. N. ( 1784), 2) 1765 N. N., T d. Ratskämmerers u. Kaufm. Daniel in Qu.;
    4 S, 2 T.

  • Biographie

    Schüler des Klosters Bergen bei Magdeburg unter dem pietistischen Abt Steinmetz, in Halle sich aber dem Pietismus entfremdend, wandte sich H. der dort siegenden und richtungweisenden Neologie zu. Sehr früh schon – seit 1757 – betätigte er sich von verschiedenen Mecklenburger Pfarrämtern aus als Erbauungsschriftsteller einer milden Aufklärungsfrömmigkeit für „reine Gotteserkenntnis“, für „Ausübung der Tugend“ und „für wahre Gottseligkeit“. Er verwirklichte als Theologe J. J. Spaldings neue homiletische Konzeption einer „dogmenfreien Predigt“, einer Aufsaugung der dogmatischen durch moralische Gesichtspunkte. Nur durch Übernahme eines Pastorats in Jerichow (nördlich Magdeburg) entging er einer peinlichen Untersuchung wegen Bestreitung der Lehre vom stellvertretenden Leiden Christi, die er in den von ihm herausgegebenen „Wöchentlichen Beiträgen zur Beförderung der Gottseligkeit“ (2 Bände, Wismar 1771 f.) vertreten hatte. Im preußischen Kirchendienst unbehelligt, verfaßte er sein „Handbuch der Religion“ (Berlin 1779, ²1780, Porträt, mehrere Übersetzungen). Es trug ihm den Ruf als Oberprediger in Ditfurt und 1780 als Oberprediger und Konsistorialrat der Stiftsgemeinde in Quedlinburg ein. Seine aufrichtige und schlichte Frömmigkeit, ein getreuer Spiegel dessen, was in der Aufklärungsfrömmigkeit – wenn auch oft pathetisch – gelebt und geglaubt wurde, fand Ausdruck in seinem Unsterblichkeitslied „Ich lebe nicht für diese Erde“ und in seinem bekannteren Passionslied „Ach, sieh ihn dulden, bluten, sterben“. Beide Lieder fanden in seinem Gesangbuch für das Stift Quedlinburg Aufnahme, das er in diesem mild-neologischen Geist 1787 herausgab.

  • Auszeichnungen

    D. theol. (Leipzig 1914).

  • Werke

    Weitere W Communionbuch, 1783, ⁴1793;
    Lehrb. d. Rel. Jesu, 1798, ³1822;
    Btrr. z. Verbesserung d. öff. Gottesdienstes, 2 Bde., Leipzig 1785-88 (hrsg. mit G. N. Fischer u. Chr. G. Salzmann).

  • Literatur

    ADB XII;
    Meusel, Gel. Teutschland (W-Verz.);
    Koch VI, 247;
    RGG³.

  • Autor/in

    Erich Beyreuther
  • Zitierweise

    Beyreuther, Erich, "Hermes, Johann August" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 668-669 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11752011X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hermes: Johann August H., evangelischer Theologe der Aufklärungszeit, wurde am 24. August 1736 zu Magdeburg als Sohn eines Predigers geboren, war Schüler zu Klosterbergen, das damals unter dem Abte Steinnetz blühte, und bezog dann die Universität Halle. Schon auf der Schule, noch mehr aber in Halle, wo er durch den älteren Knapp am Waisenhaus Beschäftigung bekam, fühlte er sich von dem damals herrschenden Pietismus abgestoßen; er wandte sich darauf immer entschiedener der auskommenden sogen, freieren Richtung zu, die an ihm einen in weiten Kreisen geachteten Vertreter gefunden hat. Nachdem er seit dem J. 1757 einige kleinere Pfarrämter im Mecklenburgischen bekleidet hatte, ward er im J. 1765 Propst zu Wahren daselbst. Hier gab er „Wöchentliche Beiträge zur Beförderung der Gottseligkeit“ heraus. Als er in diesen die kirchliche Lehre von dem stellvertretenden Leiden Jesu angriff und nicht lange darauf die Frage, ob Christus für die zeitlichen Strafen unserer Sünde genug gethan habe, in verneinendem Sinne behandelte, leitete das Consistorium, bei dem er verklagt worden war, im J. 1773 eine Untersuchung gegen ihn ein. Während diese schon im Gange war, aber weil H. krank wurde, nicht weitergeführt werden konnte, erhielt er einen Ruf als Pastor nach Jerichow bei Magdeburg, kam dann im J. 1777 nach Ditfurth bei Quedlinburg und von hier im J. 1789 als Oberprediger und Consistorialrath nach Quedlinburg. Zu Ditfurth hatte er sein bekanntestes Werk, das „Handbuch der Religion“, ausgearbeitet, das zuerst im J. 1779 erschien und hernach noch drei Auflagen erlebt hat, auch in mehrere fremde Sprachen übersetzt ist. Eine französische Uebersetzung verfertigte die Königin Elisabeth Christine von Preußen (vgl. Bd. VI. S. 36). H. wollte in diesem Buche gebildeten Lesern eine klare Ansicht von der Religion überhaupt und ihren einzelnen Lehren geben. Die gute Aufnahme, die es fand, bezeugt, daß es damals dem Bedürfnisse vieler entsprach; er dankt diesem Buche auch wegen des Antheiles, mit welchem die Aebtissin Ainalia es gelesen hatte, seine Beförderung nach Quedlinburg. Hier wurde er|dann, als Friedr. Eberh. Boysen ( 4. Juni 1800; vgl. Bd. III. S. 226 f.) im J. 1799 pensionirt war, Oberhofprediger und Pastor der Stiftsgemeinde. Als das Consistorium im J. 1808 aufgelöst wurde, ward er Superintendent (im Königreich Westfalen). Im J. 1812 ward er als Pastor pensionirt, behielt aber, auch als Quedlinburg wieder preußisch wurde, die Consistorialgeschäfte, bis er wegen zunehmenden Alters im J. 1821 auch von diesen dispensirt wurde. Er starb, 85 Jahre alt, am 6. Januar 1822. — In seinem „Handbuche der Religion“ hat er auch vier eigene Lieder veröffentlicht, von denen eines, ein Unsterblichkeitslied, schon 1772 in seinen „Beiträgen“ erschienen war. Im J. 1787 gab er für das Stift Quedlinburg ein Gesangbuch heraus, in das er seine eigenen Lieder mehrfach überarbeitet aufnahm. Sein Unsterblichkeitslied, das in der letzten Ueberarbeitung, die er ihm zu Theil werden ließ, mit den Worten: „Ich lebe nicht für diese Erde“, beginnt und das man an seinem Grabe sang, und sein Passionslied: „Ach sieh ihn dulden, bluten, sterben“, finden sich noch in mehreren neueren Gesangbüchern.

    • Literatur

      Sein Freund A. H. Niemeyer veröffentlichte einen Nekrolog von ihm in Vater's Jahrbuch der häuslichen Andacht u. s. f. für das Jahr 1823. — Heinrich Döring, Die deutschen Kanzelredner des 18. und 19. Jahrhunderts, S. 124 f., wo sich auch ein Verzeichniß seiner zahlreichen Schriften befindet. Rambach, Anthologie, Bd. V. S. 282 ff.; hier die beiden angeführten Lieder. Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl. Bd. VI. S. 247 f.

  • Autor/in

    Bertheau.
  • Zitierweise

    Bertheau, Carl, "Hermes, Johann August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 198-199 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11752011X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA