Lebensdaten
1822 – 1899
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schauspieler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116691069 | OGND | VIAF: 15526453
Namensvarianten
  • Helmerding, Carl Heinrich
  • Helmerding, Karl Heinrich
  • Helmerding, Karl
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Zitierweise

Helmerding, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116691069.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilh. Gottlieb (1783–1866), Schlossermeister, S d. Schmiedemeisters Frdr. Wilh. in Bückeburg;
    M Carol. Christiane (1779–1840), Wwe d. Schlossermeisters Dav. Wilh. Spiller, T d. Schlossermeisters Joh. Frdr. Droege in B. u. d. Christiane Luise Lehmpfuhl;
    1855 Anna Christiane (1831–1903, kath.), T d. Chirurgen Wilh. Schiffer in Düsseldorf;
    2 S, 3 T, u. a. Fritz (1859–1947), Schauspieler (s. Kosch, Theater-Lex.).

  • Biographie

    Nach vorzeitig beendeter Schulzeit am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin nahm H. von 1838 an Zeichenunterricht und ließ sich 1840-41 an der Akademie der Künste zum Lithographen ausbilden. Die ersten Theatereindrücke vermittelte ihm das Königstädtische Theater, dessen Komiker Friedrich Beckmann ihm zum Vorbild wurde. 1842 faßte er den Entschluß, Schauspieler zu werden, und übte sich auf Liebhaberbühnen. Sein Vater zwang ihn zu einer 2jährigen Schlosserlehre, nach deren Abschluß er 1847 am Provinzial-Theater Meißen debütierte. Für chargierte Rollen engagiert, mußte er sich außerdem als Statist, Chorist, Tänzer und Bühnenarbeiter betätigen. Im Frühjahr 1848 verließ er heimlich die Truppe, kehrte nach Berlin zurück und fand ein Engagement für kleine Rollen am Deutschen Volkstheater im Gasthof zum Schwarzen Adler in Schöneberg bei Berlin. Carli Callenbach ( 1874), Direktor des Sommertheaters vor dem Oranienburger Tor von Berlin, wo H. in den Sommermonaten 1849-52 spielte, erkannte als erster seine große Begabung und veranlaßte ihn, ins Komikerfach überzuwechseln. H.s Beliebtheit beim Publikum verschaffte ihm 1852 ein Engagement an das neue Königstädtische Theater, das mit dem Bankrott dieses Unternehmens 1854 endete. Auch das Vaudeville-Theater in Köln und das Krollsche Etablissement in Berlin, an die sich H. verpflichtete, gerieten in finanzielle Schwierigkeiten. Direktor Franz Wallner, der H. 1855 als ersten Komiker an das Sommertheater im Odeum in Posen holte, machte ihn zum schauspielerischen Mittelpunkt seiner Berliner Theaterunternehmungen, dem Königstädtischen Theater, dem Königstädtischen Sommertheater in Bouchés Garten (nach Umbau 1858 Wallners Theater genannt) und dem Wallner-Theater, und schloß mit ihm 1863 einen Kontrakt auf Lebenszeit. An Wallners Bühnen entwickelte sich H. zum beliebtesten Berliner Lokalkomiker und beherrschte schauspielerisch, zusammen mit Th. Reusche, August Neumann und der Soubrette Anna Schramm das sogenannte „vierblättrige Kleeblatt“ bildend, die Blütezeit der Berliner Lokalposse. 1878 zog er sich enttäuscht von der Bühne zurück, da ihn Wallners Nachfolger, Th. Lebrun, der geringes Interesse an der Lokalposse zeigte, nur noch mangelhaft beschäftigte. – Aus den komischen Figuren der Berliner Posse, die vielfach nur unlebendiges Klischee waren, schuf H. kraft seines darstellerischen Temperaments, seines Blicks für komische Eigenarten und der Fähigkeit, diese Eigenarten seinem Spiel zu assimilieren, eine Reihe von Volkstypen, die auf das Publikum so aus dem Leben gegriffen wirkten, daß es in ihnen das inkarnierte Berlinertum sah. Er schrieb auch selber einige Schwänke und Possen.

  • Rollen

    Rollen u. a. August Knetschke in „Der Aktienbudiker“ v. D. Kalisch, 1856; Quisenow in „Berlin, wie es weint u. lacht“ v. O. F. Berg u. D. Kalisch, 1858; Krausemenzel in „Ein Berliner in Wien“ v. A. Langer u. D. Kalisch, 1862; Hätschler in „Eine leichte Person“ v. C. Bittner u. E. Pohl, 1864; Lerchenschwamm in „Die Mottenburger“ v. D. Kalisch u. A. Weirauch, 1867; Gottlieb Weigelt in „Mein Leopold“ v. A. L'Arronge, 1873.

  • Literatur

    ADB 50;
    M. Ring, Ein Liebling d. Berliner, in: Die Gartenlaube, Jg. 1868, S. 644-47 (P);
    G. Borgfeldt, in: Genies d. Bühne, o. J., S. 93-95;
    A. Kohut, C. H., Ein Lebens- u. Künstlerbild, 1892;
    Ph. Stein, in: Bühne u. Welt 2, 1. Halbj., 1900, S. 325-28 (P);
    J. Stettenheim, in: Theater-Kal. auf d. J. 1911, hrsg. v. H. Landsberg u. A. Rundt, S. 97-100;
    Dt. Bühnenlex., hrsg. v. F. J. Frhr. v. Reden-Esbeck, 1879;
    Eisenberg (W);
    Kosch, Theater-Lex. (W).

  • Porträts

    in: E. Block, Album d. Bühnen-Costüme I, 1859, Nr. 14, II, 1860, Nr. 47;
    LIZ 71, 1878, S. 196.

  • Autor/in

    Joachim Wilcke
  • Zitierweise

    Wilcke, Joachim, "Helmerding, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 495-496 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116691069.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Helmerding: Karl H., Schauspieler, wurde am 29. October 1822 in Berlin als Sohn eines nicht unvermögenden Schlossers geboren. Nach dem Wunsche seines Vaters sollte H. gleichfalls Schlosser werden, doch zeigte er wenig Neigung für diesen bürgerlichen Beruf, da ihn das Theater schon in jungen Jahren mächtig anzog. Sobald er konnte, begab er sich auf die Wanderschaft und debütirte am 1. September 1847 in einer kleinen Rolle im „Verwunschenen Schlosse“ bei einer Wandertruppe, die damals in Potschappel bei Dresden spielte. Nachdem er an mehreren unbedeutenden Bühnen, z. B. auch in Meißen aufgetreten war, kam er im Sommer 1848 an das Theater in dem Dorfe Schöneberg bei Berlin, an dem der zu jener Zeit noch wenig bekannte Possendichter Kalisch die ersten Erzeugnisse seiner komischen Muse mit viel Erfolg vor einem buntgemischten Publicum aufführen ließ. In der folgenden Zeit spielte er in Schlesien, in Sondershausen und in Erfurt. Im J. 1852 kam er an das Königstädtische Theater in Berlin, an dem er anfangs nur in Episodenrollen beschäftigt wurde. Erst als er aushülfsweise in Kalisch's Posse „Münchhausen“ den Hausknecht spielte, erkannte der Director Cerf und das Publicum die komische Begabung des bisher wenig beachteten Künstlers. Im J. 1854 finden wir H. am Stollwerck’schen Vaudeville-Theater in Köln, von wo er im J. 1855 an das Kroll’sche Etablissement nach Berlin zurückkehrte. Er schloß sich sodann dem Director Franz Wallner an, folgte ihm für kurze Zeit nach Posen und kam mit ihm wieder nach Berlin, um unter seiner Leitung zunächst noch am Königstädtischen und später am Wallner-Theater die größten Triumphe zu feiern und sich zu dem beliebtesten Berliner Localkomiker zu entwickeln. Seine Popularität begründete er mit der Titelrolle im „Aktienbudiker“ von David Kalisch, einer Posse, die zum ersten Male am 9. Juli 1856 gegeben wurde. Mehr als zwei Decennien hindurch blieb er die festeste Stütze des Wallner-Theaters und war so klug, sich von dem Theater zurückzuziehen, als er noch in der vollen Kraft seines Schaffens stand. Er feierte noch sein 25jähriges Künstlerjubiläum und trat dann in das Privatleben zurück, aus dem ihn am 20. Decbr. 1899 der Tod abrief. H. war nicht nur ein ausgezeichneter Komiker, der über jede humoristische Nüance verfügte und dabei namentlich durch sein unerreichtes Mienenspiel unterstützt wurde, sondern versuchte sich auch selbst als Possendichter und Bühnenschriftsteller, doch hat sich keines seiner Werke auf der Bühne erhalten, weshalb es nicht lohnt, deren Titel anzuführen.

    • Literatur

      Die Gartenlaube. Leipzig 1868. S. 644—647. — Illustrirte Zeitung Leipzig 1878. 71. Bd., S. 195. — J. Lewinsky, Vor den Coulissen. Berlin 1881. S. 117—121. —
      Neuer Theater-Almanach. Berlin 1901. 12. Jahrg., S. 139. — Agnes Wallner, Lebenserinnerungen. Bearbeitet von Hans Blum. Berlin 1900. (Register.) — L. Eisenberg's Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im 19. Jahrhundert. Leipzig 1903. S. 412, 413.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Helmerding, Carl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 181-182 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116691069.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA