Lebensdaten
1532 – 1598
Geburtsort
Mühlhausen (Thüringen)
Sterbeort
Mühlhausen (Thüringen)
Beruf/Funktion
geistlicher Liederdichter ; Schulmann
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 124661122 | OGND | VIAF: 69867276
Namensvarianten
  • Helmbold, Ludwig
  • H., L.
  • Helmbold, Ludovicus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Helmbold, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124661122.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Stephan (um 1500–65), Wollenwebermeister, Wollhändler, seit 1547 Ratsherr in M., S d. Johannes ( 1538), Wollenwebermeister, seit 1525 Ratsherr in M.;
    M Anna (um 1508–70), T d. Ratsherrn Conrad Urbach in M.;
    Mühlhausen 4.6.1559 Martha (um 1535-n. 98), T d. Kaufm. Hans Bobenzan in Erfurt (S d. Berthold B., 1460–1514, Dr. jur., Syndikus in Erfurt, als Gegner v. Kurmainz wegen Hochverrats verurteilt);
    6 K, u. a. Regina ( Benjamin Starck, 1554–1634, Sup. in M.);
    Ur-E Ludw. Starck (1628–81), Pfarrer, Dichter geistl. Lieder, Poeta laureatus (s. ADB 54).

  • Biographie

    Der Lebensweg H.s erscheint beispielhaft für die 2. Generation der lutherischen Reformation. Der neue Glaube, in dem er erzogen wurde, war kostbares und noch vielfach angefochtenes Gut, der Gegensatz der Konfessionen wirkte in unversöhnter Schärfe. In Leipzig und Erfurt humanistisch gebildet, widmete H. sich mit großer Liebe dem Lehramt, zuerst in seiner Vaterstadt. 1554 wurde er Magister in Erfurt, 1562 Professor an der philosophischen Fakultät. Zugleich war er als Conrector maßgeblich am Aufbau des evangelischen Pädagogiums beteiligt. So dienen viele seiner Dichtungen entweder unmittelbar der Schule und ihren Anlässen oder geben doch der didaktischen Haltung des passionierten Schulmannes Ausdruck. Seine formgewandten lateinische Werke behandeln vor allem Gegenstände des christlichen Glaubens, nicht nur nach biblischen Vorlagen, sie enthalten auch Stücke wie die in Verse gesetzte Confessio Augustana. Als Dichter erfuhr H. die höchste Anerkennung,|indem Kaiser Maximilian II. ihn 1566 zum poeta laureatus krönte. 1570 wurde H. zum Verzicht auf seine Erfurter Ämter gezwungen, vermutlich auf Betreiben der katholischen Kreise der Stadt. Er kehrte nach Mühlhausen zurück, wo er zunächst wieder als Lehrer tätig war, dann Diaconus und 1586 Superintendent wurde.

    Von H.s Dichtungen sind lateinische nur noch im Zusammenhang mit ihren Vertonungen durch Johann Eccard und Joachim a Burgh, denen er beiden in Mühlhausen persönlich verbunden war, bekannt. Heute unmittelbar ansprechend ist noch ein kleiner Bestand deutscher Verse H.s, zum Teil wieder in Verbindung mit ihrer Vertonung, wie das Eccardsche „Übers Gebirg Maria geht“. Ganz lebendig sind die beiden geistlichen Lieder „Von Gott will ich nicht lassen, denn er läßt nicht von mir“ und „Nun laßt uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren“ geblieben, die heute – freilich in vor allem metrisch etwas geglätteter Form – Aufnahme ins Evangelische Kirchengesangbuch gefunden haben. Innerhalb des deutschen Gesamtwerkes heben sie sich nicht nur durch ihre inhaltliche Prägnanz und Geschlossenheit, durch die Weite und Objektivität der Aussage hervor, die sie zu echten Kirchenliedern machen, sondern auch durch eine in aller Schlichtheit überzeugende Form. Das Danklied bezieht, von der Nahrung des Leibes ausgehend, alle guten Gaben Gottes ein. In der christozentrischen Ausrichtung wie in der Verbindung des Geistlichen mit dem alltäglich Notwendigen kündigt sich die Haltung des evangelische Christen der Reformationszeit an; ein eben schon anklingendes gefühlshafteres Vertrauen auf Gottes Gütigkeit weist in die Zukunft des evangelischen Kirchenliedes. „Von Gott will ich nicht lassen“ läßt diese Züge schon durch die Ich-Form der Aussage stärker hervortreten. Eine persönliche, wenn auch keineswegs individualistisch gewordene Frömmigkeit verbindet sich in einer seltenen Ausgewogenheit mit dem im evangelischen Kirchenlied häufig vermißten Lobpreis Gottes.

  • Werke

    lat. Texte in Ausw. b. Ph. Wackernagel, Das dt. Kirchenlied I, 1864, Nr. 552 ff.;
    dt. Texte ebd. IV, 1874, Nr. 903 ff.

  • Literatur

    ADB XI;
    W. Thilo, L. H. nach Leben u. Dichten, 1851, ²1856;
    Koch II, S. 234 ff., 355 f.;
    Fred Fischer, in: Mühlhäuser Gesch.bll. 31, 1932, S. 147-63 (P);
    Ev. Kirchenlex. I, 1955, S. 106 f.;
    Hdb. z. Ev. Kirchengesangbuch II/1, 1957, S. 100 f.;
    RGG³;
    M. Rühnke, in: MGG VI, Sp. 122-25 (W, L).

  • Porträts

    Zeitgenöss. Gem. (Mühlhausen, Pfarramt Divi Blasii), Abb. b. Fischer, s. L.

  • Autor/in

    Waldtraut-Ingeborg Sauer-Geppert
  • Zitierweise

    Sauer-Geppert, Waldtraut-Ingeborg, "Helmbold, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 492-493 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124661122.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Helmbold: Ludwig H., Schulmann und Dichter, geb. zu Mühlhausen in Thüringen den 13. (2.) Januar 1532, gest. ebendaselbst den 8. April 1598. Nachdem er die Barfüßerschule seiner Vaterstadt besucht hatte, machte er die höheren Studien von 1547 an in Leipzig und Erfurt und übernahm dann ein Lehramt in Mühlhausen. Aber schon nach zwei Jahren gab er diese Stelle wieder auf, um nach Erfurt zurückzukehren. Hier wurde er 1554 Magister und akademischer Lehrer. Als hierauf 1561 der Senat dieser Stadt im Kloster der Augustiner-Eremiten eine neue Schule einzurichten beschlossen hatte, um unter noch schwankenden Verhältnissen der evangelischen Wahrheit einen festeren Halt zu geben, wurde er nebst seinem Amtsgenossen an der Universität, Matth. Dresser, mit der Einrichtung dieser Schule beauftragt und übernahm selbst das Conrectorat. Zu seinem Schmerze sah er sich 1570, in Folge heftiger confessioneller Streitigkeiten mit katholischen Mitgliedern der Universität genöthigt, seine Stellung in Erfurt aufzugeben. Er kehrte nach Mühlhausen zurück, wo er 1571 als Lehrer in die Deutsch-Ordens-Schule zu St. Blasien eintrat, bald aber Diaconus an der Kirche zu Unsrer lieben Frauen wurde. Mit Erfurt blieb er dabei doch in engerer Verbindung, weshalb er auch 1584 dem Rathe dieser Stadt eine Sammlung von 142 lateinischen Oden dedicirte. Die Vaterstadt aber übertrug ihm 1586 das Amt des Superintendenten. Vielfach beschäftigte ihn noch in den letzten Jahren der Kampf gegen den Kryptocalvinismus. — H. galt als ein sehr gewandter lateinischer Dichter, so daß er 1566 auf einem Reichstage zu Augsburg von Kaiser Maximilian II. den poetischen Lorbeerkranz erhalten hat. Steht er als Dichter auch nicht in den ersten Reihen, so spricht doch Glaubenskraft und Treue der Gesinnung aus Allem, was er geschrieben hat. Seine latein. Gedichte waren zu einem guten Theile durch didaktische Zwecke hervorgerufen: die „Monosticha in singulorum librorum sacrorum capita“ (Inhaltsangaben der einzelnen Abschnitte der Bibel in je einem Hexameter), die „Confessio Augustana versibus elegiacis reddita“, die „Disticha Epistolis et Evangeliis accommodata“, die „Crepundia sacra“ (lateinische und deutsche Lieder für den|Gregoriusumgang an dem von ihm gestifteten Brunnenfeste), die „Hebdomas divinitus instituta“ (die Schöpfungstage), die „Odae Sacrae de quibusdam creatoris operibus“, die (40) „Odae catecheticae“, die „Gnomae patris Nili“. Seine deutschen Lieder haben ihm den Beinamen des deutschen Assaph erworben; das allbekannte Lied „Von Gott will ich nicht lassen“ hat Olearius in einer besonderen Schrift (Arnstadt 1719) ihm wieder vindicirt. Wir erwähnen noch: „Nun laßt uns Gott den Herrn". — „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ". — „Es stehn vor Gottes Throne“. Seine lateinischen Oden hat Joh. Volck ins Deutsche übersetzt.

    • Literatur

      W. Thilo, Ludwig Helmbold nach Leben und Dichten. Berlin 1851. Vergl. Rotermund in Ersch u. Gruber. Koch, Gesch. d. Kirchenlieds II, 234 ff. 355 f. 372 f. Weissenborn, Hierana I. 25 ff.

  • Autor/in

    H. Kaemmel.
  • Zitierweise

    Kämmel, Heinrich, "Helmbold, Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 701-702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124661122.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA