Lebensdaten
erwähnt 1238, gestorben 1263
Beruf/Funktion
Bischof von Culm ; Dominikaner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119252937 | OGND | VIAF: 38609400
Namensvarianten
  • Heinrich
  • Heidenreich von Culm
  • Heidenreich
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Zitierweise

Heidenreich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119252937.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Herkunft H.s aus Deutschland darf als sicher gelten. Er gehörte dem Dominikanerorden an, war vielleicht Prior in Leipzig, ehe er 1238, als ein Mann „alterius linguae“, zum Prior der Dominikanerprovinz Polen gewählt wurde. Er behielt dieses Amt mindestens bis 1240. Seine Beziehungen zu Bischof Christian von Preußen sind ungeklärt, doch wurde er nach dem Tode Christians (Ende 1245) gewiß im Einvernehmen mit dem amtlich am 10.1.1246 von Papst Innozenz IV. ernannten Erzbischof von Riga, Albert II. Suebeer, vom Papst zum Bischof von Culm geweiht, der erste Bischof in Preußen nach der 1243 erfolgten Aufteilung des Landes in vier Diözesen. H. urkundete als Bischof bereits am 10.3.1246 in Thorn, indem er zwischen dem Deutschen Orden und der Stadt Lübeck vermittelte. Er war später wiederholt als Vermittler und Schiedsrichter in Konflikten des Deutschen Ordens tätig, so mit Herzog Swantepolk von Pommerellen und EB Albert, und er war auch als einziger Bischof Preußens bei dem Frieden von Christburg, 1249, zwischen dem Deutschen Orden und dem Preußenvolk anwesend. Innozenz IV. ernannte ihn 1249 zum Konservator des Deutschen Ordens auf 5 Jahre. 1251 begann eine bedeutende missionarische Tätigkeit H.s in Litauen. Der Papst beauftragte ihn 1251, den Litauerfürsten Mindowe (Mindaugas) zum König zu krönen, eine Kathedrale in Litauen zu errichten und einen Bischof zu ernennen. Die Krönung fand 1253 statt, erster Bischof Litauens wurde der Deutschordensbruder Christian. Man wird die Arbeit H.s dabei erkennen, auch bei den (zum Teil umstrittenen) Privilegien, die Mindowe dem Deutschen Orden erteilte. Wenn die Bekehrung des letzten europäischen Heidenvolkes durch die Niederlage des Deutschen Ordens bei Durben (1260) und die heidnische Reaktion in Litauen auch hinfällig wurde, so ist sie doch eine denkwürdige Episode der Missionsgeschichte. H. begleitete Anfang 1255 das Kreuzzugsheer des Königs Ottokar von Böhmen und des Deutschen Ordens in das Samland. Alle diese Vorgänge zeigen ihn als Parteigänger des Deutschen Ordens. Ein Streit mit dem Orden um das Land Löbau wurde 1260 günstig für den Bischof beigelegt. H. hat in seinem Bistum die Grundlagen der Verwaltung geschaffen. Er richtete 1251 die Kathedrale in Culmsee ein und gab seinem Domkapitel die Augustinerregel. Wohl schon vor seinem Tode wurde die Überführung des Culmer Domkapitels zur Deutschordensregel vorbereitet; zu seinem Nachfolger wurde der Deutschordensbruder Friedrich von Hausen ( 1274, s. Altpreuß. Biogr.) gewählt. Später folgten die Domkapitel von Pomesanien, Samland und Kurland dem Culmer Beispiel. – H. war Magister der Theologie und Verfasser von mystisch-religiösen Schriften, von denen Fragmente in lateinischer und deutscher Sprache vorliegen. Eine Chronik, die er verfaßt und Martin Cromer benutzt haben soll, ist nicht vorhanden und zweifelhaft.

  • Literatur

    Scriptores rerum Prussicarum, hrsg. v. Th. Hirsch, M. Toeppen, E. Strehlke, 5 Bde., 1861-74;
    UB d. Bistums Culm I, 1885;
    Preuß. UB I, 1882-1909;
    C. P. Woelky, Der Kat. d. Bischöfe v. Culm, in: Zs. f. d. Gesch. u. Altertumskde. d. Ermlandes 6, 1878, S. 363 ff.;
    X. Fröhlich, Das Bistum Kulm u. d. Dt. Orden, in: Zs. d. Westpreuß. Gesch.ver. 27, 1889;
    H. Schmauch, Die Besetzung d. Bistümer im Dt.ordensstaate (b. z. J. 1410), Diss. Königsberg 1919;
    St. Kujot, Dzieje Prus Krolewskich II, Thorn 1924;
    Z. Ivinski, Mindaugas u. s. Krone, in: Zs. f. Ostforschung 3, 1954, S. 360 ff.;
    M. Hellmann, ebd. S. 387 ff.;
    Th. Kaeppeli, H. Bischof v. Kulm, Vf. e. Traktats „De amore s. Trinitatis“, in: Archivum fratrum Praedicatorum 30, Rom 1960, S. 196 ff.;
    G. Eis, in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 83, Tübingen 1961, S. 183 f.;
    U. Arnold, ebd. 88, 1966, S. 151;
    Altpreuß. Biogr.;
    Polski Slownik Biograficzny, Krakau.

  • Autor/in

    Kurt Forstreuter
  • Zitierweise

    Forstreuter, Kurt, "Heidenreich" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 249 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119252937.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA