Dates of Life
1858 – 1940
Place of birth
Aue bei Gloggnitz (Niederösterreich)
Place of death
Wien
Occupation
österreichischer Bundespräsident ; Nationalökonom
Religious Denomination
katholisch?
Authority Data
GND: 118544977 | OGND | VIAF: 67257032
Alternate Names
  • Hainisch, Michael Arthur Josef Jakob
  • Hainisch, Michael
  • Hainisch, Michael Arthur Josef Jakob
  • more

Porträt(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Life description (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Hainisch, Michael, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544977.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Michael (1832–89), Fabrik- u. Bergwerksbes., später Dir. d. Baumwollfabr. in A., S d. Josef (1805–58), Baumwollspinnereibes., u. d. Marie Wurs(t);
    M Marianne (s. 1);
    Ur-Gvv Anton (1775–1837), Großhändler, Nadelfabr. (s. ÖBL);
    Wien 1888 Emilie (1863–1941), T d. Gustav Adolf Figdor (1816–79), Teilhaber d. Bankhauses I. Figdor in W. u. Dir. d. Österr.-Ungar. Bank u. d. Barbara Zeitler;
    Vt d. Ehefrau Albert Figdor ( 1927), Kunstsammler (s. NDB V);
    3 S (1 jung †).

  • Biographical Presentation

    H. wuchs in ländlicher Umgebung auf, besuchte aber das Akademische Gymnasium und die Universität in Wien, an der er 1882|das juridische Doktorat erwarb. Seine wohlsituierte Familie ermöglichte ihm eine Fortsetzung der Studien in Leipzig und Berlin, wo Roscher und Schmoller starken Eindruck auf ihn machten. 1886 trat er in den Staatsdienst, vermochte aber dort nicht festen Fuß zu fassen, da er seine wissenschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellte und auch die Offenheit, mit der er seine politischen und weltanschaulichen Ansichten vertrat, die Bürokratie – er diente zuletzt im kaiserlich-königlichen Ministerium für Kultus und Unterricht – abstieß. Seine materielle Unabhängigkeit ermöglichte ihm schon nach vier Jahren den Austritt. 1892 erwarb er im Semmeringgebiet einen Grundbesitz, den er in jahrzehntelanger Arbeit zu einem Musterbetrieb ausbaute. Neben der Agrarwissenschaft nahmen ihn die Nationalökonomie, die Sozialpolitik und die Volksbildung gefangen. Seine Tätigkeit als freier wissenschaftlicher Schriftsteller galt vor allem der Sammlung und Sichtung ökonomisch-politischen Materials. Dazu kam die praktische Betätigung in Organisationen aller Art: Im Volksbildungsverein, im Verein für Sozialpolitik, in der Gesellschaft der „Fabier“, die nach englischem Muster im Bürgertum den Sinn für Sozialpolitik wecken sollte. Die Bewegung für das allgemeine Wahlrecht fand ihn auf ihrer Seite, auch trat er nachdrücklich für das Stimmrecht der Frauen ein. In seinen Anschauungen dem Liberalismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts verhaftet, war er während des 1. Weltkriegs auch an der Vorbereitung der „Denkschrift aus Deutschösterreich“ mit ihren deutsch bestimmten großösterreichischen Gedanken beteiligt. So wurde er später in der Republik zu einem Förderer der Anschlußbewegung an Deutschland. Selbst als Bundespräsident vermochte er nicht recht an die dauernde Lebensfähigkeit des österreichischen Kleinstaates zu glauben. Zu diesem Amte war er am 9.12.1920 berufen worden, da sich die großen politischen Richtungen auf keinen Kandidaten einigen konnten. Man hielt daher nach einer politisch profilierten, doch außerhalb des Parteiengetriebes stehenden Persönlichkeit Ausschau. 1924 fiel die Wahl der Bundesversammlung ein zweites Mal auf ihn. Die 1. Bundesverfassung räumte dem Staatsoberhaupt bloß eine repräsentative Rolle ein. Mit großem Takt verstand H. seinen Platz auszufüllen. Auf das politische Geschehen suchte er gelegentlich durch Denkschriften einzuwirken. Persönliche Beziehungen zu Masaryk, den er aus seiner Gymnasialzeit kannte, führten dazu, daß er sich 1921 persönlich an den Vorbereitungen des Vertrages von Lana mit der Tschechoslowakei beteiligte. Er war deswegen starker Polemik von deutschnationaler Seite ausgesetzt, aus dem noch schwachen nationalsozialistischen Lager kamen zeitweise Anfeindungen wegen der jüdischen Abkunft seiner Frau. Nach Ablauf seiner zweiten Amtsperiode widmete er sich wieder der wissenschaftlichen Arbeit, wurde aber 1929 als Handelsminister in die Regierung Schober berufen. Von Anfang an begegnete er Schwierigkeiten, weil er in den Parteien keinen Rückhalt hatte, und Mißtrauen, weil man annahm, daß er die agrarischen Interessen über jene der Industrie stellen werde. Sein vorzeitiger Rücktritt am 16.6.1930 erfolgte aber gerade umgekehrt deswegen, weil er meinte, daß die Handelsvertragsverhandlungen mit Ungarn und Jugoslawien zu einer schweren Schädigung der Industrie führen würden und weil überhaupt in Österreich die Handelspolitik ohne den Handelsminister gemacht werde. H. war ein Gegner der Schutzzölle, er trat bereits in der Monarchie für ein Getreide- und Viehmonopol ein, womit er sich planwirtschaftlichen Gedanken näherte. Seine Liebe zum Landleben inspirierte ihn zu Mundartgedichten, gereimten Anekdoten, von denen er einen Teil veröffentlichte.

  • Literature

    H. Mayer, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 90, 1940, S. 183-90 (P);
    W. G. Wieser, Dr. iur. M. H., in: Die österr. Handels- u. Arbeitsmin., 100 J. im Dienste d. Wirtsch. I, 1961, S. 450 f. (L, P);
    K. Blaukopf, M. H., 1946.

  • Literature

    zum Gesamtart.: A. Anthony-Siegenfeld, Ahnentafel H., in: Forschungen u. Mitt. d. österr. Inst. f. Geneal., Fam.recht u. Wappenkde. 1, 1927, S. 16-18;
    ÖBL (W, L).

  • Author

    Walter Goldinger
  • Citation

    Goldinger, Walter, "Hainisch, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 525-526 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544977.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA