Lebensdaten
1721 – 1798
Geburtsort
Kahren bei Cottbus
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
sächsischer Minister
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 104069619 | OGND | VIAF: 32425651
Namensvarianten
  • Gutschmid, Christian Gotthelf (bis 1765)
  • Gutschmid, Christian Gotthelf von
  • Gutschmid, Gotthelf von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gutschmid, Gotthelf Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104069619.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Frdr. G. (1683-1758), Pfarrer in K., S d. Pfarrers Martin in Ütz b. Potsdam u. d. Pfarrers-T Marg. Sabina Plümicke;
    M Katharina (* um 1693), T d. Senators Johs. Greifenhagen in Potsdam;
    Leipzig 1753 Karoline (1733–1801), T d. Joh. Wilh. Müller, Kammerkonsulent, Steuerprokurator u. Advokat in Leipzig, u. d. Marie Tesmer; Schwager Carl Wilh. Müller (1728–1801), Geh. Kriegsrat, seit 1778 1. Bgm. v. Leipzig (s. ADB 22);
    5 S, 3 T, u. a. Chrstn. Frdr. (1756–1813), Kanzler d. Stiftsregierung Merseburg, August (s. Gen. 1), Johann Wilhelm (1761–1830), Präs. d. Geh. Finanzkollegiums u. Konferenzmin. (s. NND VIII), Christoph Sigismund (1762–1812), sächs. Gen.-Lt. (s. ADB X), Gg. Adolf ( 1825), Dir. d. Oberberg- u. Hüttenamts Freiberg;
    Ur-E Alfred (s. 1).

  • Biographie

    Aus pietistischem Pfarrhause stammend, studierte G. seit 1740 Theologie in Halle, unter anderem bei Christian Wolffs Schüler Baumgarten, und unterrichtete daneben am Franckeschen Waisenhause. 1742 verließ er Halle, um sich praktischer Verwaltungstätigkeit im kursächs. Amt Dahme und seit 1748 dem Rechtsstudium in Leipzig zu widmen. Dort promovierte er mit einer Dissertation über den staatswirtschaftlichen Nutzen des freien Handels zum Dr. iur. (1750). In der Folgezeit war er als Oberhofgerichtsadvokat und als Konsulent der Kramerinnung in Leipzig tätig. 1756 übernahm er als Nachfolger K. F. Hommels die ordentliche Professur des Lehnrechts in Leipzig. Seine Berufung nach Dresden als Hof- und Justitienrat der Landesregierung und als Geheimer Referendar beim Geheimen Konsilium (1758) ging wohl auf den Personenkreis um den Kurprinzen Friedrich Christian zurück. Nachdem er 1761 zum Vertreter Kursachsens bei dem in Augsburg geplanten Friedenskongreß bestimmt gewesen war, diente er Ende 1762/63 dem Geheimen Rat Thomas von Fritsch als Sekretär bei den Friedensverhandlungen in Leipzig und Hubertusburg. Als Mitglied der 1762-63 tätigen und von Fritsch geleiteten Restaurationskommission verfaßte G. mehrere Denkschriften zu Fragen des Wiederaufbaus nach dem Kriege, besonders über Handel, Manufakturen, Justiz- und Polizeiwesen sowie zu Angelegenheiten der Stadt Leipzig. Seit Anfang 1763 wirkte er vorübergehend als Bürgermeister von Leipzig. Ende 1763 berief ihn Kurfürst Friedrich Christian als Geheimen Assistenzrat in das Geheime Kabinett sowie zum Lehrer der Rechts- und Staatswissenschaften bei seinem Sohne, dem späteren Kurfürsten Friedrich August, der ihm auch nach seinem Regierungsantritt (1768) vollstes Vertrauen schenkte. 1766-70 war G. Vizekanzler der Landesregierung. 1768 verfaßte er Vorschläge zu einem Generalfinanzplan für Kursachsen, die zur Reorganisation der zentralen Finanzbehörden des Staates führten (1773 und 1782). Ende 1770 ernannte ihn Kurfürst Friedrich August zum Konferenzminister im Geheimen Konsilium, daneben war G. 1771-89 Direktor der Oberrechnungsdeputation. Von 1790 bis zu seinem Tode leitete G. als Kabinettsminister das Innendepartement, seit Ende 1796 zugleich auch die Kommandosachen des Militärdepartements.

    Neben charakterlicher Lauterkeit besaß G. ungewöhnlichen Scharfsinn und bedeutende Fähigkeiten als Staatsmann. Seine Ratschläge waren allerdings mehr durch Bedachtsamkeit und vorsichtiges Taktieren als durch kühne Gedanken und Entschlußfreudigkeit gekennzeichnet. In der inneren, weitgehend auch der auswärtigen Politik Kursachsens besaß G. zwischen 1768 und 1798 größten Einfluß. Er hat das vom Gedankengut des aufgeklärten Absolutismus geprägte Reformprogramm von 1762/63 nach 1768 in wichtigen Punkten weitergeführt und zum Teil verwirklichen helfen, besonders auf dem Gebiet der Staatswirtschaft und der staatlichen Förderung des bürgerlichen Unternehmertums, zum Teil auch im Justiz- und Polizeiwesen.

  • Literatur

    ADB X;
    J. G. A. Kläbe, Neuestes gel. Dresden, 1796, S. 54 f.;
    W. A. Teller, Btr. z. Lebensgesch. d. kursächs. Kab.Min. Frhr. v. G., in: Gesch. u. Pol., hrsg. v. K. L. Woltmann, I, 1801, S. 1-12;
    P. K. W. v. Hohenthal, in: F. Schlichtegrolls Nekr. auf d. J. 1798, Jg. 9, 2, 1803, S. 161-200;
    F. v. Funck, Im Banne Napoleons, hrsg. v. A. Brabant, 1928, S. 17 ff. (Erinnerungen);
    H. Schlechte, Zur Vorgesch. d. „Retablissement“ in Kursachsen, in: Forschungen aus mitteldt. Archiven, 1953, S. 339 f.;
    ders., Pietismus u. Staatsreform 1762/03 in Kursachsen, in: Archivar u. Historiker, 1956, S. 370 ff.;
    ders., Die Staatsreform in Kursachsen 1762–63, 1958 (W-Verz., P).|

  • Quellen

    Qu.: Landeshauptarchiv Dresden.

  • Autor/in

    Horst Schlechte
  • Zitierweise

    Schlechte, Horst, "Gutschmid, Gotthelf Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 349 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104069619.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gutschmid: Christian Gotthelf v. G., geb. am 12. December 1721 zu Kahren bei Cottbus als Sohn des dortigen Pfarrers, studirte seit 1740 in Halle Theologie, bis ihn Kränklichkeit veranlaßte zur Jurisprudenz überzugehen, begleitete einen jungen v. Vieth auf die Universität Leipzig, ließ sich dort 1749 als Advocat nieder, erhielt 1756 als Nachfolger K. F. Hommel's die ordentliche|Professur des Lehnrechts, wurde, 1758 zum Hof- und Justizrath berufen, mehrfach zu diplomatischen Geschäften in München, Augsburg und Warschau verwendet, erhielt 1762 die Leitung des Geheimen Archivs und war Mitglied der Restaurationscommission. Gleichzeitig zum Bürgermeister von Leipzig gewählt, verwaltete er dieses Amt bis 1771, obwol meist in Dresden lebend; denn im Herbst 1763 berief ihn Kurfürst Friedrich Christian als Lehrer seines ältesten Sohnes Friedrich August in den Rechts- und Staatswissenschaften, als welcher er nicht blos seinen Zögling mit Gründlichkeit in diese Disciplinen einführte, sondern auch dessen Vertrauen in solchem Grade gewann, daß er von ihm zu den höchsten Aemtern befördert wurde und den größten, Dank seiner Pflichttreue und Rechtlichkeit zugleich auch den wohlthätigsten Einfluß auf die Regierung des sächsischen Staates ausübte. Er war es, der den jungen Kurfürsten bewog, sich dem nachtheiligen Einflusse seines Oheims und Vormundes Xaver zu entziehen. 1766 wurde er Vicekanzler, 1768 arbeitete er einen neuen Finanzplan für Sachsen aus. Nachdem Kaiser Joseph ihn bei seinem Besuche in Dresden in den Reichsfreiherrnstand erhoben hatte, ernannte ihn der Kurfürst 1770 zum Geheimen Rath und Conferenzminister und 1790 nach v. Stutterheim's Rücktritt zum Cabinetsminister für die Domestiqueaffairen, später auch für die Militärangelegenheiten. Bei den Verhandlungen über den Fürstenbund und die polnische Thronfolge war er thätig. Vor Allem aber verdankt ihm Sachsen mehrere der wichtigsten Reformen seines Justizwesens, z. B. die Abschaffung der Tortur, die theilweise Trennung der Verwaltung durch Errichtung von besonderen Rentämtern, die Einführung von Proceßtabellen u. A. Einen Beweis seiner Uneigennützigkeit gab er, indem er die ihm bei der Pillnitzer Zusammenkunft 1791 von Kaiser Leopold geschenkten 2000 Ducaten zu einem Stipendium für auf sächsischen Universitäten studirende Predigersöhne aus Oesterreich widmete. Seit 1776 war er durch Erbschaft Besitzer von Kleinwolmsdorf bei Radeberg. Er starb am 30. December 1798. Von seinen fünf Söhnen, die er größtentheils selbst unterrichtete, war Christian Friedrich Stiftskanzler zu Merseburg, Gottlieb August Geh. Kriegsrath, Wilhelm, geb. 1761, Conferenzminister, 1830; Sigismund diente 1796 als Major im Kriege gegen Frankreich, hatte bis 1798 den Vortrag in Militärcommando-Sachen, kämpfte als Generalmajor bei Wagram mit, war darauf Mitglied der Commission zur Reorganisation des sächsischen Heeres und befehligte als Generallieutenant die zweite Infanterie-Division im Feldzuge gegen Rußland, starb aber schon 1812 an einer Krankheit in Pulawy.

  • Autor/in

    Flathe.
  • Zitierweise

    Flathe, Heinrich Theodor, "Gutschmid, Gotthelf Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 221-222 unter Gutschmid, Christian Gotthelf von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104069619.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA