Dates of Life
1611 – 1671
Place of birth
Hamburg
Place of death
Leiden
Occupation
klassischer Philologe
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 119019906 | OGND | VIAF: 41850877
Alternate Names
  • Gronow, Johann Friedrich (ursprünglich)
  • Gronovius, Johann Friedrich
  • Gronow, Johann Friedrich (ursprünglich)
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Citation

Gronovius, Johann Friedrich, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119019906.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V David Gronow (1575–1631), aus Ratsfam. in Wismar, Dr. iur., erzbischöfl. brem. Rat, Syndikus d. Bremer Domkapitels, Canonicus minor am Hamburger Dom, S d. Großhändlers Jakob in Wismar;
    M Margaretha (1594–1655), T d. Lorenz Langermann (1556–1620), holstein. Rat, seit 1587 Domherr in H., später Senior d. Domkapitels, asket. Schriftsteller, Vf. d. „Kreuzschule“ (s. ADB 17), u. d. Anne Moilken aus H.;
    Om Lorenz Langermann (1595–1658), Domdekan in H.;
    B Lorenz (1612–80), hamburg. Hauptm., Privatgel. (s. ADB IX);
    Vt Lucas Langermann (1625–86), Syndikus, zuletzt Dekan d. Domkapitels in H. (s. ADB 17);
    - 1) Deventer 15.1.1643 Alida (1619–56), T d. Jacob ten Nuyl in Deventer u. d. Maria Morleth, 2) Gorssel 18.12.1659 Katharina (1604–69), T d. Andreas Glagau, Sekr. v. Deventer;
    2 S, 5 T (3 früh †) aus 1), u. a. Jacob (1645–1716), Prof. in Leiden, klass. Philol., Vf. d. „Thesaurus antiquitatum Graecarum“ (Leiden 1697-1702);
    N Joh. Laurentius Langermann (1640–1716), Theol. u. Numismatiker (s. Strieder VII).

  • Biographical Presentation

    G. begann 1631 in Altdorf das Studium der Rechtswissenschaft bei Michael Virdung, trieb aber auch allgemeine und klassische Studien; wesentlich für ihn wurde ein Zusammentreffen mit Hugo Grotius in Hamburg (1634). G. setzte 1634 sein Studium der Rechtswissenschaft in Groningen bei Antonius Matthaeus fort und blieb bis 1639 in Holland, wo er unter anderem mit Gerhard Vossius, Claudius Salmasius, Daniel Heinsius und Petrus Scriverius in Verbindung trat. An diesen holländischen Aufenthalt schlossen sich Reisen durch Belgien, England, Frankreich, wo G. 1640 in Angers zum Dr. iur. promoviert wurde, Italien, Deutschland und die Schweiz an. 1642 erhielt er einen Ruf als Professor der Geschichte und Eloquenz in Deventer, 1658 wurde er Nachfolger Marcus Suerius Boxhorns in Leiden. Er war dort mehrfach|Rektor, ab 1665 auch Bibliothekar. – G. ist einer der bedeutendsten Latinisten des 17. Jahrhunderts; abgesehen von seinen „Observationum libri III“ (Leiden 1639, ²1666, neu gedruckt von F. Platner 1755, F. Hand 1812 und K. H. Frotscher 1831; ein 4. Buch erschien 1652) sind seine meist kommentierten Ausgaben bahnbrechend geworden. Seine Hauptleistung ist die kommentierte Livius-Ausgabe (ebenda 1643, ²1655); aber auch die Ausgaben des Plautus (ebenda 1684 und 1669), des Sallust (ebenda 1665), der beiden Seneca (ebenda 1649, ²Amsterdam 1658) sowie der Tragödien des Seneca (Leiden 1661, ²1682), des Statius (Amsterdam 1653) und des Gellius (ebenda 1650, Kommentar dazu in der Gelliusausgabe seines Sohnes Jacob G., 1706) sind für ihre Zeit bedeutend. G. hat auch Kommentare zu Statius, Martial, Quintilian, Calpurnius Flaccus, Tacitus, Sueton, Hesych, zur Naturalis historia des älteren Plinius und zu den Briefen des jüngeren Plinius verfaßt und ist einer der Wegbereiter der Forschungen über das antike Münzwesen.

  • Works

    Weitere W u. a. Diatribe in P. Papinii Statii Silvas, Den Haag 1637;
    Elenchus antidiatribes Mercurii Frondatoris, Paris 1640 (neu gedr. v. F. Hand 1812);
    Commentarius de sestertiis, Deventer 1643, ²1656 (am vollständigsten in d. Ausg. s. S Jacob G. 1691);
    Observatorum scriptoribus ecclesiaslicis monobiblos, ebd. 1653, neu gedr. v. K. H. Frotscher 1831;
    Animadversiones in Martialis loca, Leiden 1661;
    De centesimis usuris et foenore unciario antexegesis adversus theologistorico-philosophologum, ebd. 1661;
    De iisdem antexegesis posterior, ebd. 1664;
    Ad M. Fabii Quintiliani utriusque et Calpurnii Flacci declamationes notae, ebd. 1665;
    Ad Hesychii Lexicon notae, ebd. 1668;
    Liber singularis emendationum in Plinii Secundi naturalem historiam, ebd. 1669;
    Notae ad Plinii minoris epistolas, ebd. 1669;
    Notae ad Tacitum, in: Tacitusausg. v. 1673;
    Notae ad Suetonium, in: Suetonausg. v. J. G. Graevius, Utrecht 1672. - Autobiogr., in: Daventria illustrata, Leiden 1651, S. 712 f. - Briefnachlaß in München, Univ.bibl., dazu E. Hulshoff Pol, in: Bibliotheekleven 46, Amsterdam 1961, S. 583-85.

  • Literature

    ADB IX (W, L);
    B. Dameken u. J. Christenius, Leben d. berühmten J. F. G., Hamburg 1723 (P);
    P. C. Molhuysen, Geschiedenis der Universiteitsbibl. te Leiden, Leiden 1905, S. 26 f.;
    Bronnen tot de geschiedenis der Leidsche Universiteit III, hrsg. v. dems., Den Haag 1918;
    J. E. Sandys, History of classical scholarship II, Cambridge 1908, S. 319-21 (P);
    J. C. van Slee, De illustre school te Deventer 1630-1878, Den Haag 1916;
    NNBW I. - Zur Geneal.:
    W. J. J. C. Bijleveld, in: De Nederlandsche Leeuw 60, Den Haag 1942, S. 103-09.

  • Author

    Gerhard Baader
  • Citation

    Baader, Gerhard, "Gronovius, Johann Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 127-128 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119019906.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Gronovius: Johann Friedrich G., einer der ersten Philologen des 17. Jahrhunderts, geb. am 8. Septbr. 1611 zu Hamburg, gest. am 28. Decbr. 1671 zu Leyden. Von angesehenen Eltern stammend (sein Vater David war Rath des Erzbischofs von Bremen, Johann Friedrich, später Syndicus in Bremen), erhielt er eine gute Erziehung, und begab sich 1631 nach Altorf, um sich in der Jurisprudenz, deren Studium er schon in Bremen begonnen hatte, weiter auszubilden, betrieb aber auch eifrig allgemeine und humanistische Studien. Nach dem Tode seines Vaters kehrte er 1633 nach Bremen zurück, das Jahr darauf besuchte er Gröningen, um den berühmten Juristen Ant. Matthaeus zu hören. Von dort zurückgekehrt, machte er eine Reise nach verschiedenen Gegenden von Deutschland, und hatte bei einem Besuche seiner Vaterstadt Hamburg das Glück, den großen Hugo Grotius kennen zu lernen, der ihn in seinen Studien bestens förderte und fortan mit ihm in freundschaftlichem Verkehr blieb. Diese Bekanntschaft war wol von bestimmendem Einfluß, daß G. vor den Kriegsbedrängnissen ein Asyl in Holland suchte, das zu seinem zweiten Vaterland werden sollte. In den bedeutendsten holländischen Städten nahm er längeren oder kürzeren Aufenthalt, theils mit wissenschaftlichen Studien beschäftigt, theils als Privatlehrer thätig, und trat mit den großen Gelehrten der Zeit in persönliche Verbindung, bei denen er sich durch sein reiches Wissen bald ein hohes Ansehen erwarb. Durch die Empfehlung seiner neuen Freunde wäre es ihm ein|Leichtes gewesen, sich bald eine öffentliche Stellung zu verschaffen, hätte es ihn nicht gedrängt erst die Welt kennen zu lernen und auf ausländischen Bibliotheken neue Materialien zu gelehrten Arbeiten zu sammeln. So unternahm er von Holland aus längere Reisen nach England, nach Frankreich, wo er 1640 zu Angers den Doctorgrad in der Jurisprudenz erwarb, sodann nach Italien, wo er sich lange aufhielt, obwol ihm die Benutzung mancher Bibliothek sehr erschwert wurde. In Rom machte er nebst andern Arbeiten eine Abschrift von dem damals noch unedirten Geschichtswerk „Alexias“ der Anna Comnena, welche Arbeit des fleißigen Mannes erst in diesem Jahrhundert der Wissenschaft zu gute gekommen ist; s. die Ausgabe von Schopen, Vol. I. p. IX ff. Von Italien aus kehrte er 1642 durch Süddeutschland, die Schweiz und Frankreich nach Holland zurück, von wo aus er einen Ruf nach Deventer als Professor der Geschichte und Eloquenz auf der Reise erhalten hatte. In Deventer wirkte er im bescheidenen Kreise, aber hochgeachtet bis zum Jahre 1658, in welchem ihm die Ehre zu Theil ward an die berühmte Hochschule zu Leyden als Nachfolger Boxhorn's berufen zu werden. In Leyden verwaltete er wiederholt das Rectorat und wurde 1665 auch zum Bibliothekar ernannt. Er war zweimal verheiratet, hatte aber das Unglück, beide Frauen durch die Pest zu verlieren, die erste 1656 zu Deventer, die zweite 1669 zu Leyden. Sein Privatcharakter wird allgemein als liebenswürdig geschildert, wie auch seine mit sauberer und zierlicher Hand geschriebenen Briefe eine anima candida verrathen. Auch war er im Gegensatz zur allgemeinen Streitsucht der damaligen Gelehrten, von der auch sein minder begabter Sohn Jacob angesteckt ist, ein Feind aller gelehrten Händel, wenn er auch zweimal bittere und unverdiente Angriffe mit Entschiedenheit abgewehrt hat. — Was seine wissenschaftlichen Leistungen betrifft, so haben sich wenige Gelehrte gleich große Verdienste um die römische Litteratur erworben. Gronov's Hauptwerke sind die an scharfsinnigen Erörterungen und glänzenden Verbesserungen reichen Observationes, die noch im 18. und 19. Jahrhundert durch Fr. Platner (1755) und Frotscher (1831) wieder gedruckt worden sind, sodann die für seine Zeit epochemachenden Forschungen über das antike Münzwesen und seine Ausgabe des Livius, über welche hervorragende Leistung ein ebenbürtiger Meister, Madvig, in seinen Emendationes Livianae p. 34 das Urtheil gefällt hat: Livium post Rhenanum.. stataria opera ac perpetua recensendum sibi sumpsit saeculo XVII. Io. Fred. Gronovius, vir ingenio, iudicio, eruditionis in latinis litteris copia praestans, arte nondum aut quod ad rem grammaticam attinet aut in critica factitanda plane perpolitus, plurimisque egregie e codicibus et coniectura emendatis, eam constituit Livii orationis formam, quae ad nostram aetatem fere servata est. Gronov's Stellung in der Geschichte der Philologie bezeichnet Bernhardy (Röm. Litt.-Gesch. S. 129 der 3. Ausg.) treffend mit folgender Schilderung: „J. Fr. G. darf für den wahren Stifter der holländischen Latinisten-Schule gelten. Anerkannt der tiefste Kenner der Latinität, die er in ihrer weitesten Ausdehnung überblickt..., hat er als Lehrer und Herausgeber ein tüchtiges Studium der Grammatik und Kritik begründet, diese beiden auch auf antiquarische Forschungen (de pecunia veterum) methodisch angewandt. Vorzugsweise gelang ihm die Berichtigung und Interpretation der Prosa, während die Dichter seiner verstandesmäßigen Combination ferner lagen; die Texte weiß er besser durch Kenntniß des Sprachgebrauchs als mittelst einer zusammenhängenden Recension zu fördern; dagegen ist er überall dem schon damals wuchernden Unfug in seichtem Notengeschwätz (notae politicae) und in fabrikartigen Sammlungen entgegengetreten.“ — Ein Verzeichniß seiner Schriften lieferte G. selbst in einem 1670 an den Italiener Angelicus Aprosius geschriebenen Briefe mit folgenden (abgekürzten) Titeln: 1) „Diatribe in P. Papinii Statii Silvas“,Hagae Com. 1637. 2) „Observationum libri III“, Lugd. Bat. 1639, iterum et locupletiores editi a. 1666. 3) „Elenchus Antidiatribes Mercurii Frondatoris, sive Emerici Crucis“ (sive E. Cr. erläuternder Zusatz von G.). Mit Nr. 1 neu herausgegeben von F. Hand 1812. 4) „Commentarius de sestertiis, Daventriae 1643, qui deinde crevit in libros IV de sestertiis sive subsecivorum pecuniae veteris Graecae et Romauae a. 1656“ (am vollständigsten die Ausgabe von Jacob G. 1691. 4°). 5) „Livii historiarum libri cum annotationibus“ Lugd. 1643, 4 tom. 12°., ibidem, ebenda, ebendort tribus tom. sine notis. Rursus cum ipsius et variorum notis, 1665. 3 tom. 8°. 6) „L. et M. Annaeorum Senecarum opera“, 4 tom. Lugd. 1649; eadem Amstelod. notis auctis 1658; 7) „A Gellii Noctes atticae emendatae“, Amstel. 1650, sine notis, quae cum maxime parantur (der bis zu lib. IX cap. 15 fortgeführte Commentar erschien in der Ausgabe seines Sohnes Jacob 1706. 4"). 8) „Observationum liber novus sive IV“, 1652. 9) „Observatorum in soriptoribus ecclesiasticis monobiblos“, Daventriae 1653 (das seltene vortreffliche Werk neu gedruckt in Frotscher's Ausgabe der Observationes). 10) „P. Papinii Statii opera recensita", Amst. 1653; 11) „Senecae tragoediae cum notis variorum", Lugd. 1661 (ed. II. 1682). 12) „Animadversiones in Martialis loca, sparsae per notas variorum“, ēd. Lugd. 1661. 13) „De centesimis usuris et foenore unciario antexegesis adversus Martinum Schoquium“ (im Drucke heißt es: adversus Theologistoricophilosophologum), Lugd. 1661. 14) De iisdem antexegesis posterior, ibidem, ebenda, ebendort 1664. 15) „Plauti comoediae recensitae cum plurium locorum correctionibus et explicationibus inter notas variorum", Lugd. a. 1664 et 1669 apud Franc. Hackium. 16) „Ad M. Fabii Quintiliani utriusque et Calpurnii Flacci declamationes notae", Lugd. 1665. 17) „Sallustii opera, notis additis in notas variorum", Lugd. 1665. 18) „Ad Hesychii Lexicon notae permixtae notis variorum", Lugd. 1668. 19) „Liber singularis emendationum in Plinii Secundi nat. hist.", 1669. 20) „Notae ad Plinii minoris epistolas immixtae variorum notis", Lugd. 1669. 21) „Poemata varia per occasiones emissa, nondum tamen junctim in unum volumen conjecta“. 22) „Orationes“ (sex a. 1648—1669). Sudant hoc ipso tempore sub praelis notae ad Tacitum (erschienen in der Ausgabe 1673) et ad Suetonium (in der Ausgabe von Graevius, Utrecht 1672). — Aus seinem reichen Nachlaß wurden Lectiones oder Dictata zu verschiedenen Schriftstellern, wie zu Phaedrus, Plautus, Terentius, Cicero's Briefen etc. noch bis in die neueste Zeit herausgegeben.

    Kurze Autobiographie in Daventria illustrata, Lugd. 1651 p. 712. Leben von Willens, Hamb. 1723 und von Westerhof vor den Lectiones Plautinae p. IX—XXX, Amstel. 1740. Graevius in der Vorrede zu Suetonius S. 177. Eckstein in der Haller Encyklopädie.

  • Author

  • Citation

    Beneke, Otto, "Gronovius, Johann Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 721-723 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119019906.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA