Lebensdaten
14. Jahrhundert , erwähnt 1365 – 1398
Beruf/Funktion
Finanzmann in Köln ; Patrizier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136660223 | OGND | VIAF: 80967231
Namensvarianten
  • Hermann von Goch
  • Goch, Hermann von
  • Hermann von Goch
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Zitierweise

Goch, Hermann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136660223.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    (Erlaubnis z. Eheschließung 20.10.1385) Irmgard, T d. Kaufm. v. d. Kemenate; Schwager Goswin v. d. Kemenate ( 1398);
    4 S, 5 T, u. a. Hermann u. Johann, beide Kanoniker v. St. Severin in K., Lysa ( Reymarus de Gles, Goldschläger, Ratsherr in K.).

  • Biographie

    Die Anfänge, die G. im Laufe seines Lebens zu einem der reichsten Bürger Kölns werden ließen, sind unbekannt. Zuerst als Kanoniker von Kaiserswerth bezeugt, wurde er bald Rat und Vertrauter Kaiser Karls IV., der Herzöge von Jülich-Geldern und Berg, der Grafen von Moers und vieler niederrheinischer Dynasten, denen er offensichtlich in Finanzschwierigkeiten aushalf, um aus den Geldgeschäften reichen Gewinn zu ziehen. Seit 1378 Sekretär und Siegler des Kölner EB Friedrich von Saarwerden, erzielte er zuerst als Oberamtmann, seit 1381 als Pächter der ergiebigen Einkünfte des Erzbischofs in der Stadt Köln durch kluge Verwaltung Erträge, die er in Grundbesitz und Geldgeschäften anlegte. Er wurde zum reichsten Grundbesitzer in Köln; erzbischöfliche Privilegien für die Grut räumten ihm eine Monopolstellung im Braugewerbe der ganzen Gegend ein. Karl IV. befreite ihn 1378 von allen Zöllen. 1381 in Neuß, 1385 in Köln eingebürgert, verband er sich als Kleriker mit der Kaufmannstochter Irmgard von der Kemenate. Von den nachträglich legitimierten Kindern heirateten die Töchter lombardische Financiers oder in die bedeutendsten Kölner Kaufmannsfamilien ein, die Söhne wurden als Geistliche mit reichen Pfründen dotiert. Durch seinen Schwager Goswin von der Kemenate nahm G. Beziehungen nach Avignon auf. Papst Clemens VII. rief von dort 1393 seine Hilfe gegen Friedrich von Saarwerden an. Beim Adel und in der Stadt trat G. wiederholt als Schiedsrichter auf. Sein Reichtum erweckte den Neid des Zunftregiments in Köln. Nach zweimaliger Haft 1393 und 1394 wurde er 1398 der Verbindung mit den patrizischen Geschlechtern angeklagt und nach auf der Folter erzwungenem Geständnis enthauptet. Die erhaltenen Tagebücher und Finanzverzeichnisse verraten intuitive Menschenkenntnis und diplomatische Meisterschaft eines auf Reichtum bedachten Menschen, aber auch Sorge für die Zukunft seiner Familie. Politischer Ehrgeiz lag ihm fern.

  • Literatur

    ADB 49;
    L. v. Winterfeld, Handel, Kapital u. Patriziat in Köln bis 1400, 1925, S. 61-65. |

  • Quellen

    Qu.: Tagebücher u. Verz. (Köln, Stadtarchiv).

  • Autor/in

    Georg Droege
  • Zitierweise

    Droege, Georg, "Goch, Hermann von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136660223.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Goch: Hermann v. G., Kölner Banquier, Geburtsjahr unbekannt, hingerichtet am 7. Mai 1398. Sproß einer niederrheinischen Adelsfamilie, ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt und Inhaber einer Canonicatspfründe zu Kaiserswerth, wendete sich G. statt dem Kirchendienst der Speculation zu und erwarb sich durch großartige Geldgeschäfte ein bedeutendes Vermögen. Wie unentbehrlich er sich zu machen wußte, zeigen zahlreiche Gunstbriefe niederrheinischer Fürsten, Herren und Städte. Namentlich gebrauchte ihn der Kölner Erzbischof Friedrich III. bei seinen vielfachen Verlegenheiten. Er verpachtete ihm fast seine sämmtlichen Einkünfte in Köln und ernannte ihn (1383) auf sechs Jahre zum Siegelbewahrer. Längere Zeit lebte er in Köln, wo er das Bürgerrecht erhielt, in sehr angesehener Stellung, in den neunziger Jahren aber wurde er der Unterschlagung, sowie politischer Umtriebe verdächtigt, wiederholt gefangen gesetzt und in Geldbuße genommen. Der Zorn hierüber machte ihn zum erbittertsten Feinde der Stadt. Wieviel von den zahllosen, gegen ihn erhobenen Anklagen wahr ist, läßt sich nicht genau feststellen. Sicher ist, daß er sich den durch die Zunfterhebung von 1396 aus Köln vertriebenen Geschlechtern anschloß, mit dem Ritter Hilger von der Steffen die Seele dieser Partei wurde und alles aufbot, um dem neuen Zunftregiment Feinde im Fürsten- und Herrenstand zu erwecken. Namentlich intriguirte er beim Herzog von Geldern und soll mit diesem verabredet haben, die Stadt durch einen Handstreich zu nehmen. Auch nach Hilger's Hinrichtung setzte er seine Bemühungen fort, wurde aber, als er sich unvorsichtig nach Köln wagte, gefangen genommen und am 7. Mai 1398 mit seinem Schwager Goswin von Kemnate enthauptet.

    • Literatur

      Ennen, Geschichte der Stadt Köln, II. 762 ff. u. III. 80 ff.

  • Autor/in

    Cardauns.
  • Zitierweise

    Cardauns, Hermann; Schwarz, Hilar, "Goch, Hermann von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136660223.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Goch: Hermann von G., der reichste Finanzmann Kölns im 14. Jahrhundert, ist dort zuerst im J. 1365 nachweisbar. Er war geweihter Cleriker und Kanonikus zu Kaiserswerth, kam indeß schon in jungen Jahren nach Köln, wo er das rechte Feld für seine eminente geschäftliche Begabung fand. G. wurde der größte Hausbesitzer der Stadt: 45 Häuser und Höfe, zum Theil von bedeutendem Umfang, erwarb er, darunter z. B. die aus zwei großen Adelshöfen vereinigte Besitzung zur Kemenade — sein Wohnhaus, später Palais der Grafen von Fürstenberg — in der Glockengasse und das Herrengut zum Hardefust, welches noch 1456 seinen Namen trug und zum letzten Besitzer den Fürsten von der Leyen hatte; die Bodenfläche des Gutes umfaßt heute einen ganzen Straßencomplex in Köln. Damit verband G. gleichzeitig den Erwerb von Ackerland und den Betrieb bäuerlicher Eigenwirthschaft, wie er denn auch unter den Großgrundbesitzern erscheint, die 1391 die Bauerbank von St. Gereon begründen. Sein Capital ließ G. am lebendigsten und fruchtbringendsten arbeiten in Geldgeschäften zunächst mit dem niederrheinischen Adel und dem Kölner Patriciat, vor allem aber mit dem Erzbischof Friedrich von Saarwerden und dem Herzog Wilhelm III. von Geldern. Der erstere übertrug ihm nach vorausgegangenen Darlehen das Amt des obersten Sieglers der Kölner Curie und verpfändete bezw. verpachtete ihm seine Kölner Einkünfte, die G. in kluger und interessanter Weise, bei stets genauer Beobachtung des kanonischen Zinsverbots, mit doppeltem Gewinn 1378—89 ausnützte. Dieselben Jahre ungefähr umschließen seine ausgedehnten Geschäfte mit dem Herzog von Geldern, dessen immer wachsende Verbindlichkeiten gegen G. theils aus baren Darlehen, theils aus großen Lieferungen, besonders von Wein, hervorgingen. Der ungemein kluge und gewandte Mann stieg rasch in Ansehen und Ehren. Adelige und Geschlechter wählten ihn wiederholt zum Schiedsrichter; schon früh, 1373, ernannte ihn Karl IV. zu seinem Caplan und Familiaren, und eine ganze Reihe ähnlicher Huldbriefe schloß sich an. Wie weit verbreitet Goch's Ansehen war, zeigt der Brief des Gegenpapstes Clemens VII., der sich am 31. October 1393 aus Avignon an ihn mit dem Ersuchen wandte, gegen den Kölner Erzbischof zu wirken und ihm dafür die Hilfe des französischen Königs zusicherte. Andererseits aber zog ihm sein steigender Reichthum auch zahlreiche Anfeindungen zu, die sich endlich 1393 und 1394 in mehreren Acten summarischer Willkürjustiz des patricischen Rathes entluden. Er wurde wegen angeblichen Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung der Grut (einer der erzbischöflichen Nutzungen in Köln) zur Zahlung von 2000 Gulden und dann zu zweimaliger halbjähriger Thurmhaft verurteilt. Diese Schläge hat G. persönlich und geschäftlich nicht mehr verwunden. Gerade seine einfachen, rein sachlichen Tagebuchnotizen aus dieser Haftzeit bekunden übrigens nochmals die Vielseitigkeit seiner Beziehungen und die Größe seines Ansehens. Den politischen Kämpfen in Köln stand G. fern; es ist unrichtig, ihn einer der Parteien zuzuweisen. Er kannte im öffentlichen Leben nur eins: das Geschäft; alles andere kam nur unter diesem Gesichtspunkte für ihn in Betracht. Nach dem Sturz der Geschlechterherrschaft ward er der Theilnahme an einem Plan, das Zunftsregiment zu beseitigen und die Stadt dem Herzog von Geldern zu überliefern, beschuldigt und mit seinem Schwager Goswin von der Kemenaden gefangen gesetzt. Beide legten auch ein „Bekenntniß“ ab und wurden darauf am 7. Mai 1398 hingerichtet. Diese Bekenntnisse sind jedoch auf der Folter erzwungen und entbehren der inneren und äußeren Wahrheit; überhaupt ist die Annahme einer von den Patriciern wider die Zunftregierung geplanten Gegenrevolution völlig haltlos.

    • Literatur

      Ennen's Quellen z. Gesch. der Stadt Köln Bd. 5 und 6 enthalten eine Anzahl Stücke zur Geschichte Goch's; bei weitem das meiste aber ist noch ungedruckt. Alles über Goch vorhandene archivalische Material wird, verbunden mit einer Darstellung seiner gesammten Thätigkeit, in der nächsten Zeit zur Veröffentlichung gelangen.

  • Autor/in

    Hilar Schwarz.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA