Lebensdaten
1886 – 1953
Geburtsort
Reichraming (Oberösterreich)
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Jesuit ; Astrophysiker ; Spektrochemiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13804810X | OGND | VIAF: 119623143
Namensvarianten
  • Gatterer, Alois
  • Gatterer, A.
  • Gattherer, Alois
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gatterer, Alois, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13804810X.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton ( 1920), aus d. Steiermark, Forst- u. Domänenverwalter;
    M Emilie Kuffrath ( 1949), aus ob.österr. Fam.

  • Biographie

    G. trat 1905 in die Gesellschaft Jesu ein und machte seine philosophischen Studien in Preßburg. 1912 befiel ihn eine schwere Polyneuritis mit mehrmonatiger fast völliger Lähmung und einer Verkümmerung des linken Beines als dauernde Folge, so daß G. sich nur schwer aufrecht halten konnte. Trotz dieser körperlichen Hemmungen nahm er im selben Jahr in Innsbruck seine theologischen Studien auf, wo er 1915 zum Priester geweiht wurde. Während er am Institutum philosophicum der theologischen Fakultät in Innsbruck naturwissenschaftliche Fächer lehrte, studierte er gleichzeitig an der Universität Chemie und Physik und promovierte 1922 zum Dr. phil.. Er habilitierte sich 1924 in Innsbruck an der theologischen Fakultät und dozierte Naturphilosophie und Grenzwissenschaften am Institut für scholastische Philosophie. In seinem Bestreben, die moderne Naturwissenschaft philosophisch zu unterbauen und zu durchdringen, ließ er sich in seinem ersten jugendlich-unerfahrenen Eifer zu Auffassungen über die Konstitution der Körper verleiten, die mit dem Hylemorphismus des strengen Thomismus, wie er an den Römischen Studienanstalten vertreten wird, nicht vereinbar waren. So wurde ihm 1926 der Lehrstuhl für Naturphilosophie entzogen. Nur schweren Herzens trennte er sich von dem liebgewonnenen Fach, dem noch bis zu seinem Lebensende sein eigentlichstes Interesse galt, und wandte sich nach einem kurzen Studienaufenthalt in Oxford (1928) endgültig den exakten Naturwissenschaften zu, und zwar der chemischen Spektralanalyse. 1931 nach Rom berufen, um dem neuernannten Direktor J. Stein SJ bei der Reorganisation und Übertragung der Vatikanischen Sternwarte nach Castel Gandolfo behilflich zu sein, richtete er 1933 das Astrophysikalische Laboratorium ein, dem er bis zu seinem Lebensende vorstand. Im Hinblick auf Meteoritenuntersuchungen, die den Nachweis und die Bestimmung von Spuren erforderten, gab er dem neuen Institut von vornherein ein ausgesprochen spektrochemisches Gepräge und schuf damit das 1. Institut dieser Art in Italien, das durch seine großzügigen und fortschrittlichen Einrichtungen internationalen Ruf erlangte. G. selbst erwarb sich große Verdienste um zahlreiche instrumentelle und methodologische Verbesserungen (das Universalstativ für Funken und Bogen, den Projektionskomparator, die Anwendung der Kohlenflamme für spektroskopische Zwecke und andere). Vor allem aber ist G. durch die Herausgabe praktischer Spektralatlanten hervorgetreten, die Eingang in die spektroskopischen Laboratorien der ganzen Welt fanden. Der „Atlas der Restlinien“ (3 Bände, Castel Gandolfo beziehungsweise Vatikanstadt 1937–49, ²I/II 1947/59) bringt die Spektren von 73 Elementen. Von den 40 000 darin aufgenommenen Spektrallinien der Seltenen Erden wurden 10 000 erstmals in G.s Laboratorium gemessen. In den letzten Jahren gelang G. der spektroskopische Nachweis der Halogene und anderer Nichtmetalle durch Anregung mit Ultrakurzwellen, wodurch die Emissionsspektralanalyse einen neuen Anwendungsbereich gewann. G. regte die Gründung der internationalen Fachzeitschrift „Spectrochimica Acta“ (1939) an und war Mitherausgeber der ersten Bände (1939 ff.)|.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Päpstl. Ak. d. Wiss..

  • Werke

    Weitere W u. a. Das Problem d. statist. Naturgesetzes, Habil.schr. Innsbruck 1924;
    Der wiss. Okkultismus u. s. Verhältnis z. Philos., 1927;
    Zur quantitativen Spektralunters. v. Gasgemischen, in: Physikal. Zs. 33, 1932, S. 64-73;
    Il Laboratorio Astrofisico della Specola Vaticana, 1935;
    Spark Spectrum of Iron …, Castel Gandolfo 1935 (mit J. Junkes), ²Vatikanstadt 1947 (dt. 1935);
    Arc Spectrum of Iron …, Castel Gandolfo 1935 (mit dems.), ²Vatikanstadt 1947;
    Ein Projektionskomparator f. spektrochem. Analyse, in: Spectrochimica Acta 1, 1940, S. 352-73;
    Zur Spektrochemie d. Metalloide F, Cl, Br, J u. S u. Se, ebd. 3, 1947, S. 214-32;
    Die Anregung reiner Bandenemission in d. Kohleflamme, in: Ricerche Spettroscopiche 1, Vatikanstadt 1942, S. 153-79;
    Grating Spectrum of Iron, Vatikanstadt 1951;
    Molecular Spectra of Metallic Oxides (vervollständigt u. hrsg. d. s. Mitarbeitern), 1957. - Mitbegr. u. erster Hrsg. d. Schrr.reihe: Philos. u. Grenzwiss., 1924 ff.

  • Literatur

    Annuario della Pontificia Accademia delle Scienze 1937, S. 795-97 (W, P);
    R. Breckpot, in: Spectrochimica Acta 6, London 1953, S. 1-5 (W, P);
    J. Junkes, in: Memorie della Società astronomica Italiana 24, Rom 1953, S. 229-35 (P);
    O. Masi, in: La Metallurgia Italiana 45, Mailand 1953, S. 201 f. (mit Bildern);
    G. Milazzo, in: Chimica e l'industria 35, ebd. 1953, S. 274 (P);
    F. X. Mayer, in: Österr. Chemiker-Ztg. 54, 1953, S. 128;
    E. van Someren, in: Nature 171, London 1953, S. 674 f.;
    E. Salpeter, in: Microchimica Acta, 1953, S. 1-3 (P);
    E. Coreth, in: Zs. f. kath. Theol. 75, 1953, S. 252;
    ders., Die Philos. a. d. Theol. Fak. Innsbruck 1857-1957, ebd. 80, 1958, S. 175-77;
    D. Wattenberg, in: Astron. Nachrr. 281, 1954, S. 283;
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Joseph Junkes SJ
  • Zitierweise

    Junkes SJ, Joseph, "Gatterer, Alois" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 88-89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13804810X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA