Lebensdaten
1567 – nach 1631
Beruf/Funktion
Goldschmied ; Kupferstecher
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 127997113 | OGND | VIAF: 2192168453532866300000
Namensvarianten
  • Flint, Paul der Jüngere
  • Flynth, Paul der Jüngere
  • Vlindt, Paul der Jüngere
  • mehr

Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Flindt, Paul der Jüngere, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd127997113.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paulus, Goldschmied;
    M Susanna Streubin;
    16.12.1601 Juliana, T d. Wolf Schöttel.

  • Biographie

    Über F.s Leben haben sich nur spärliche Nachrichten erhalten. Da 1592 und 1593 zwei Stichwerke von ihm in Wien erschienen, darf ein dortiger Aufenthalt angenommen werden. Damals war er sicher schon Geselle. Ein Jahr später erschien sein umfangreichstes Stichwerk von 40 Blatt in Nürnberg, wo er den größten Teil seines ferneren Lebens verbrachte und 1601 Meister wurde. – Da bisher nur eine einzige mit seiner Meistermarke versehene Goldschmiedearbeit bekannt geworden ist, kann seine Werkstatt nicht groß gewesen sein, was auch die geringe Zahl der bei ihm beschäftigten Lehrlinge bezeugt. Trotzdem hat F. ungemein zur Verbreitung des manieristischen Ornamentstils seiner Zeit beigetragen, und zwar durch zahlreiche Stichfolgen mit Entwürfen für Goldschmiedearbeiten. Mit diesen Veröffentlichungen folgte er einem zu seiner Zeit auch von anderen, vorwiegend Nürnberger Meistern geübten Brauch. Es sind über 200 Blätter erhalten, die wahrscheinlich auch einzeln vielen Goldschmieden als Vorlage dienten; weitaus die meisten dieser Blätter sind im sogenannten Punzenstich ausgeführt, bei dem die Linie durch einzelne, mit der Goldschmiedepunze geschlagene Punkte aufgelöst ist. Die Stiche zeigen überwiegend prunkvolle Gefäße für den privaten Gebrauch (Trinkgerät, Schalen, Becher, Pokale, Humpen, Flaschen), deren Wandungen meist ganz mit einem Ornament aus Band- und Rollwerk bedeckt sind, das sehr geschickt und mit Geschmack von naturalistischen Formen wie Fruchtbündeln, blumengefüllten Vasen, Masken, Fratzen, Puttenköpfen, allegorischen Gestalten und Kartuschen mit figürlich staffierten Landschaften durchsetzt ist. – Obwohl F. als ausübender Goldschmied nicht sehr produktiv gewesen sein kann, muß er sich doch wegen seiner Handfertigkeit hohen Ansehens erfreut haben, denn ihm wurde 1631 die Treibarbeit an einem Agleybecher als Muster für die Meisterprüfung übertragen. Auch mehrere Bleiplaketten stammen von seiner Hand.

  • Werke

    Silbervergoldete getriebene Platte, 1606 (Moskau, ehem. Patriarchen-Schatzkammer);
    Verz. d. Stichfolgen s. G. C. Nagler, Die Monogrammisten IV, 1870, 2950, 1-7, 2951, 3399, 1-8.

  • Literatur

    ADB VII;
    Th. Hampe, Nürnberger Ratsverlässe I, 1904, Nr. 3951 u. 4134;
    Entwürfe zu Gefäßen u. Motiven f. Goldschmiedearbb., Serie I, 33 Bll. in Lichtdruck nach Originalbll. in Punzmanier v. P. F.-Nürnberg, 1887;
    A. Winkler, Die Gefäß- u. Punzenstecher d. dt. Hochrenaissance, in: Jb. d. kgl. Preuß. Kunstslgg. XIII, 1892, S. 93-107;
    E. W. Braun-Troppau, Plaketten v. P. F., in: Archiv f. Medaillen- u. Plakettenkde. I, 1913/14, S. 21-26;
    M. Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen, 1925, III, Nr. 3949 A u. 4110 A;
    P. Jessen, Meister d. Ornamentstichs I, 1925, S. 110 f.;
    R. Berliner, Ornamentale Vorlage-Bll. II, 1926, Tafel 311;
    Reallex. z. Dt. Kunstgesch. I, 1937, Sp. 210;
    Kat. d Ausstellung „Aufgang d. Neuzeit“ Nürnberg 1952, Nr. T 37-41, T 64;
    ThB.

  • Autor/in

    Günther Schiedlausky
  • Zitierweise

    Schiedlausky, Günther, "Flindt, Paul der Jüngere" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 247-248 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127997113.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Flindt: Paul F., auch Flint oder Vlindt genannt, Goldschmied und Kupferstecher von Nürnberg. Das Jahr seiner Geburt und seines Todes sind unbekannt, nur die Jahreszahlen, welche auf seinen Blättern vorkommen, markiren uns die Zeit seiner Thätigkeit, die sich demnach auf die Periode 1590—1620 bestimmen ließe. Auch der Lehrer des Künstlers ist nicht bekannt. Man glaubte annehmen zu müssen, daß F. der Erfinder der sogen. Punzenmanier sei, einer Methode, die die Zeichnung und auch die Schattirung durch Punkte hervorbringt, welche mit einem Hammer (opus mallei, sagt Lutma 60 Jahre später über sein ähnliches Verfahren) durch Aufschlagen auf die Punze hineingeschlagen werden, aber vor ihm schon hat um 1600 Aspruck in Augsburg sich desselben Verfahrens bedient und wurde dessen Manier mit Unrecht als erste Anwendung der Schabkunst angesehen. F. wurde auch Paul von Nürnberg genannt und diese Bedeutung hätte sein oft vorkommendes Monogramm: P V N. Im J. 1592 scheint er sich in Wien aufgehalten zu haben, in welchem Jahre er daselbst acht Blätter mit Vasen herausgab. Flindt's Bedeutung in der Kunstgeschichte hat erst in der Neuzeit, welche dem Kunsthandwerk eine besondere Beachtung entgegenbringt, gewonnen. Seine figürlichen Darstellungen, wie z. B. „die zwölf Monate“, 1611 in Nürnberg herausgegeben, erheben sich kaum über das Mittelmäßige, dagegen sind seine Cartouchen, Blumenarabesken, Kreissegmente für Decorirung von Vasen, insbesondere aber die seltene und reichhaltige Sammlung von Prachtgefäßen in deutscher Renaissanceform höchst beachtenswerth. Für die figürlichen Darstellungen griff er oft zu Blättern von Jost Amman, in den Gefäßen ist er ganz originell und bietet besonders dem Goldschmiede die herrlichsten Muster dar. Er ist darin einem anonymen deutschen Meister verwandt, von dem wir in gleicher Weise ausgeführte ähnliche Gefäße besitzen, deren 16 das österreichische Museum in Facsimile publicirt hat. Ob dieser anonyme Meister unserem Künstler vorangeht, ob und welche Wechselbeziehung zwischen beiden besteht, läßt sich heutzutage aus Mangel an Quellennachrichten nicht entscheiden. In Wien erschien im Verlag von A. Luining, der auch Goldschmied und Stecher war, 1593 eine Folge von 36 Blättern Muster für Goldschmiede, das Jahr darauf, 1594, in Nürnberg eine Folge von 32 Blättern mit Kirchengefäßen, Bechern, Schüsseln und dergleichen. Ebenda, mit der Adresse von Balt. Caymox eine Folge von 20 Blättern Kannen, Bechern und anderen Gefäßen, 1618. Ein genaues Verzeichniß seiner Arbeiten existirt noch nicht. Die reichste Sammlung seiner Blätter dürfte sich jetzt im Dresdener Gewerbemuseum vorfinden.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Flindt, Paul der Jüngere" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127997113.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA