Lebensdaten
1773 – 1829
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Historiker ; Genealoge ; Jurist
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 104352566 | OGND | VIAF: 37350027
Namensvarianten
  • Fichard, Johann Carl von
  • Fichard, Johann Karl von
  • Baur von Eyßeneck, Johann Carl (genannt)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Fichard genannt Baur von Eyßeneck, Johann Carl von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104352566.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Carl v. F. gen. B. v. E. (1736-75, adoptiert 1767 von Joh. Carl v. F. [Vt seines V], 1771, Stifter d. F.-Fideikommisses, letzter Nachkomme d. Joh. [s. 1]), Schöffe in F., S d. Phil. B. v. E. (1708-83, Nachkomme d. Stadtschultheiß Joh. Martin B. v. E., 1634, s. NDB I);
    M Maria Marg. (1755-1808, Cousine), T d. Gg. Frdr. B. v. E. (1714-69), Obristwachtmeister;
    Vt Adalbert Frhr. B. v. E. (1785-1870), k.k. WGR u. FML;
    1) Berlin 1795 ( 1798) Carol. Amalie v. Ernsthausen, 2) Kleinheubach/Main 1808 ( 1811) Christine Charl. Carol. Sus. v. Boltog, 3) Frankfurt/Main 1820 Elis. Franziska v. Sinn geb. Löhrl; kinderlos;
    N Maximilian (1836–1922), k. u. k. Genie-Offz., Landschaftsmaler u. Radierer (s. ThB).

  • Biographie

    F. beginnt sein Studium 1791 in Jena und schließt es durch Reisen nach Frankreich und Italien ab. Obwohl er schon 1797 in den Rat und 1798 auf den Schöffenstuhl gewählt wird, gibt er kurz danach alle Ämter auf und widmet sich ganz den historischen Forschungen, die der Geschichte Frankfurts und des Patriziats gelten. Nachdem er 1811-15 als erste Frankfurter historische Zeitschrift das „Frankfurtische Archiv für ältere deutsche Literatur und Geschichte“ in 3 Bänden vorgelegt hat, greift er aktiv in die Verfassungsfrage der 1816 neu geschaffenen Freien Stadt Frankfurt ein. Als führendes Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg vertritt er 1817-19 in mehreren gedruckten Eingaben an die Bundesversammlung die Forderung nach Wiedereinführung der alten patrizischen Ordnung von 1612 und begründet sie 1819 ausführlich in dem Buch „Die Entstehung der Reichsstadt Frankfurt und der Verhältnisse ihrer Bewohner“. Dieser rechtsgeschichtlich bedeutsame Antrag findet jedoch bei der liberal-demokratischen Zusammensetzung der Behörden kein Gehör und kommt erst 1845, lange nach F.s Tode, in einem nichtssagenden Vergleich zum Abschluß. Aber in seiner Materialsammlung, die außer vielen Urkunden und Archivalien 347 handschriftliche Bände zur „Frankfurter Geschlechter-Geschichte“ und weitere 38 Bände historischen, diplomatischen, juristischen, topographischen und heraldischen Inhaltes umfaßt hat, und an der F., der übrigens von Karl Freiherr vom Stein zur Mitwirkung an den Monumenta Germaniae historica aufgefordert wird, jahrzehntelang bis zu seiner Erblindung arbeitet, hinterläßt er ein Werk von einmaliger Bedeutung für Rechts-, Lokal-, Familien- und Kulturgeschichte, von dem nur wenig veröffentlicht worden ist: außer seiner „Zeitschrift für deutsche Geschichte und Rechts-Altertümer Wetteravia“, die nur in einem Bande 1828 erscheint, sind seine quellenkritischen Überarbeitungen der Manuskripte J. G. Battonns „Örtliche Beschreibung von Frankfurt“ (7 Bände, 1861-75) und „Der Kaiserdom zu Frankfurt, Beiträge zur Geschichte des Bartholomäus-Stiftes“ (1869) erst lange nach seinem Tode herausgegeben worden. Daß F. die Frage der ständischen Herkunft des mittelalterlichen Patriziats einseitig gesehen und dessen Werden und Wandel nicht klar erkannt hat, ist zwar aus seiner Verknüpfung patrizischen Denkens mit romantischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts zu deuten, muß aber bei der Benutzung seines Werkes berücksichtigt werden.

  • Werke

    Weitere W u. a. Hs. Nachlaß im Stadtarchiv Frankfurt/M., vgl. A. v. Boltog, in: Archiv f. Frankfurts Gesch. 8, 1858, S. 123 ff., R. Jung, Das Frankf. Stadtarchiv, 1909, S. 205 ff.

  • Literatur

    ADB VI;
    NND 7, 1829, S. 700 ff.;
    E. Heyden, Gal. berühmter Frankfurter, 1861, S. 430;
    K. Kiefer, in: Frankf. Bll. f. Fam.gesch. 3, 1910, S. 26;
    R. Jung, in: Archiv f. Frankfurts Gesch., 3. Folge, 10, 1910, S. 5;
    W. Schmidt-Scharff, in: Ahnentafeln um 1800, I, 1930, S. 278 ff.;
    H. F. Friederichs, in: Hess. Fam.kde. 3, 1954, S. 161 f., 1956, S. 648.

  • Porträts

    Ölgem. v. C. Rösler, Rom 1804 (Frankfurt, Stadtbibl.), Abb. in: Das Frankf. Bildnis 2, 1918, Nr. 37, u. W. Kramer u. F. Lerner, Bilder z. Frankf. Gesch., 1950, Nr. 288.

  • Autor/in

    Heinz F. Friederichs
  • Zitierweise

    Friederichs, Heinz F., "Fichard genannt Baur von Eyßeneck, Johann Carl von" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 121 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104352566.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fichard: Johann Karl v. F. genannt Baur von Eyseneck, geboren den 16. April 1773, den 16. Oct. 1829 zu Frankfurt a. M. Seine erste gelehrte Bildung erhielt er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, besuchte dann mehrere Universitäten, worauf er Reisen durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Italien machte, wodurch er seinen Geschmack für die Wissenschaften und seine Kenntnisse wesentlich vermehrte. Am 16. Oct. 1797 kam er in den Rath von Frankfurt und 9. Juli 1798 wurde er zum Schöffen ernannt. Er war der Sohn des von seinem Pathen, dem letzten Sprossen des v. Fichard’schen Geschlechts, 1767 adoptirten Johann Karl Baur v. Eyseneck (geb. 1736, 1775), welcher den Namen v. Fichard angenommen hatte. Durch seine Verbindung mit einem Fräulein Baur v. Eyseneck vereinigte er den Namen dieser alten Familie mit dem seinigen und nannte sich seit dieser Zeit: Baur v. Eyseneck. Seiner großen Neigung zu historischen Studien folgend und um denselben nach Muße leben zu können, trat er am 25. Sept. 1798 aus dem Rathe der Stadt Frankfurt aus, indem er sich zugleich von allen öffentlichen Geschäften zurückzog. Von dieser Zeit an lebte er ganz seinen historischen Forschungen, welche hauptsächlich auf die Geschichte von Frankfurt gerichtet waren. Eine ganze Reihe von Werken auf diesem Gebiete geben Zeugniß von seinem Fleiße und seiner Arbeitsamkeit. Ein großer Theil ist davon gedruckt erschienen, aber auch einen nicht minder großen Theil davon bewahrt die Frankfurter Stadtbibliothek aus seiner Verlassenschaft auf, unter denen die „Geschlechtergeschichte der Stadt Frankfurt am Main“ das werthvollste derselben ausmacht. Während nun dieses Werk noch der Herausgabe harrt, ist der Commentar zu der Battonn’schen Topographie von Frankfurt von dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde in neuester Zeit herausgegeben worden. Die erste Frucht seiner Studien legte er in dem von ihm in den J. 1811 — 15 herausgegebenen Werke: „Frankfurter Archiv für ältere Litteratur und Geschichte“, welches in jenen Jahren in drei Bänden erschien, nieder. 1819 erschien sein Werk: „Die Entstehung der Reichsstadt Frankfurt am Main“, welches ein Denkmal seines bewundernswerthen Fleißes, seiner gründlichen Kenntnisse, sowie seines historischen Scharfsinnes abgibt und seinen Namen in den Annalen der Geschichtsforschung für die Dauer befestigt hat. Durch den gänzlichen Verlust des Augenlichtes wurde er leider an seinen Studien und Forschungen gehindert und so mußten die besten und schönsten Entwürfe unterbleiben. Um aber immer bei der Kenntniß der neuesten Forschungen auf historischem Gebiete zu bleiben und um auch seinen Eifer und seine Liebe dazu nicht erkalten zu lassen, versammelte er wöchentlich eine lange Reihe von Jahren hindurch Freunde historischer Forschung um sich, mit denen er sich über deren Studien und Arbeiten, über deren Arbeiten. etc. unterhielt und sich darüber Bericht erstatten ließ, bis ihn der Tod am 16. Oct. 1829 ereilte. Schriften: „Frankfurtisches Archiv für ältere deutsche Litteratur und Geschichte“, Frankfurt a/M. 1811 — 15, 3 Bde. gr. 8. „Entstehung der Reichsstadt Frankfurt am Main und die Verhältnisse ihrer Bewohner“, Frankfurt a/M. 1819, gr. 8. „Battonn, J. G., Der Kaiserdom zu Frankfurt am Main. Beiträge zur Geschichte des St. Bartholomäus-Stiftes und seiner Kirche. Aus dem handschriftlichen Nachlasse und mit theilweisen Anmerkungen von J. K. v. Fichard versehen, herausgegeben von Dr. Ernst Kelchner“, Frankfurt a/M. 1869, gr. 8. „Battonn, J. G., Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main. Mit Anmerkungen von J. K. v. Fichard. Herausgegeben von dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde“, Frankfurt a/M. 1861—75, 7 Bde. gr. 8. v. Botog, Dr., Verzeichniß auf der Stadtbibliothek zu Frankfurt am Main befindlicher v. Fichard’scher Manuscripte im Archiv für Frankfurts Gesch. und Kunst, Heft 8. S. 123—30, Frankfurt a/M. 1858.

    • Literatur

      Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen VII. S. 700 ff. (1829). Heyden, Gallerie berühmter und merkwürdiger Frankfurter, Frankfurt a/M. 1861, S. 430.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Fichard genannt Baur von Eyßeneck, Johann Carl von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 759-760 unter Fichard, Johann Karl von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104352566.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA