Lebensdaten
1495 – 1554
Geburtsort
in Schwaben
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Franziskaner ; Prediger ; Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 120139367 | OGND | VIAF: 67289615
Namensvarianten
  • Wild, Johannes
  • Ferus, Johannes
  • Wild, Johannes
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ferus, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120139367.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    F. studierte wahrscheinlich in Heidelberg und trat um 1515 bei den Franziskanern der observanten Richtung ein. 1523/28 lehrte er im Tübinger Konvent die Artes, kam 1528 als Lektor nach Mainz, wo er seit 1539 als Domprediger wirkte. Dabei übernahm er auch jahrelang für den Weihbischof Michael Helding die Morgenpredigten. Auch vor der Provinzialsynode 1549 bestieg er die Kanzel. Seine Predigten, die für die Erhaltung des Katholizismus in Mainz von großer Bedeutung waren, behandelten das Neue Testament, später aus dem Alten Testament noch die Psalmen und die geschichtlichen Bücher und hielten sich an den buchstäblichen Sinn. Dabei zeigte F. durch die Beiziehung auch protestantischer Werke seltene Weite des Geistes. Seine Kanzelreden, die er alle niederschrieb, zeichnen sich durch Friedensliebe und Milde aus – er will nicht „Christen wider Christen hetzen“ und nennt Luther nie namentlich – und legen großen Wert auf die Erklärung der Liturgie. Freimütig beklagt er die Mißstände am römischen Hof, genau unterscheidend zwischen römischer Kirche und Kurie. Dogmatisch ist er kirchlich-korrekt, Rechtfertigung ist für ihn innere Gerechtmachung. Trotzdem wurden einige seiner oft aufgelegten Werke, die noch aus der Zeit der Vermittlungstheologie stammten und ohne Wissen F. herausgegeben worden waren, von der Pariser Sorbonne und der spanischen Inquisition beanstandet. Seit Sixtus V. standen fast alle seine Werke bis 1900 auf dem Index der verbotenen Bücher.

  • Werke

    W u. a. Postill üb. d. Evangelien, 4 Bde., Mainz 1552/55.

  • Literatur

    ADB VI;
    N. Paulus, Joh. Wild, 1893;
    Analecta Franciscana VIII, Quaracchi 1946, S. 794-97 (W-Verz.);
    LThK (unter Wild);
    Hurter II (W-Verz.).

  • Autor/in

    Hermann Tüchle
  • Zitierweise

    Tüchle, Hermann, "Ferus, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 101-102 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120139367.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ferus: Johann F., eigentlich Johann Wild, geboren 1494, Franciscaner zu Mainz, Guardian daselbst, berühmter Prediger und Exeget. Die Lehren der Reformatoren blieben nicht ohne Einfluß auf ihn und er gesteht selbst: „aus dem Unrathe der Neuerer zuweilen eine Perle ausgegraben zu haben“. Doch blieb er der katholischen Religion und seinem Orden treu und soll sogar directe Zumuthungen, sein Ordenskleid abzulegen, die ihm nach der Occupation von Mainz durch den Markgrafen Albrecht von Brandenburg gemacht wurden, freimüthig zurückgewiesen haben. Er starb den 8. September 1554. Man hat von ihm viele exegetische und homiletische Werke: „Postillae s. conciones“, Coloniae 1558; Auslegungen zu folgenden Büchern und Stücken der heiligen Schrift: Fünf Büchern Mosis, Josua, Richter, zu den Psalmen in 150 Predigten, zum 31. und 56. Psalm, Job, Prediger, Jonas Cap. 4, Daniel, Esra, Tobias, Esther, dann zu den Evangelien von Matthäus und Johannes, der Apostelgeschichte, zum Römerbrief, ersten Brief Johannis. der Leidensgeschichte, Homilien zu den Klageliedern, Fastenpredigten über die Parabel vom verlornen Sohn und Maria Magdalena, drei Predigten zur Zeit des Provinzialconcils, Bußpredigten, ein Examen ordinaudorum und ein christliches und katholisches Betbüchlein. Die Urtheile über ihn waren getheilt. Der spanische Franciscaner Michael Medina nahm seinen Ordensgenossen in einer eigenen Apologie in Schutz, der gelehrte Jesuit Alphons Salmeron machte starken Gebrauch von Wild's Schriften und der Litterarhistoriker Dupin stellt in seiner Nouvelle bibliothèque des auteurs eccl. tom. XVI. p. 2 den Commentaren des F. ein sehr günstiges Zeugniß aus. Auf der andern Seite zog der Dominicaner Dominicus Solo aus seinen Commentaren 67 Stellen als uncorrect aus, die römische Congregation des Index verbot seine „Opera omnia“ mit Ausnahme der Commentare zu Matthäus und Johannes und zum ersten Briefe Johannis in der Ausgabe, die 1577 zu Rom gedruckt ist (Possevini), freilich nur donec corrigatur, dagegen hat die Sorbonne zu Paris 1559 sogar über den Commentar zu Matthäus ein Vernichtungsurtheil gesprochen. Von welchem Einfluß seine Predigtweise und seine Exegese auf die damaligen Kanzelredner war, beweist eine Bearbeitung seiner Predigten von Johannes a Via, 1556 Domprediger zu Worms, „Epitome sermonum rev. D. Joh. Feri“, der in der Vorrede bezeugt, daß alle Prediger zu Worms in jener Zeit sich nach ihm richteten; er habe geglaubt, dasselbe thun zu müssen, sie aber in seiner Weise bearbeitet und abgerundet und deshalb eben auch diesen Auszug gefertigt. Die lateinische Uebersetzung der Predigten Wild's ist von Johannes Latomus dem Aeltern.

    • Literatur

      Possevini App. sacer. Ferrarius, Rer. Mogunt. t. I. p. 128. Miräus, Script. eccl. Fabricius, Bibl. eccl. Jöcher. Schrödl im Freib. Kirchenlex. Diterici, Dissertatio de Johanne Fero. Epitome sermonum rev. D. Joh, Feri diversis temporibus in cathedrali Wormatiensi 1556 habita per Joh.a Via, Dr. theol. et ejusdem concionatorem cathedralis. Adjectae sunt in threnos Jeremiae conciones. (Omnia judicio ecclesiae submissa sunto.) Parisiis ap. Guil. Desboys 1562. Das Buch ist dem Grafen Schonenburg, Domherrn zu Worms, gewidmet und von Lambert Venrad mit einleitenden Gedichten ausgestattet.

  • Autor/in

    H. Kellner.
  • Zitierweise

    Kellner, Heinrich, "Ferus, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 721-722 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120139367.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA