Lebensdaten
1872 – 1947
Geburtsort
Innsbruck
Sterbeort
Piburg (Ötztal)
Beruf/Funktion
Kinderarzt ; Professor der Kinderheilkunde in München
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11614355X | OGND | VIAF: 67209401
Namensvarianten
  • Pfaundler, Meinhard von
  • Pfaundler von Hadermur, Meinhard
  • Pfaundler, Meinhard von
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Zitierweise

Pfaundler von Hadermur, Meinhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11614355X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leopold (s. 1);
    M Amalie Steffan;
    1922 Gertrud v. Kummerer, Säuglingspflegerin.

  • Biographie

    Nach der Reifeprüfung begann P. 1890 mit dem Medizinstudium in Innsbruck, wo zu dieser Zeit der Anatom Wilhelm Roux (1850–1924) lehrte. Kurze Zeit später folgte der Vater einem Ruf an die Univ. Graz, wo P. sein Studium fortsetzte, u. a. bei dem Psychiater und Neurologen Gabriel Anton (1858–1933), dem Gynäkologen Alphons v. Rosthorn (1857–1909), dem Physiologen und Histologen Alexander Rollett (1834-1903), dem Internisten Friedrich Kraus (1858–1936) und dem Pädiater Theodor Escherich (1857–1911). Nach Abschluß des Studiums arbeitete P. seit 1896 als Assistenzarzt an der Univ.Universität-Kinderklinik in Graz. Nach mehrmonatigen Studienaufenthalt am Physiologisch-chemischen Institut in Straßburg bei Franz Hofmeister (1850–1922) habilitierte er sich 1900 für Kinderheilkunde und leitete 1902-06 als Nachfolger von Escherich die Grazer Kinderklinik. Anschließend folgte er einem Ruf nach München, wo er die Leitung der Univ.-Kinderklinik („Haunersche Kinderklinik“) als Nachfolger Heinrich v. Rankes (1830–1909) übernahm. Das Extraordinariat wurde 1912 in eine o. Professur umgewandelt, nachdem P. Berufungen nach Straßburg und Leipzig abgelehnt hatte. 1928-39 vertrat er gleichzeitig kommissarisch den zweiten pädiatrischen Lehrstuhl der Univ. München (Univ.-kinderpoliklinik). P. erweiterte und modernisierte die Münchner Universitäts-Kinderklinik und blieb nach Ablehnung weiterer Berufungen (Breslau u. Wien) bis zur Emeritierung 1939 in München. Die Aufnahme P.s in die Bayer. Akademie der Wissenschaften 1941 wurde von den Nationalsozialisten wegen seiner offenen Ablehnung des NS-Regimes verhindert. Bis zu seinem Tod lebte P. abwechselnd in München und in Piburg im Ötztal.

    Während seiner Tätigkeit an der Grazer Kinderklinik verfaßte P. Arbeiten über Serodiagnostik („Pfaundler-Reaktion“) und klinische Bakteriologie sowie diagnostische Lumbalpunktion, Physiologie des Säuglingsmagens, den Stoffwechsel gastrointestinaler Erkrankungen bei Kindern sowie Säuglingsernährung und Rachitis. P. gab zusammen mit Arthur Schloßmann (1867–1932) 1906 das vierbändige „Handbuch der Kinderheilkunde“ heraus (²1923, ³1931, mehrere Überss.), das u. a. eine neue, symptomorientierte Darstellung (Semiotik) pädiatrischer Erkrankungen enthielt. Zahlreiche Arbeiten P.s beschäftigen sich mit der Säuglingsernährung („Pfaundler-Formel“ z. Berechnung d. Tagestrinkmenge), insbes. mit künstlicher Ernährung; die damals als Hauptursache der hohen Kindersterblichkeit galt. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Arbeiten zur Problematik der kindlichen Krankheitsanfälligkeit (Diathese), die unter genetischen, sozialen und statistischen Aspekten behandelt wurden. Neben dieser „biologischen Pädiatrie“ war ein Großteil seines Werkes der „sozialen Pädiatrie“ (Pflege, Erziehung, Hygiene, Fürsorge) gewidmet. P. wies vor allem auf das Problem der psychischen Deprivation („Hospitalismus“) von in Kliniken untergebrachten Kindern hin, beschäftigte sich mit Fragen der Fehlerziehung (Überfürsorge) und empfahl die individuelle Säuglingspflege mit engem mütterlichen Kontakt. Kindliche Infektionen und Schutzimpfungen bildeten weitere Arbeitsschwerpunkte. P.s Spätwerk behandelte Fragestellungen der Genetik und natürlichen Auslese (Studien über Frühtod, Geschlechtsverhältnis u. Selektion, 1933–47). P. und seine Mitarbeiterin Gertrud Hurler beschrieben 1920 erstmals eine erbliche Mukopolysaccharidose mit dysproportioniertem Minderwuchs und zahlreichen weiteren Organstörungen („Pfaundler-Hurler-Syndrom“) sowie 1926 eine bislang unbekannte Glykogenspeicherkrankheit („hepatischer Infantilismus“). Insgesamt leistete P. wesentliche Beiträge zur Fortentwicklung, Systematisierung und Neuorientierung der deutschen Pädiatrie seit der Jahrhundertwende. Als Hochschullehrer prägte er eine neue Generation von Pädiatern, darunter Otto Ullrich (1894–1957), Rudolf Degkwitz (1889–1973) und Gerhard Weber (1898–1973). P. war Mitbegründer der „Zeitschrift für Kinderheilkunde“ und des „Zentralblatts für die gesamte Kinderheilkunde“ sowie Schriftleiter der „Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde“.|

  • Auszeichnungen

    Otto-Heub-ner-Preis (1917);
    Bollinger-Medaille;
    Geh. Med.rat (1926);
    Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1947);
    Dr. med. h. c. (Innsbruck);
    Ehrenmitgl. d. Leopoldina;
    Ehrenpräs. d. Dt. Ges. f. Kinderheilkde.

  • Werke

    u. a. Zur Anatomie d. Nebenniere, in: SB d. kaiserl. Ak. d. Wiss. Wien (Math-naturwiss. Cl.), CI, Abt. III, 1892;
    Über Magencapacität im Kindesalter, in: Wiener klin. Wschr. 10, 1897, S. 961-64;
    Über „Gruppenagglutination“ u. über d. Verhalten d. Bacterium coli bei Typhus, in: Münchner med. Wschr. 46, 1899, S. 472-75;
    Zur Physiol. u. Pathol. d. Säuglingsernährung, ebd. 54, 1907, S. 2169-72 (mit E. Moro);
    Über e. neue Methode z. klin. Functionsprüfung d. Magens u. deren physiolog. Ergebnisse, in: Dt. Archiv f. klin. Med. 65, 1899, S. 255-84;
    Semiotik d. Kinderkrankheiten, in: A. Schloßmann u. M. P. (Hg.), Hb. d. Kinderheilkde., 1906;
    Über kombinierte Krankheitsbereitschaften oder Diathesen im Kindesalter, in: Therapie d. Gegenwart 13, 1911, S. 289-99, 361-72;
    Körpermaßstudien an Kindern, in: Zs. f. Kinderheilkde. 14, 1916, S. 1-148.

  • Literatur

    R. Wagner, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1944/48, S. 222-25;
    R. Priesel, in: Wiener klin. Wschr. 50, 1947, S. 673 f.;
    H. Konzett, in: Klin. Med. 19, 1947;
    B. de Rudder, in: Dt. Med. Wschr. 72, 1947, S. 392;
    ders., in: Zs. f. Kinderheilkde. 65, 1947, S. 283-92;
    A. Wiskott, ebd. 96, 1966, S. 97-106;
    E. Feer, in: Schweizer. med. Wschr. 78, 1948, S. 41;
    A. Reuss, in: Österr. Zs. f. Kinderheilkde. u. Kinderfürsorge 1, 1947, S. 121-26 (P);
    W. Freund, ebd. 2, 1948, S. 183-85;
    O. Ullrich, in: Med. Mschr. 1, 1947, S. 283 f.;
    ders., in: Mschr. f. Kinderheilkde. 65, 1948, S. 283-92;
    F. J. Schulte u. a., M. P. and the history of small-for-dates infants, in: Developmental Medicin and Child Neurology 9, 1967, S. 511;
    H. Müller, in: Der Kinderarzt 10, 1972, S. 416;
    G. Schleef, Die Biogr. d. M. v. P., Diss. LMU-München 1976 (W, L, P);
    Fischer;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Eberhard J. Wormer
  • Zitierweise

    Wormer, Eberhard J., "Pfaundler von Hadermur, Meinhard" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 303-304 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11614355X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA