Lebensdaten
1693 – 1744
Geburtsort
Beesten (Emsland)
Sterbeort
Batavia
Beruf/Funktion
Missionsprediger ; Malaiologe ; Bibelübersetzer
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 1035173859 | OGND | VIAF: 303282381
Namensvarianten
  • Werndly, Georg Hendrik
  • Werndly, Georg Heinrich
  • Werndly, Georgius Henricus
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Zitierweise

Werndly, Georg Henrik, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035173859.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes Thomas Werndli(nus) (1665–1756), aus Zürich (?), studierte Theol. in d. Niederl., 1690 in Burgsteinfurt, ref. Prediger 1692 in Beesten, 1698 in Thuine, 1713 zweiter Prediger in Lingen, besuchte 1729 u. a. d. Inseln Makian (Marquian), Bacan (Batchia) u. d. Küste v. Sulawesi (Celebes), hielt 1740 e. Huldigungsrede f. Kg. Friedrich II. in Preußen, führte 1742 e. Kirchenvisitation in d. Gfsch. Lingen durch (s. L), S d. Thomas (1623–93), Buchbinder in d. Schweiz;
    M Helena Schomakers (1667–1756), aus Steinfurt (?);
    Ov Johann(es) Jacob(us) Werndli (nus), um 1652–67 in Zürich;
    1 B, 6 Schw u. a. Rosetta Catrina (* 1705, Johann Hermann Klinge, * 1700);
    Batavia 1719 Jacomina Colijns (* um 1695), aus Rotterdam;
    1 S Johann Adriaan (1738–1820), Anwalt zuletzt in Harlingen (Friesland), 2 T Jacomina (1722–1812, Jacob de Willem van Rossum, v. 1812, aus Batavia), Johanna Jacoba (* 1740).

  • Biographie

    W. wurde zunächst durch seinen Vater unterrichtet, später erhielt er in Thuine (Emsland) Unterricht in den orientalischen Sprachen von Wilhelm van Bylert und in der Theologie von Johann(es) Wilhelmius (1671–1754). Im Mai 1717 ging W. als berufener Prediger nach Ostindien, wo er im Jan. 1718 in Padang an der Westküste Sumatras bei den niederl. Kaufleuten predigen sollte. Nach einigen Monaten kehrte er nach Batavia zurück. Er lernte die malaiische Sprache sehr schnell, sodaß seine erste Predigt auf Malaiisch in Batavia am 12. 1. 1719 gut aufgenommen wurde. 1719–22 war er erster Vorsteher der Kirche in Makassar. In einem Brief vom 17. 10. 1720 berichtet er, daß dort zuvor noch nie in malaiischer Sprache gepredigt worden war und er begonnen habe, auch malaiisch zu predigen. 1721 führte er die malaiische Nachdichtung des Genfer Psalters zum Gebrauche in den Malaiischen Kirchen fort, die Peter van der Vorm (1664–1731) begonnen hatte; 1735 wurde sie zusammen mit einigen Kirchengesängen in Amsterdam gedruckt (bis z. 19. Jh. mehrere Nachdrr.). 1723 wurde W. nach Batavia zurückberufen, um gemeinsam mit Carolus Georgius Serruis (1683–n. 1730) die malaiische Bibelübersetzung zu revidieren. Nach Abschluß fuhr W. 1729 zurück nach Holland, um 1730 das Manuskript der Bibelübersetzung in Amsterdam zum Druck zu bringen.

    W. führte je eine arab. und eine lat. Handschrift mit sich, während Serruis sich ebenfalls mit zwei Abschriften auf einem anderen Schiff befand. Die Direktoren der Niederl. Ostindien-Kompagnie (VOC) entschieden, die malaiische Bibelausgabe mit lat. Lettern drucken zu lassen.

    1737 wurde W. zum ao. Professor der morgenländischen Sprachen am Gymnasium in Lingen ernannt, wo er zukünftige Missionsprediger nicht nur in der Judaistik unterrichtete, sondern auch Kenntnisse der arab., pers., türk., kopt., singales., tamil. und chin. Sprache vermittelte. 1742 trat er wieder in den Dienst der VOC, um den Druck der malaiischen Bibel in arab. Schrift zu besorgen. Diese wurde auf zwei Schiffen mitgegeben, von denen eines, auf dem sich ein großer Teil der Auflage befand, unterging. W. kam 1744 in Batavia an, starb aber bald darauf an Malaria.

    W. gehört zu den Mitbegründern der Malaiologie als wiss. Disziplin. Seine Grammatik („Maleische Spraakkunst“), die 1736 auf Kosten der VOC gedruckt wurde, gilt als Höhepunkt der Malaiologie des 18. Jh. W. lieferte erstmals eine ausführliche Beschreibung, die auf dem Stand der damaligen europ. Sprachwissenschaft war. Seine Grammatik blieb bis ins 19. Jh. sehr einflußreich und galt als Standardlehrbuch; 1823 wurde sie von Christiaan van Angelbeek (1803–25) überarbeitet und von der Kolonialregierung in Batavia neu aufgelegt, fand aber kaum Abnehmer. Die Vierteilung der Grammatik von W., also Rechtschreibung, Wortartlehre („woordgronding“), Syntax („woordvoeging“) und Dichtkunst, prägte auch Marsdens Grammatik (A grammar of the malayan language, 1812) und Gottlob Brückners (1783–1857) „Javaansche Spraakkunst“ (1830). Veraltet ist allerdings die zeittypische eurozentrische Herangehensweise von W., womit er versuchte, die malaiische Sprache in ein europ. Sprachmodell zu zwingen. Dabei übernahm W. Definitionen,|Kategorien und Regeln wörtlich aus den Grammatiken seiner Zeit, v. a. aus der damals grundlegenden „Nederduitsche Spraakkunst“ (1706) von Arnold Moonen (1644–1711). Auch für die Metrik wollte W. sich nach den zeitgenössischen westl. Standardwerken richten, kam jedoch zu der Feststellung, daß die malaiische Verslehre damit nicht in Einklang zu bringen war. Die bis heute andauernde Debatte über die Varietäten der malaiischen Sprache ist auch bei W. zu finden. François Valentijn (1666–1727) in „Oud en Nieuw Oost-Indien“ (1724) nannte die malaiische Schriftsprache Bahasa Jawi, während er die Umgangssprache als Bahasa Kacukan, d. h. gemischte Sprache, bezeichnete – auch als Bahasa Pasar oder Basarmalaiisch, also Marktsprache, bekannt. W. übernahm diese Begriffe in seiner Grammatik sowie in seiner Inauguralvorlesung in Lingen 1737, versuchte jedoch erstmalig, systematisch zwischen den verschiedenen Typen und Funktionen der malaiischen Sprache zu unterscheiden. Auch wies er darauf hin, daß die malaiische Sprache, obwohl sie viele arab. Lehnwörter enthält und in arab. Schrift geschrieben wurde, nicht mit dem Arabischen verwandt war und keine semitische Sprache darstellte.

  • Werke

    |Sji’r segala Mazmûr Dâ’ûd, 1735, Nachdrr. im 19. Jh.;
    Oratio inauguralis de linguarum orientalium et Indicarum cognitione necessaria theologo ad Indos profecturo, 1737;
    Maleische Spraakkunst, uit de eige [sic] schriften der Maleiers opgemaakt, 1736, Nachdr. hg. v. C. van Angelbeek, 1823.

  • Literatur

    |J. Ch. Strodtmann, Gesch. d. Hn. George Henrich Werndli, in: Des neuen Gelehrten Europa, 5. T., 1754, S. 79–81;
    J. K. Fäsi, Zum Andenken an Georg Heinrich Werndli, v. Zürich, gewesnen Vorsteher d. malaischen Kirche in Ostindien, 1819;
    C. A. L. van Troostenburg de Bruyn, Biographisch woordenboek van Oost-Indische predikanten, 1893, S. 480–82;
    B. Beestermöller, Gesch. d. Akad. Gymn. in Lingen 1697–1820, 1914;
    J. Gonda, De inaugureele rede van W. (17 December 1737), in: Indische Gids 59 / 2, 1937, S. 1067–75;
    ders., Taalbeschouwing en taalbeoefening, in: Bijdragen tot de Taal-, Landen Volkenkunde 99 / 1, 1940, S. 1–63;
    W. Tenfelde, Die Prediger d. ref. Gde. d. Stadt Lingen (Ems), 1968, S. 61 f. u. 85 f. (auch zu Johannes Thomas);
    J. L. Swellengrebel, In Leijdeckers voetspoor, Anderhalve eeuw Bijbelvertaling en taalkunde in de Indonesische talen, 1. T., 1974;
    A. Sweeney, A full hearing, Orality and literacy in the Malay world, 1987, bes. S. 44–65;
    A. T. Gallop, Early Malay printing, An introduction to the British Library collection, in: Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Soc. 63 / 1, 1990, S. 85–124;
    C. Fasseur, De Indologen, Ambtenaren voor de Oost 1825–1950, 1993;
    D. R. M. Irving, The Genevan Psalter in eighteenth-century Indonesia and Sri Langka, in: Eighteenth-Century Music 11 / 2, 2014, S. 235–55;
    W. Mahdi, The first standard grammar of Malay, G. W.’s 1736 Maleische spraakkunst, in: Wacana, Journal of the Humanities of Indonesia/ Jurnal Ilmu Pengetahuan Budaya 19, 2018, S. 257–90;
    NNBW;
    Biogr. Hdb. Osnabrück.

  • Autor/in

    Edwin P. Wieringa
  • Zitierweise

    Wieringa, Edwin P., "Werndly, Georg Henrik" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 813-814 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035173859.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA