Lebensdaten
1908 – 2003
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Unternehmer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wendel, Heinrich Albert Kurt
  • Wendel, Kurt
  • Wendel, Heinrich Albert Kurt
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Zitierweise

Wendel, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140417.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Wilhelm Alfred (1879–1949), aus H., Reedereikaufm. u. a. b. d. Reederei Rob. M. Sloman jr.;
    M Meta Emma Mathilde Kruse (1879–1964), aus H.;
    dann Gertrud Elisabeth Margarethe Rave;
    1 K.

  • Biographie

    Nach dem Erlangen der Obersekundareife an einer Realschule in Hamburg absolvierte W. 1924 eine Lehre als Schiffbauer bei der Werft „Blohm & Voss“. 1927–29 studierte er an der Technischen Staatslehranstalt in Hamburg Schiffbau. Nach einer Seefahrt nach Westafrika war er als praktischer Schiffbauer bei „Blohm & Voss“, als Konstrukteur bei „Nordseewerke Emden“ und bei „Blohm & Voss“ tätig. W. legte 1932 die Reifeprüfung vor der Oberschulbehörde in Hamburg ab, studierte dort anschließend Physik, Mathematik und Chemie und seit 1934 – unterstützt durch die „Dr. Hermann Blohm Stiftung“ – an der TH Charlottenburg (Dipl.-Ing. 1938). Die Assistenzzeit und Tätigkeit als Oberingenieur von Ende 1939 bis 1942 bei Fritz Horn (1880–1972) nutzte W. zu umfangreicher wiss. Arbeit; er publizierte 1940 seine anspruchsvolle Diplomarbeit über nichtlineare Rollschwingungen von Schiffen. Im selben Jahr erarbeitete er bei Horn ein im wesentlichen rechnerisches Verfahren zur Ermittlung der statischen Stabilität von Schiffen, das kriegsbedingt erst 1944 veröffentlicht wurde. 1943 wurde W. bei Georg Weinblum (1897–1974) mit der Arbeit „Hydrodynamische Massen und hydrodynamische Massenträgheitsmomente“ zum Dr.-Ing. promoviert. Beide Arbeiten waren für den praktischen Schiffbau und das vertiefte Verständnis des Bewegungsverhaltens von Schiffen von fundamentaler Bedeutung.

    1942 verließ W. die TH Berlin, um sich als Abteilungsleiter bei der „Gebrüder Sachsenberg AG“ an der Entwicklung verschiedenartiger Schiffe zu beteiligen, seit 1944 arbeitete er als Betriebsingenieur in der U-Boot-Fertigung bei „Blohm & Voss“. 1945 wurde W. Dozent für Entwerfen, Schiffstheorie, Mathematik und Mechanik an der Ingenieurschule Hamburg. 1952 nahm er einen Ruf als Ordinarius für Entwerfen von Schiffen und Schiffstheorie an die TH Hannover an. Gleichzeitig vertrat er als Honorarprofessor den Lehrstuhl für Entwerfen von Schiffen am Institut für Schiffbau an der Univ. Hamburg (em. 1976). 1955 gründete W. sein Ingenieurbüro „Schiffko“.

    W.s Forschung war geprägt durch Fragestellungen, die unmittelbar praktischen Nutzen für Werften, Reeder und Aufsichtsorgane versprachen. So untersuchte er in den 1950er Jahren im Hamburger Hafen die Umschlagszeiten der Schiffe und kam zu der pointierten Aussage, daß die Schiffe aufgrund des mühsamen Be- und Entladens durch kleine Luken länger im Hafen als auf See zu finden sind.

    W. plädierte daher für das „Offene Schiff“, das mittels land- oder bordseitigen Krananlagen entsprechend große, vorgepackte Partien von Ladungsgütern ausschließlich in vertikaler Richtung be- und entladen wird. W. hat damit, lange vor der Einführung des Containertransportes, diesen als die Ladungstechnik zukünftiger Schiffe erkannt und propagiert.

    W.s wiss. Hauptinteresse galt der Schiffssicherheit. Bereits in Berlin hatte er gezeigt, daß die math. Wahrscheinlichkeitstheorie ein sehr brauchbares Mittel ist, um bestimmte Eigenschaften von Schiffen zu quantifizieren und so einen wesentlichen Beitrag zur rationellen Bewertung von Schiffen zu leisten. Mit dieser Theorie nahm er 1958 eine neuartige Bewertungsmethode der Sicherheit von Schiffen vor, die Grundlage für das moderne Schiffssicherheitskonzept des Internationalen Schiffssicherheitsvertrags (SOLAS Safety of Live at Sea) wurde und damit zentrale Bedeutung in Schiffbau und -fahrt besitzt. Mit der sog. Stabilitätsbilanz, die eine Gegenüberstellung aller krängenden und aufrichtenden Hebelarme anschaulich beschreibt, hat W. mit Erfolg die schon in der Segelschiffszeit geübte Praxis auf den modernen Schiffbau angewendet und erweitert. Er entwickelte ein Stabilitätsmeßgerät, um den aktuellen Stabilitätszustand eines Schiffes bewerten zu können und war wiederholt als Gutachter tätig (z. B. beim Untergang des Segelschulschiffs Pamir).

    Dem Mangel an geeigneten Publikationsorganen nach dem 2. Weltkrieg begegnete W. dadurch, daß er 1948 den Herausgeber der Schiffahrtszeitschrift „Hansa“ überzeugte, eine Rubik Schiffbau und Schiffsmaschinenbau einzurichten, deren Schriftleitung er übernahm. Seit 1950 gab W. alle zwei Jahre das „Handbuch der Werften“ mit wiss. Artikeln heraus, um die Praktiker über den Stand der Forschung zu informieren. 1952 gründete er die wiss. Zeitschrift „Schiffstechnik“ (heute: Ship Technology). Zu W.s Schülern zählen Heinrich Söding (* 1936), Harald Keil, Eike Lehmann (1940–2019) und Klaus Knüpffer.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Schiffbautechn. Ges. (1942, Mitgl. d. Vorstandsrats u. Vors. d. Satzungsrats u. Vors. d. Fachausschusses Schiffsentwurf u. Schiffssicherheit;
    Ehrenmitgl. 1988);
    silberne (1970) u. goldene (1993) Gedenkmünze d. Schiffbautechn. Ges.

  • Werke

    |Rollschwingungen u. Hebelarmkurve, in: Schiffbau 41, 1940, S. 45;
    Auswertung v. Meß- u. Beobachtungsreihen, ebd. 43, 1942, S. 380, 425 u. 433;
    Ein im wesentl. rechner. Verfahren z. Ermittlung d. stat. Stabilität, in: Schiff u. Werft 45, 1944, S. 251;
    Wann kentert e. Schiff?, in: Hansa 87, 1950, S. 972–74;
    Stabilitätseinbußen im Seegang u. durch Koksdeckslast, Unterss. an e. mittelgr. Seeschiff (Irene Oldendorft), ebd. 91, 1954, S. 2000–02;
    Der Untergang d. Segelschulschiffes „Pamir“, ebd. 95, 1958, S. 367 ff. (mit W. Platzoeder);
    Sicherheit gegen Kentern, in: VDI-Zs. 100, 1958, Nr. 32, S. 1523;
    Die Wahrscheinlichkeit d. Überstehens v. Verletzungen, in: Schiffstechnik 1960, S. 47;
    Safety from Capsizing, in: Fishing Boats of the World, hg. v. J.-O. Traung, Bd. 2, 1960;
    Die Bewertung v. Unterteilungen, in: Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 55, 1961, S. 190;
    Bemessung u. Überwachung d. Stabilität, ebd. 59, 1965, S. 609;
    Studium d. Bewegungen d. Seeschiffe unter d. Einfluß v. Seegang u. Wind, in: 21. Internat. Schiffahrtskongreß, 1965, S. 171–84 (mit S. Roden u. S. Kastner);
    Teilnachlaß: TU Hamburg-Harburg (Prof. Dr.-Ing. Stefan Krüger).

  • Literatur

    |Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 97, 2003, S. 456 f.;
    FS anlässl. d. 100. Geb.tages v. Prof. Dr.-Ing. K. W., Gedanken z. Schiffssicherheit, hg. v. St. Krüger u. W. Abels, 2008 (P);
    Wi. 1955.

  • Autor/in

    Eike Lehmann (†)
  • Zitierweise

    Lehmann, Eike, "Wendel, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 770-771 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140417.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA