Lebensdaten
1800 – 1872
Geburtsort
Oberriet (Kanton Sankt Gallen)
Sterbeort
Sankt Gallen
Beruf/Funktion
Journalist ; Rechtsanwalt ; Politiker
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Weder, Johann Baptist

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Zitierweise

Weder, Johann Baptist, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139508.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1768–1804), begüterter Landwirt in O.;
    M Anna Maria Lüchinger, aus O.;
    1832 Anna Maria (Mariette) (1811–69), T d. Johann Kaspar Looser (1767–1835), ref. Pfarrer u. Dekan in Oberglatt, u. d. Ursula Mettler;
    1 S Johann Ferdinand (1839–88, Amalie Friedrika Johanna Metzger), Advokat;
    2 T Marie Luise (1833–1910, Josef Anton Koch, Kaufm. aus Appenzell), Emma Maria (* 1845, Johann Nepomuk Schönenberger, Schneidermeister aus Degersheim).

  • Biographie

    W. wuchs in Oberriet auf und besuchte seit 1818 die kath. Kantonsschule St. Gallen, wo ihn sein Lehrer, der liberale Geistliche Josef|Anton Sebastian Federer (1794–1868), politisch prägte. 1823–27 studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg (Br.) und Göttingen. Nach der Promotion zum Dr. iur. in Göttingen 1827 war er als Anwalt in St. Gallen tätig. 1831 war er Mitbegründer und Redaktor der radikalen „St. Galler Zeitung“ und bis 1843 nebenamtlicher Redaktor beim „St. Galler Tagblatt“ sowie 1846–51 beim „St. Galler Boten“. 1833–35, 1837–39, 1841–51 und 1855– 67 war er radikal-liberaler Kantonsrat, 1833– 35 und 1855–57 kath. Erziehungsrat, 1862–63 Präsident des kantonalen Erziehungsrats, 1855–57 des Kath. Administrationsrats, 1856– 59 des Kantonsschulrats; 1859 / 60 und 1861 fungierte er als Verfassungsrat, 1848–51, 1858– 60, 1861–72 als radikal-liberaler Nationalrat (1860 Präs. als Nachfolger v. Friedrich Peyer im Hof, 1817–1900), 1855–57 als Ständerat (1857 Präs. als Nachfolger v. François Briatte, 1805–77). 1847–51 und 1861–63 amtierte W. als Regierungsrat des Kt. St. Gallen (Vorsteher d. Bau- bzw. Erziehungsdepartements; 1849 u. 1862 Landammann). 1851 demissionierte er, da er die von ihm angestrebte völlige Trennung von Staat und Kirche nicht durchsetzen konnte. 1855–61 war er Präsident des Kassationsgerichts, seit 1863 wieder als Anwalt in St. Gallen tätig.

    Seine größte politische Machtfülle im konfessionell paritätischen Kanton entfaltete W. 1855–57. Unter seiner Führung gelang 1855 die Revision des konfessionellen Gesetzes von 1832, das dem Kanton die strikte Kontrolle über die Kirche gab. 1856 erfolgte die Errichtung einer konfessionsneutralen Kantonsschule in St. Gallen. Die Bildung eines Bistums St. Gallen hatte W. bereits 1847 abgelehnt. Aus Abwehr gegen die erstarkende konservative Opposition zählte er 1857 zu den Gründern des „Liberalen Vereins der Stadt St. Gallen“, dem Vorläufer der 1858 gegründeten liberalen Partei des Kt. St. Gallen, und war bis Dez. 1861 dessen bzw. deren erster Präsident. W. war 1861 einer der Väter der kantonalen Kompromißverfassung, die das Erziehungswesen unter staatliche Aufsicht stellte, aber gleichzeitig den Konservativen die Autonomie der Kirche garantierte sowie den Ausbau der Volksrechte realisierte. Nach der Annahme der Verfassung verfolgte er einen kompromißbereiten Kurs, was einen Bruch mit den kulturkämpferischen Radikalliberalen zur Folge hatte und 1863 zu W.s Rücktritt aus Regierung und kantonaler Politik führte. 1864 regte er die Errichtung der Kantonalbank (1868) an.

    Auf Bundesebene befürwortete W. 1848 einen zentralistischen Bundesstaat mit Einheitskammer und Veto der Kantone. Im Savoyerhandel sprach er sich 1860 gegen militärische Aktionen aus und kämpfte in den 1860er Jahren für die Religionsfreiheit sowie die rechtliche Gleichstellung der Juden. 1870 arbeitete er als gemäßigt-freisinniger Nationalrat maßgebend an der Bundesverfassungsrevision mit, lehnte diese aber schließlich aus föderalistischen Gründen ab. Beharrlich und mit Erfolg setzte er sich für die Korrektion des Rheins im St. Galler Rheintal ein.

  • Werke

    W-Verz. E. Gruner, Die schweizer. Bundesverslg. (s. L);
    Nachlaß: Kt.bibl. Vadiana St. Gallen (VMs S 137 L-N;
    VMs S 201 H).

  • Literatur

    |H. Hiller, in: Neujahrsbl., hg. v. Hist. Ver. d. Kt. St. Gallen, 1971, S. 23 f.;
    E. Gruner, Die schweizer. Bundesverslg. 1848–1920, Bd. I, 1966, S. 595–596 (W);
    P. Ehinger, in: Rheintaler Köpfe, 2004, S. 372–79 (L, P);
    HLS.

  • Porträts

    |Photogr., um 1860 (StA St. Gallen).

  • Autor/in

    Wolfgang Göldi
  • Zitierweise

    Göldi, Wolfgang, "Weder, Johann Baptist" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 535-536 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139508.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA