Lebensdaten
1814 oder 1813 – 1880
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen)
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Waltjen, Johann Carsten Hinrich
  • Waltjen, Carsten
  • Waltjen, Johann Carsten Hinrich
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Zitierweise

Waltjen, Carsten, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138887.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carsten, Einzelhandelskaufm. (Höker), Tabak-Kleinindustr. in B.-Neustadt;
    M N. N.;
    5 ältere Geschw. u. a. B Nicolaus Heinrich, gründete 1857 in B. e. chem. Fabrik z. Herstellung v. Paraffin u. Leuchtpetroleum;
    1858 Louise Knaust (1839–1900), aus Schauspielerfam.;
    1 S Theodor, 1 T Luise;
    Verwandter Dirk Lembeck, aus Magdeburg, Ausst.macher in B.

  • Biographie

    W. besuchte die Volks- und Handelsschule in Bremen, absolvierte anschließend eine Maurerlehre in Verden und hielt sich in Hannover, seit 1836 in Berlin auf, wo er sich auf den Architektenberuf vorbereitete. 1838 reiste er mit seinem Freund, dem Theologen und Hauslehrer Heinrich Leonhardt, nach Großbritannien, um Erfahrungen im Maschinenbau zu erwerben, seinem eigentlichen Interessensgebiet. Hier informierte er sich über den technischen Fortschritt insbesondere bei Dampfmaschinen und deren Anwendungsgebieten, den er durch Besuche in Werkstätten bedeutender Maschinenfabrikanten, u. a. in Manchester, kennenlernte.

    W. kehrte 1842 nach Bremen zurück und gründete hier 1843 mit Leonhardt die Firma „Eisengiesserei und Maschinenbau-Anstalt Waltjen & Leonhardt“. Das Unternehmen erhielt schnell Aufträge, u. a. 1844 zum Bau einer Dampfheizung für die St. Ansgarii-Kirche zu Bremen und einer Eisenbahnüberführung. 1847 baute das Unternehmen mit dem Seitenraddampfer „Roland“ (346 BRT, 260 PS) sein erstes eisernes Schiff. Im selben Jahr trennten sich Leonhardt und W. als Geschäftspartner, W. führte das Unternehmen als „C. Waltjen & Co.“ fort. Das Unternehmen hatte ein großes Produktionsprogramm, u. a. Kräne, Schleusentore, Dampfkessel, Dampfmaschinen, Öfen, Entwässerungsmaschinen, Walzen und Bohrmaschinen, auch vollständige Fabrikausrüstungen. Es errichtete 1866 eine Eisenbahnbrücke über die Weser in Bremen und weitere Eisenbahnbrücken, ferner zahlreiche Krananlagen. Für den Bau der Schleusentore des Neuen Hafens in Bremerhaven 1851 verwendete W.s Firma erstmals Eisen statt Holz, Vorbild für fast alle später in Deutschland hergestellten Anlagen dieser Art. Der Schiffsbau weitete sich aus, u. a. durch Marine-Aufträge: Bis 1872 baute „C. Waltjen & Co“ sieben Frachtdampfer, sieben Schlepp- und Bäderdampfer, 47 Bagger, Schuten und Leichter sowie drei Torpedoboote.

    1872 schlossen sich 18 Bremer Kaufleute und Unternehmer, darunter W., zur Gründung der „AG Weser“ zusammen mit dem Ziel, eine leistungsfähige Großwerft zum Bau größerer Stahl-Dampf- und Kriegsschiffe zu errichten. Wegen seiner günstigen Lage am Weserufer war W.s Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt 500 Mitarbeiter hatte, als Ausgangspunkt besonders geeignet; es ging in der „AG Weser“ auf. W. trat in den Aufsichtsrat der neuen Aktiengesellschaft ein. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich W. 1853–73 als Mitglied der Brem. Bürgerschaft.

    Die „AG Weser“ war im zivilen und militärischen Schiffbau erfolgreich und expandierte schnell. Sie hatte in beiden Weltkriegen große Bedeutung als Rüstungsbetrieb, beschäftigte im 2. Weltkrieg tausende Zwangsarbeiter und wurde nach Kriegsende weitgehend demontiert oder zerstört. Seit 1951 wurde die Werft wieder als Schiffsbaubetrieb geführt|und 1983 im Zuge der Werftenkrise geschlossen.

  • Auszeichnungen

    |Gedenkstein f. W. u. Heinrich Leonhardt, 1943 (Friedhof Bremen-Walle);
    W.-Str., Bremen-Gröpelingen.

  • Literatur

    |Weser-Ztg. v. 28. 3. 1872;
    W. Schmidt, C. W., Ein Pionier d. Bremer Ind. u. d. dt. Schiffbaues (1814–1880), in: Btrr. z. Gesch. d. Technik 14, 1924, S. 205–09;
    O. Höver, Gesch. d. Actien-Ges. „Weser“ Schiffswerft u. Maschinenbauanstalt in Bremen, 100 J. Weser-Werft v. Waltjen & Leonhardt bis Werk Act. Ges. „Weser“ 1843–1943, 1943;
    H. Szymanski, Die Dampfschiffahrt in Niedersachsen u. in d. angrenzenden Gebieten v. 1817 bis 1867, 1958, Nachdr. 2011;
    St. Burgdorff, „So was darf es doch nicht geben!“, Über d. Arbeiterprotest gegen d. Werften-Stillegungen, in: Der Spiegel 37, 1983;
    A. Kludas, Die Seeschiffe d. Norddt. Lloyd 1857 bis 1970, 1998;
    R. Thiel, Die Gesch. d. Actien-Ges. „Weser“ 1843–1983, 3 Bde., 2005–07;
    D. Leuthold, Schröder, Johann Friedrich, in: NDB 23, 2007, S. 562;
    E. Thies, Er schob d. AG „Weser“ an, Vor 200 J. wurde C. W. geboren, in: Weser-Kurier v. 16. 3. 2014;
    Hist. Ges. d. Künstlerver. (Hg.), Brem. Biogrr. d. neunzehnten Jh., 1912;
    Biogrr. Schiffbau (P);
    H. Schwarzwälder, Das Gr. Bremen-Lex., 2003;
    Qu Abg.kartei d. Brem. Bürgerschaft.

  • Porträts

    |Relief auf Gedenkstein f. C. W. u. Heinrich Leonhardt, 1943 (Friedhof Bremen-Walle).

  • Autor/in

    Dieter Leuthold
  • Zitierweise

    Leuthold, Dieter, "Waltjen, Carsten" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 383-384 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138887.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA