Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Wollhändler ; Bergbauunternehmer ; Bankiers
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Waldthausen, von ( seit 1556)
  • Waldthausen, Freiherren (seit 1909)
  • Walthausen
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Zitierweise

Waldthausen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138623.html [28.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Ältester bekannter Vorfahre war Cord oder Conrad, der Anfang bis Mitte des 15. Jh. in Afferde bei Hameln lebte. Am 3. 3. 1556 erhielt sein Enkel Justus (auch Jobst) (1508–92), braunschweig.-lüneburg. Kanzler, mit seinen Brüdern Heinrich und Hans sowie seinem Neffen Conrad ein Adelsdiplom durch Ks. Karl V. (1500–58), seine Nachkommen führten den Adelstitel bis 1672. Die Familie (bis Mitte d. 18. Jh. auch „Walthausen“) ist seit Ende des 17. Jh. in Essen ansässig. 1679 war Cords Ururenkel und Stammvater des Essener Zweigs, Justus (1655–1728) aus Hameln, in Essen Apothekergeselle. Seine Vorfahren lebten dort bzw. in dem benachbarten Pfarrdorf Afferde. 1680 verließ er Essen, kam aber im Folgejahr wieder zurück und führte hier bis 1711 eine eigene Apotheke. Ein Sohn, Johann Wilhelm (1707–92), hatte ein Spezerei- und Kolonialwarenhandelsgeschäft. Dessen|Söhne Justus Wilhelm (1736–1821) und Johann Wilhelm (1752–1841) gründeten 1779 ein Wollhandelsgeschäft. Durch Essen zogen Transporteure mit in den Niederlanden gekaufter Wolle, um diese in Kettwig und im Berg. Land zu veräußern. Die Brüder begannen als Großhändler in den Niederlanden, dann auch in Hamburg, Leipzig und seit 1804 auf dem bedeutenden Markt in Breslau Wolle einzukaufen, teils auf eigene Rechnung, teils direkt für Tuchfabriken. Kontinentalsperre, hohe Zölle sowie Krisen behinderten seit 1806 das Geschäft. Johann Wilhelm war durch Heirat mit Anna Elisabeth Christina Hasten (1774–1807) zudem Mitinhaber der von seinem Schwiegervater Johann Jacob Hasten geleiteten Blaufärberei geworden, die bis 1850 als „Hasten & Waldthausen“ existierte. Justus schied 1804 aus dem Wollhandelsgeschäft aus. An seiner Stelle traten sein Sohn Johann Wilhelm Burchard (1777–1845) sowie sein Neffe und Schwiegersohn Johann Wilhelm Gottfried (1809–73) in das Unternehmen ein. Johann Wilhelm gründete 1809, ohne das Wollhandelsgeschäft zu verlassen, mit Johann Wilhelm v. Halfern (* 1784), der mit der Familie W. verschwägert war, eine Kolonial- und Farbwarenhandlung.

    1820 trennten sich die beiden Stämme. Johann Wilhelm gründete mit seinem Sohn Johann Conrad (1779–1852) das Unternehmen „Wilhelm & Conrad Waldthausen“. Sohn und Schwiegersohn seines Bruders setzten ihr Unternehmen als „Justus Waldthausen & Söhne“ fort; seit 1831 firmierte es als „Gebr. Waldthausen“. Bruder von Justus und Johann Wilhelm war Johann Heinrich (1738–1815), Kolonialwaren- und Spezereihändler, der bereits 1773 im Bergbau tätig war. Vom Essener Rat erhielt er die Belehnung mit den Kohlenfeldern der späteren Zechen Vereinigte Hoffnung und Secretarius Aak. Sein Enkel Martin Wilhelm (1795–1884), Sohn von Johann Wilhelm Gottfried (1765–1844), leitete mehrere Unternehmen in Essen und wirkte 1826–54 als Stadtverordneter sowie als Presbyter.

    Das Unternehmen „Wilhelm & Conrad Waldthausen“ nahm mit seiner Gründung zu dem Wollhandel auch den Tuchhandel hinzu; es gelang trotz wirtschaftlich schwerer Zeiten und Rohstoffknappheit durch intensive Beziehungen v. a. zu den sächs. und schles. Märkten, hohe Qualitäten zu liefern und bevorzugter Lieferant von Tuchherstellern zu werden. Seit Beginn der 1830er Jahre unterWoollstützten die Söhne Johann Conrads, Julius (1809–73) und Gustav Ernst (1811–83) (s. u.), den Vater bei Reisen zu den Wollmärkten; 1836 wurden sie Teilhaber. Die Hauptkunden saßen in Kettwig, Werden und im Berg. Land. 1831 richtete das Unternehmen ein Wollager in Lennep ein, von dort aus wurden Kunden im Aachener Gebiet, in Belgien und Frankreich geworben. Parallel wurde das Tuchgeschäft erweitert: Tuche aus Schlesien fanden über das Essener Unternehmen Abnehmer im Berg.-Märk. Gebiet und über den Niederrhein bis Amsterdam. Die Firma Waldthausen ließ auch auf eigene Rechnung Garn in der Umgegend spinnen und wob im eigenen Haus Tuche; hinzu kam eine eigene Wollsortierung mit ca. 60 Arbeitern in den 1860er Jahren. 1842 schied Johann Conrad aus dem Unternehmen aus, blieb aber stiller Teilhaber. Ernst nahm 1863 Georg Krawehl (1836–1909) in das Unternehmen auf, der 1869 auch sein Schwiegersohn wurde. 1866 wurde Krawehl die Leitung der neugegründeten Aachener Niederlassung mit angeschlossenem Wolllager übertragen. Seit den 1860er Jahren nahm das Unternehmen in London und Antwerpen erworbene Wolle aus Australien, Südafrika und Südamerika in das Programm auf, jedoch blieb bis Anfang der 1880er Jahre Wolle aus Deutschland, Österreich-Ungarn und Polen seine Haupthandelsware. Mit wechselnden Modetrends wurden Wollen minderer Qualität aus dem Ausland eingeführt, im letzten Quartal des 19. Jh. weitete sich der Wollhandel der Firma nach Spanien, Italien und Rußland aus. 1865–1901 bestand eine eigene Wollwäscherei, die auch für andere Unternehmen arbeitete.

    Georg Krawehl erhielt 1873 Prokura, in diesem Jahr wurde Ernst Alleininhaber durch den Tod seines Bruders Julius, der ohne Nachkommen war. Nach dem Tod des Schwiegervaters 1883 siedelte Krawehl von Aachen nach Essen über und führte das Unternehmen nun als Teilhaber mit seinen Schwägern Ernst (1851–86) und Alfred (1852–1901). Alfred kümmerte sich vorwiegend um das Bankgeschäft, während Krawehl für den Wollhandel verantwortlich war, den er seit seinem Eintritt in das Unternehmen führend gestaltet hatte. Aus gesundheitlichen Gründen trat Alfred 1901 aus dem Unternehmen aus, Krawehl wurde Alleininhaber, sein Sohn Arthur Krawehl (1872–1921) erhielt Prokura und übernahm nach dem Tod des Vaters das Unternehmen. Ende des 19. Jh. gingen die Exporte der Textilindustrie wegen hoher Einfuhrzölle in die USA zurück, was Auswirkungen auf den Zulieferer Waldthausen hatte. Die Tuchproduktion in Aachen wurde wegen sinkender Nachfrage aufgegeben, dagegen weitete sich der Absatz nach Südosteuropa, Amerika und auch Afrika sowie Australien|aus. In den 1870er Jahren entstand eine Filiale in Cottbus, 1909 in Reichenberg (Böhmen), vor dem 1. Weltkrieg gelang die Ausdehnung nach Rußland. Nach dem Tod von Arthur Krawehl übernahm sein Bruder Otto Krawehl (1875–1936) das Unternehmen, 1936 folgte sein Sohn Hans Krawehl (1910–92), der während des 2. Weltkriegs in der besetzten Ukraine Wolle aufkaufte. Nach dem Krieg dauerte der Wiederaufbau des Unternehmens bis 1948. 1967 folgte die Niederlegung der Geschäfte, 1976 wurde das Unternehmen endgültig aus dem Handelsregister gelöscht.

  • Literatur

    |Albert Waldthausen, Btrr. z. Gesch. d. Fam. W., 1884 (P);
    K. Mews, 100j. Bestehen, Wollhandlung Wilh. u. Conr. Waldthausen zu Essen-Ruhr, 1920;
    M. Bär, Gesch. d. Fam. v. Walthausen in Niedersachsen, 2 Bde., 1929;
    Julius Frhr. v. Waldthausen, Stammtafeln d. Fam. v. Walthausen (Waldthausen) seit ihrer Übersiedelung n. Essen, 1932;
    P. Bormann u. J. Scholtyseck, Der Bank- u. Börsenplatz Essen, 2018;
    GHdA 121, Adelige Häuser B XXIII, 2000, S. 517–43, ebd. 134, Adelslex. XV, 2004.

  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Soénius, Ulrich S., "Waldthausen" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 324-326 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138623.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA