Lebensdaten
1881 – 1946
Geburtsort
Bessungen bei Darmstadt
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Waldecker, Ludwig Maria
  • Waldecker, Ludwig
  • Waldecker, Ludwig Maria

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Zitierweise

Waldecker, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138454.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus pfälz. Fam.;
    V Karl (1849 / 55–1926), bayer. Hptm. d. Landwehr, Vorsteher d. Mil.inst. Darmstadt, 1897–1922 Vors. d. Kriegerver. ebd., S d. Peter (1826–98), aus Kusel, Musikalienhändler, Rel.lehrer, Dommusikdir. in Speyer, u. d. Elisabeth Kraft (* 1825);
    M Sophie (1852–1912, ev.), aus Goldberg (Meckl.), Schausp., T d. Eduard Brede ( v. 1879), Schausp. in Parchim u. Köthen, u. d. Auguste Jonas ( v. 1879), zuletzt in Erfurt;
    Frankfurt/M. 1909 Irmgard (* 1889), T d. Hugo Zeising (* 1860), Oberlandesger.rat in Frankfurt/M., später Landger.präs. in B., u. d. Anna Luise Agnes Förster;
    1 S Konrad (* 1910), Dr. med., Dermatol. in Breslau u. Sangerhausen (s. Die Dermatologen dt. Sprache, hg. v. H. Löhe u. E. Langer, 1955), 2 T Gertraute (* 1912, 1937 Wolfgang Schröder, Berging. aus Castrop-Rauxel), Dr. med., Ärztin in L., Erika (* 1921, Klaus Dellschau, Baumaschinenhändler in B., später in Köln);
    Gr-Ov Franz (1823–83), Zitherspieler u. -fabr. in New York u. Washington D. C., Komp., Vf. d. „Handlex. f. Zitherspieler“, gründete 1879 d. Zs. „The Zitherplayer“ (s. F. Fiedler, Handlex. f. Zitherspieler, 1895).

  • Biographie

    W. besuchte seit 1887 Schulen in Bessungen und Darmstadt (Abitur 1899) und studierte 1899–1902 Rechtswissenschaft in Würzburg und Gießen, wo er 1902 die jur. Fakultätsprüfung ablegte. 1906 trat er nach dem hess. Referendariat und der 2. Staatsprüfung als Regierungsassessor in die Finanzverwaltung des Ghzgt. Hessen ein, war seit 1908 Finanzassessor bei dem Großen Steuerkommissariat in Darmstadt sowie den Finanzämtern in Friedberg (Hessen) und Bingen (Rhein), zwischenzeitlich 1907 / 08 Leiter der Schadensabteilung bei der „Zürich-Versicherung“ in Frankfurt/M.

    1911 bei Wilhelm van Calker (1869–1937) in Gießen über ein kommunalrechtliches Thema zum Dr. iur. promoviert, arbeitete W. anschließend in Berlin für den „Verein für Socialpolitik“ und wurde 1913 an der Univ. Berlin bei Otto v. Gierke (1841–1921) und Heinrich Triepel (1868–1946) für öffentliches Recht und Genossenschaftsrecht habilitiert; 1915 erfolgte eine Nachhabilitation für Staatsrecht. In Berlin hielt W. seit 1915 die ersten Vorlesungen zum Steuerrecht im dt. Sprachraum. 1917 / 18 Referent beim Reichswirtschaftsgericht, wurde er 1918 zum Professor ernannt, übernahm 1918–20 die Vorlesungen von Hugo Preuß (1860–1925) an der Handelshochschule Berlin und wurde 1920 ao. Professor mit speziellem Lehrauftrag für Steuerrecht in Berlin. 1921 wechselte er als Nachfolger von Max Fleischmann (1872–1940) auf das Ordinariat für öffentliches Recht, Völkerrecht und Dt. Rechtsgeschichte nach Königsberg, 1929 auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für öffentliches Recht in Breslau. 1932 war W. zeitweilig als Prozeßvertreter Preußens vor dem Staatsgerichtshof für das Dt. Reich (Preußenschlagverfahren) im Gespräch. 1933 wurde W. aufgrund des § 4 des „Gesetzes über die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ beurlaubt, zum Sommersemester 1934 an die Univ. Köln, deren Schließung erwogen wurde, und 1935 wegen Fortfalls des Lehrstuhls in den Ruhestand versetzt. Seit 1942 im Haushalt seiner Tochter Gertraute in Leipzig lebend, verstarb W. dort an einem Schlaganfall.

    W. gehörte in der Weimarer Republik zu den linksliberalen Staatsrechtlern, die in der republikanischen Zeitschrift „Die Justiz“ und der „Frankfurter Zeitung“ veröffentlichten. Eine bedeutende Rolle spielte er als Pionier des Steuerrechts an den dt. Universitäten: Er entwarf Lehrpläne und verfaßte ein Lehrbuch (1924). Dabei war er ein Gegner der Kodifikation durch die Reichsabgabenordnung von 1919. Es ging ihm mehr um Didaktik als Dogmatik, zudem bestand eine Konkurrenz mit dem fast gleichzeitig das Steuerrecht in Forschung und Lehre vertretenden Albert Hensel (1895–1933). W. verfaßte einen frühen Kommentar zu der preuß. Verfassung von 1920. Sein Hauptwerk, eine eklektizistische „Allgemeine Staatslehre“ hat bekenntnisartig die Ausbildung einer sittlichen Persönlichkeit zum Gegenstand. Im gesamten Werk W.s ist eine Spannung zwischen dem vorbehaltlosen Bejahen der demokratischen Staatsform und einem antipositivistischen, aus der Genossenschaftslehre Gierkes abgeleiteten Impetus erkennbar; er ist einer der wichtigsten Vertreter der nichtpositivistischen demokratischen Staatsrechtslehre. Seine Veröffentlichungen zum besonderen Verwaltungsrecht zeichnen sich durch konsequente Rechtsstaatlichkeit aus. Im Völkerrecht galt seine besondere Aufmerksamkeit dem Minderheitenrecht.

    Zu seinen Schülern gehören der ev. Oberkonsistorialrat in Königsberg und Berlin, Heinz Gefaeller (1904–87), der Wirtschaftsorganisator der „Organisation Todt“, Fritz Schmelter (1904–64), und der Breslauer Ostrechtsforscher Heinz Meyer (1906–45).

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Vereinigung Dt. Staatsrechtslehrer (1922–33).

  • Werke

    |Das Ortsbürgerrecht im Ghzgt. Hessen, Anhand d. geschichtl. Entwicklung dargest., 1911 (Diss.);
    Über d. Begriff d. Korporation d. öff. Rechts n. preuß. Recht, 1913, Nachdr. 1992 (Habil.schr.);
    Die eingetragene Genossenschaft, Ein Lehrbuch, 1916;
    Reichseinheit u. Reichsfinanzen, 1916;
    Die Kriegsenteignung d. Bundesratsverordnung v. 24. Juni 1915, 1919;
    Die Vfg. d. Freistaates Preußen v. 30. Nov. 1920, 1921, ²1928;
    Das preuß.-dt. Problem u. d. preuß. Vfg., 1922;
    Dt. Steuerrecht, 1924;
    Die wahre Pol., 1924;
    Allg. Staatslehre, 1927;
    Steuerrecht u. Rechtsstaat, Ein Btr. z. Frage d. Finanzreform, 1928;
    Die Stellung d. menschl. Ges. z. Völkerbund, 1931;
    … mit d. Abstellung auf d. reine Fachschule nicht getan [1931], in: D. Thomä (Hg.), Gibt es noch e. Univ.? Zwist am Abgrund, Eine Debatte in d. Frankfurter Ztg. 1931–32, 2012, S. 66 f.;
    Ver.- u. Versammlungsfreiheit, in: Hdb. d. Dt. Staatsrechts, Bd. 2, 1932, S. 637–51;
    Das neue preuß. Polizeirecht, 1932;
    Schillerstud., 1934;
    Von Brandenburg üb. Preußen z. Reich, Eine Gesch. d. Vfg. u. Verw. in Brandenburg-Preußen, 1935;
    Vorentscheid u. Pensionsbescheid im dt. Beamtenrecht, Eine rechtswiss. Unters. zu § 143 DBG, 1940;
    Rez. zu: Carl Schmitt, Der Wert d. Staates u. d. Bedeutung d. Einzelnen, in: Krit. Vj.schr. f. Gesetzgebung u. Rechtswiss. 1916, S. 339–41.

  • Quellen

    |kein Nachlaß, einzelne Korr. Staatsbibl. Berlin (Archiv Mohr Siebeck), DLA Marbach (Nachlaß Hermann Sudermann u. Bestand Cotta’sche Buchhandlung); Univ.archive HU Berlin u. Köln(P); Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin.

  • Literatur

    |T. Rasehorn, Justizkritik in d. Weimarer Rep., Das Bsp. d. Zs. „Die Justiz“, 1985, S. 291;
    P. Landau, Jur. jüd. Herkunft im Ks.reich u. in d. Weimarer Rep., in: H. Heinrichs u. a. (Hg.), Dt. Jur. jüd. Herkunft, 1993, S. 133–213, hier S. 186 (irrtüml. unter jüd. Herkunft subsumiert);
    M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld. III, 1999, S. 221, 261 f. u. 283;
    A. Hensel, System d. Fam.steuerrechts u. andere Schrr., hg. v. E. Reimer u. Ch. Waldhoff, 2000, S. 32;
    S. Naas, Die Entstehung d. Preuß. Polizeiverw.gesetzes v. 1931, 2003, S. 340;
    A. Klopsch, Die Gesch. d. Jur. Fak. d. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Berlin im Umbruch v. Weimar, 2009, S. 79, 149, 151 ff., 259 f. u. 322;
    R. Schröder, Die Gesch. d. Jur. Fak. zw. 1810 u. 1945, in: FS 200 J. Jur. Fak. Humboldt-Univ., 2010, S. 3–114, bes. S. 36, 67, 72 u. 90;
    T. Ditt, „Stoßtruppfak. Breslau“, 2011, S. 29–33, 44 f. u. 96;
    R. Mehring, Carl Schmitt in Köln, Sinnwandel e. Semesters, in: ders., Kriegstechniker d. Begriffs, Biogr. Stud. zu Carl Schmitt, 2014, S. 73–98, bes. S. 96 f.;
    V. Neumann, Carl Schmitt als Jurist, 2015, S. 18, 23, 28, 32 u. 563;
    Kürschner, Gel.Kal. 1941;
    Göppinger (irrtüml. unter jüd. Herkunft subsumiert).

  • Autor/in

    Martin Otto
  • Zitierweise

    Otto, Martin, "Waldecker, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 291-293 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138454.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA