Lebensdaten
1917 – 2002
Geburtsort
Hof/Saale
Sterbeort
Hof/Saale
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124015786 | OGND | VIAF: 79490501
Namensvarianten
  • Vießmann, Hans
  • Viessmann, Hans
  • Vießmann, Hans

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Zitierweise

Viessmann, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124015786.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1879–1956), aus Kulmbach, Schlosser in H.;
    M Augustina Doß (1882–1969), aus H.;
    2 B (1 früh †) Ferdinand (1924–2000), 3 Schw Anna (1903–2000), Rosa Schmalfuß (1906–97), Alma Frieda Köppel (1910–59), Marie (1912–82);
    1946 Martha (1921–97), aus Battenberg/Eder, Kindergärtnerin, 1973–91 Mitgl. d. Vorstands d. Lebenshilfe Frankenberg, Verdienstmedaille d. hess. Landesverbands d. Dt. Roten Kreuzes 1982, BVK 1997, T d. Carl Laute;
    4 S Hans-Ulrich (1948–2006), Karl Johann (* 1950), Martin (* 1953), Dr., Wirtsch.wiss., seit 1989 geschäftsführender Gesellschafter d. Viessmann Werke GmbH & Co. KG, Präs. u. CEO d. Verw.rats, Vors. d. Viessmann Allendorf Stiftung, Prof. (s. Lex. Weltmarktführer, S. 622 f.), Thomas (* 1955), 1 T Annegret (* 1947).

  • Biographie

    V. besuchte 1928–34 die Oberrealschule in Hof/Saale und bereitete sich anschließend durch Praktika auf ein Ingenieurstudium vor, entschloß sich aber 1935 zu einer Lehre im väterlichen Betrieb, der sich hauptsächlich mit Reparaturen landwirtschaftlicher Maschinen beschäftigte und seit 1928 auch in kleineren Mengen Stahlheizkessel herstellte. V. schloß seine Gesellenprüfung 1937 als Landessieger ab. Im selben Jahr übersiedelte die Familie nach Battenberg/Eder, wo V. und sein Vater bei der Maschinen- und Apparatebaufabrik „Johannsen“ als Werkmeister mit Umsatzbeteiligung eintreten wollten. Als sich diese Pläne zerschlugen, eröffnete V.s Vater 1938 im nahe gelegenen Allendorf/Eder ein neues Heizkesselwerk, wandelte dieses 1942 in eine oHG um und nahm V. als Mitgesellschafter auf.

    Nach Kriegsteilnahme als Unteroffizier bei der Luftwaffe seit 1939 und Kriegsgefangenschaft (V. war kein NSDAP-Mitgl.) kehrte V. 1945 nach Allendorf zurück, wo das väterliche Unternehmen kurz darauf die Produktionsgenehmigung für Heizkessel und landwirtschaftliche Maschinen erhielt. 1947 zahlte er mit Hilfe seines Schwiegervaters seinen Vater und seinen Bruder Ferdinand aus und wandelte die oHG in die „Hans Viessmann KG“ (später Viessmann Kesselwerke KG) mit V. als Komplementär und seiner Frau als Kommanditistin um. Spätestens seit 1952 betrieb er die Umstellung der noch überwiegend handwerklichen auf industrielle Produktionsabläufe und setzte auf normierte und damit kostengünstige Stahlheizkessel. Die Zahl der Mitarbeiter verdreifachte sich 1952–57 von ca. 50 auf 150, die jährliche Kesselproduktion stieg von knapp 500 auf 1900.

    In den folgenden Jahren trat V. mehrfach mit bahnbrechenden Neuentwicklungen hervor. 1958 stellte er auf der Hannover Messe den Multi-Brennstoff-Kessel mit zusätzlicher Warmwasserbereitung vor, der sowohl mit Öl als auch Koks befeuert werden konnte und speziell auf dem dt. Markt geschätzt wurde. Bis Ende 1972 entwickelte er einen Gas-Spezialheizkessel mit atmosphärischem Brenner. Der von V. 1984 präsentierte Gußgaskessel mit reduzierter Stickoxidemission, der auf einer Lizenz des „Gas Research Institute“ in Chicago beruhte, stellte einen Meilenstein in der Umwelttechnologie dar.

    Rationalisierungen, Expansion und Diversifikation kennzeichnen die Unternehmensentwicklung seit Ende der 1960er Jahre. 1969 nahm V. in Battenberg ein Zweigwerk für die Fertigung von mittelgroßen und großen Kesseln in Betrieb und gründete gemeinsam mit den „Buderus’schen Eisenwerken“ die „Industrietechnik GmbH“ in Homberg/Efze, die er 1978 allein übernahm. 1972 eröffnete er ein Werk in Faulquemont (Lothringen, Frankreich), 1970/73 zwei Werke in Oberkotzau (für Lüftungs- u. Klimatechnik) und Hof-Unterkotzau. 1979 übernahm er die Krupp-Heizkesselfabrik in Berlin-Rudow und 1978 erwarb er die Mehrheitsbeteiligung an der „WESO-Aurorahütte“ in Gladenbach-Erdhausen. 1979 wurde in Allendorf ein zweites Werk in Betrieb genommen. Zur Bedienung des nordamerik. Marktes gründete V. 1979 in Waterloo/Ontario (Kanada) die „Viessmann Manufacturing Comp. Ltd.“ mit einem Montagewerk sowie ein Werk in Schwandorf (Opf.). Nach der dt. Wiedervereinigung errichtete er 1990 auf dem Gelände des ehemaligen „Kombinats Gasanlagenbau“ in Mittenwalde (Brandenburg) ein Werk zur Versorgung des ostdt. Marktes.

    Nachdem V. seinen Sohn Martin 1990 zum weiteren Geschäftsführer der Unternehmensgruppe bestellt hatte, übertrug er ihm 1992 die alleinige Leitung. Er selbst zog sich auf das von ihm 1974 erworbene Schloß Hofeck in Hof zurück. Bis 1994 behielt er eine Minderheitsbeteiligung. Die Werke in Hof-Unter- und Oberkotzau sowie das Werk in Schwandorf wurden ausgegliedert und verblieben in seinem Eigentum. Während die beiden letzteren als reine Zulieferbetriebe aufgegeben bzw. verkauft wurden, führte V. das Werk Hof-Unterkotzau, wo Kältetechnik produziert wurde, bis zu seinem Tod weiter. Bei seinem Ausscheiden beschäftigte die Unternehmensgruppe fast 9000 Mitarbeiter, produzierte jährlich rund 370 000 Einheiten Wärmeerzeuger und setzte 1,83 Mrd. DM um. Seinen Aufstieg vom Handwerksbetrieb zu einem der größten Hersteller von Heizungsgütern und Klimatechnik in Europa verdankt das Unternehmen besonders V.s Gespür für notwendige Innovationen – V. hielt mehr als 1600 Schutzrechte im In- und Ausland –, seinem ständig den Marktbedingungen angepaßten Vertriebssystem und nicht zuletzt seinem eigenwilligen Führungsstil: Zur Überwachung und Kontrolle seiner Mitarbeiter griff er auf die Methoden zur Selbstverwirklichung und Leistungssteigerung des umstrittenen Rationalisierungsfachmanns Gustav Großmann (1893–1973) zurück.

    V. war 1957 Mitbegründer des Verbandes für Stahlheizkessel (1957–69 Präs.), 1960 Mitbegründer des Europ. Stahlkesselverbandes (Vors. 1967–69). 1960–69 saß er der Technischen Kommission des Europ. Stahlheizkesselverbandes vor. Seit 1967 war er Mitglied, 1979–94 Schatzmeister des „Marburger Universitätsbundes“. Er setzte sich besonders für die Kooperation von Naturwissenschaft und Wirtschaft ein. Seine Stiftungen, die „Dr. Hans Vießmann Stiftung“ (1995) und die „Dr. Hans Vießmann Technologie-Stiftung“, fördern v. a. Kultur und Denkmalpflege im Raum Hof bzw. ingenieurwissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Haus- und Kältetechnik und der Wärmedämmung.|

  • Auszeichnungen

    A BVK 1. Kl. (1967);
    Bayer. Verdienstorden (1979);
    Dieselmedaille (1980);
    Ehrenbürger d. Gde. Allendorf/Eder (1982);
    Ehrenbürger u. Goldene Bürgermedaille d. Stadt Hof/Saale (1992);
    Dr. rer. nat. h. c. (Marburg 1982), Dr. h. c. (Wilfried Laurier Univ. Waterloo, Kanada 1993);
    Gr. BVK mit Stern (1987, mit Stern u. Schulterband 1994);
    Rietschel-Dipl. f. bes. Ing.leistungen d. Bundesind.verbands Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik/Techn. Gebäudesysteme e. V. (1987);
    VDI-Ehrenmedaille in Gold (1987);
    Hess. Verdienstorden (1992);
    VDI-Ehrenzeichen in Gold (1993);
    Verdienstmedaille d. Landes Baden-Württ. (1995);
    Karl-Winnacker-Preis d. Marburger Univ.bundes (1997).

  • Literatur

    L Dr. H. V. zu seinem 75. Geb.tag am 15. 11. 1992, 1992;
    Dr. h. c. Dr. h. c. H. V., 15. 11. 1917 –30. 3. 2002, 2002;
    P. Neumann, H. V. u. sein Untern. 1917–1991, 2004 (P); – Qu Untern.archiv d. Viessmann Group

  • Autor/in

    Ulrich Eisenbach
  • Zitierweise

    Eisenbach, Ulrich, "Viessmann, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 799-801 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124015786.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA