Lebensdaten
1882 – 1962
Geburtsort
Barmen
Sterbeort
Gut Triangel bei Gifhorn
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Herausgeber ; Literaturfunktionär ; Übersetzer ; Librettist ; Landwirt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118768239 | OGND | VIAF: 34471710
Namensvarianten
  • Vesper, Will
  • Vesper, Karl Wilhelm
  • Vesper, Wilhelm
  • mehr

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Zitierweise

Vesper, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768239.html [08.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus begüterter hess. Bauernfam.;
    V Karl Wilhelm (1856–1937), Landwirt, Pächter u. Gastwirt aus Münden (Waldeck), S d. Johann Georg Heinrich (1824–1913) u. d. Wilhelmine Christiana Henrietta Burgener (1827–1920);
    M Anna Schlotzhauer, aus Öchsen (Dermbach), T e. Bauern;
    1) 1906 1938 Käthe Waentig (1879-n. 1960), aus Zittau, Graphikerin, gestaltete frühe Bde. d. „Ernte“, 2) Gut Triangel 1938 Therese Gertrud Meta (Rose) Savrda (1896–1971, 1] Hans [Johann Heinrich August] Rimpau, 1881–1936, auf Triangel, S d. Arnold Rimpau, 1856–1938, Untern., Gutsbes., s. Braunschweig. Biogr. Lex.; NDB 21*), aus Berlin;
    1 S aus 1) Albrecht (* 1909), 3 T aus 1) Ulrike (* 1907), Renate (* 1911), Marlene (* 1913), 1 S aus 2) Bernward (s. 2), 1 T aus 2) Heinrike (* 1937), 2 Stief-K aus 2) Rose-Marie Rimpau (* 1920, Tilo Wolff v. der Sahl, um 1926–2013, bewirtschaftete Gut Triangel, 1945–74 Ratsherr d. Gde. Triangel, BVK, Ilse Emerentia Rimpau (* 1922); Schwager Walter Waentig (1881–1962), Maler (s. ThB; Schwälmer Jb. 1982, S. 128–41).

  • Biographie

    V. besuchte Volksschule und Gymnasium in Barmen und veröffentlichte bereits vor dem Abitur 1904 erste „Lieder“ (1903). Noch 1904 begann er ein Studium der Germanistik und Geschichte in München, ohne einen Abschluß zu erlangen. V. fand Anschluß an die Münchner Bohème, schrieb Spiele für die Schwabinger Schattenbühne und lektorierte für die Verlage Langewiesche und C. H. Beck. Als „Beirat“ des Beck Verlags publizierte er Gedichte, Nachdichtungen mittelalterlicher Epen und gab mehrere Anthologien heraus. Seit 1911 lebte V. als freier Schriftsteller in Hohenschäftlarn, 1913/14 in Florenz. 1915–17 leistete er Kriegsdienst (1917 als wiss. Hilfsarbeiter im Gen.stab) und trat 1918 im „Rat geistiger Arbeiter“ auf. Im selben Jahr wurde V. Feuilletonleiter der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ in Berlin, bevor er 1920 in Meißen wieder als freier Schriftsteller Erzählungen und Nacherzählungen alter Stoffe (u. a. der Bibel) veröffentlichte sowie Auswahlausgaben von Hölderlin, Mörike, Stifter u. a. in der populären Langewiesche-Reihe „Bücher der Rose“ herausgab, die der erste Teil seiner Anthologie „Die Ernte aus 8 Jahrhunderten dt. Lyrik“ 1906 (2. T., 1910) eröffnet hatte. Seit 1921 war V. Redakteur, seit Dez. 1929 Herausgeber der Zeitschrift „Die schöne Literatur“ (seit 1931 Die neue Lit.). Nach 1938 lebte V. als Gutsherr auf Triangel.

    Mit der nach 1906 mehrfach in hohen Auflagenzahlen nachgedruckten, 1932 gründlich revidierten „Ernte“ (einschließlich der Bände mit Balladen- und Geistlicher Dichtung sowie der 1940 erschienenen „Ernte der Gegenwart, Dt. Lyrik von heute“) schuf V. den „lyrischen Hausschatz“ der Deutschen, in dem Heinrich Heine bis 1932 nur auf vier Seiten vertreten war, danach ganz ausgeschlossen wurde, und in der Ausgabe von 1950 nur seinen ursprünglichen Raum zurück erhielt. V.s wichtigstes Erzählwerk ist der Abenteuerroman „Das harte Geschlecht“ (1931), in dem Ref, eine isländ. Sagengestalt, gefeiert wird, die in vorstaatlichen, auf Sippen-und Blutsgemeinschaft beruhenden Verhältnissen mit Hilfe des Gottes Thor zahlreiche Rachemorde begeht.

    Bedeutung erlangte V. v. a. als umtriebiger Funktionär des NS-Literaturbetriebs. Seit 1931 Mitglied der NSDAP, gehörte er 1933–35 dem Präsidium des Reichsverbandes Dt. Schriftsteller an und zählte 1933 zu den ersten Mitgliedern der „gleichgeschalteten“ Abteilung für Dichtkunst der ehemals Preuß. Akademie der Künste. Im Okt. 1935 erwähnte ihn Victor Klemperer als „Landesleiter der Reichsschrifttumskammer“. V. begrüßte in einer Rede am 10. 5. 1933 in Dresden die Bücherverbrennung und übertraf mit seinen „Führer“-Hymnen gleichgesinnte Poeten, gleichwohl wurde er nie mit einem NS-Orden oder -Preis ausgezeichnet. Seine Monatsschrift „Die schöne/neue Literatur“ sah er als „ein besonderes Werbeorgan für alle echte volksverbundene,|gesunde, saubere dt. Dichtung“ gegen „den wurzellosen Literatengeist“ des „jüd. beherrschten Literaturbetriebs“. Dank der Reste literarischer statt rein linientreuer Orientierung (V. trat u. a. noch längere Zeit für Ernst Barlach ein) behauptete sich sein Journal bis zur kriegsbedingten Einstellung bzw. Überführung in die „Europ. Literatur“ 1943, an der V. nicht mehr mitwirkte. Das große Interesse an der Zeitschrift – V. nennt 4000 Abonnenten – resultierte nicht zuletzt aus dem Kampf gegen die vom Nationalsozialismus gepflegte Unterhaltungskultur und V.s zu denunziatorischen Diffamierungen gesteigerten Kommentaren, mit denen er u. a. Mathilde Ludendorff, Alfred Rosenberg, aber auch Wilhelm Furtwängler, wegen seiner Verwendung für jüd. Kollegen, heftig attackierte.

    Nach dem Krieg wurde V. in einem Entnazifizierungsverfahren von der Spruchkammer als minderbelastet eingestuft. Thomas Mann notierte am 5. 5. 1945 in sein „Tagebuch“: „Es sind aber rund eine Million, die ausgemerzt werden müßten. Meiner Meinung nach gehören Menschen wie Haushofer, Johst, Vesper dazu“. Der Versuch von V.s Sohn Bernward, 1963 eine V.-Gesamtausgabe einzuleiten, versandete in dessen eigenen Publikationsvorhaben und Verlagsgeschäften. Es erschien nur ein Band (Geschichten v. Liebe, Traum u. Tod, 1963).

  • Auszeichnungen

    A Roter Adlerorden (1915 mit Walter Flex, Ernst Lissauer, Rudolf A. Schröder u. a. für Kriegsgedichte);
    Mitgl. u. Vors. d. Paul-Ernst-Ges. (seit 1933).

  • Werke

    W u. a. Briefe zweier Liebenden, 1916;
    Der Hl. u. d. Papst, Roman, 1928;
    Sam in Schnabelweide, Roman, 1931;
    Kranz d. Lebens, Gedichte, 1934;
    Der entfesselte Säugling, Komische Gesch. f. Erwachsene, 1935;
    Rufe in d. Zeit, Sprüche, 1936;
    Gesch. v. Liebe, Traum u. Tod, Ges. Novellen 1937, Neuaufl. 1963 (mit e. Nachwort v. A. v. Grolman, S. 527–33);
    Kämpfer Gottes, Hist. Erzz., 1938;
    Der unzufriedene Igel, Tiermärchen, 1942;
    Im Flug durch Spanien, Reisebuch, 1943;
    Letzte Ernte, Erzz. u. Gedichte aus d. Nachlaß, Privatdr. 1962;
    Briefe: Briefwechsel Paul Ernst, W. V. 1919–1933, Einf., Ed., Komm. v. A. Reck, 2003;
    Nachlaß: DLA Marbach.

  • Literatur

    L A. Soergel, Dichter aus dt. Volkstum, 1934, S. 134–48 (P);
    W. Pleyer, Hans Grimm, E. G. Kolbenheyer, W. V., Gedenkrede, 1962;
    G. Berglund, Der Kampf um den Leser im Dritten Reich, Die Lit. pol. d. „Neuen Lit.“ (W. V.) u. d. „nat.sozialist. Mhh., 1980;
    G. Müller, „Emigrantenlüge“, „Greuelhetze“ u. W. V., in: Exil 2, 1982, H. 3, S. 84 f.;
    U. Day, Hohepriester d. Hitlerkults u. lit. Inquisitor, Über W. V., in: Griffel, Mag. f. Lit. u. Kritik 9, 2000, S. 61–73;
    T. Schneider, Bestseller im Dritten Reich, in: VfZ 52, 2004, S. 77–97;
    N. Haase, Bücherverbrennung u. „Säuberung“ Dresdner Bibl., in: Dresdner Hh. 22, H. 77, 2004, S. 52–61;
    ders., W. V., Der Schriftst. u. d. nat.sozialist. Bücherverbrennung in Dresden, in: Braune Karrieren, Dresdner Täter u. Akteure im NS, hg. v. Ch. Pieper u. a., 2012, S. 255–61;
    J. Hillesheim u. E. Michael, Lex. nat.-sozialist. Dichter, 1993, S. 441–48;
    Kulturlex. Drittes Reich;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Lit. Nazi-Dtld.; Munzinger.

  • Autor/in

    Ulrich Dittmann
  • Zitierweise

    Dittmann, Ulrich, "Vesper, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 774-775 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768239.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA