Lebensdaten
1915 – 1988
Geburtsort
Endingen (Kanton Aargau)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Diplomat
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1069179906 | OGND | VIAF: 46849349
Namensvarianten
  • Umbricht, Victor Hermann
  • Umbricht, Victor
  • Umbricht, Victor Hermann
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Zitierweise

Umbricht, Victor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1069179906.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Simon (1878–1931), Tierarzt in E., S d. Simon, in Untersiggenthal (Kt. Aargau);
    M Karoline Meisel ( 1967);
    2 B Werner (1914–84, Elisabeth Laur), Dr. med., Arzt im Kt. Zürich, Karl (* 1919, Anna Maria Hinder), 1 Schw Josefina (* 1917);
    Elisabeth (1925–2010) aus Basel, T d. Ariste Frésard (1892–1953), Mitbegründer d. Fa. Frésard & Cie., Eisen u. Metalle, in B., u. d. N. N. Wermeille;
    1 S Christopher (* 1956), MD, PhD, Internist, Onkol., Prof. an d. Johns Hopkins Univ. in Baltimore (Maryland, USA), 2 T Monique, Madeleine, Präs. d. Verw.rats d. Frésard AG, Mitgl. d. Stiftungsrats d. Fondation de bienfaisance Jeanne Lovioz.

  • Biographie

    Nach Abschluß der obligatorischen Volksschulzeit in Oberendingen und Zurzach besuchte U. das Gymnasium in Freiburg (Uechtland) und Schwyz (Lateinmatur 1934). Anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Bern 1935–37, in Paris am Institut des Hautes Études Internationales 1937/38, in Lausanne 1938 und wieder in Bern, wo er 1939 bei Arthur Homberger (1886–1939) und Walther Burckhardt (1871–1939) über „Die privatrechtlichen Folgen der Staatenlosigkeit“ (1940) zum Dr. iur. promoviert wurde. Während seines Studiums trat U. der Akademischen Verbindung Berchtoldia bei. 1938/39 arbeitete er als Gerichtsschreiber am Bezirksgericht Baden und erwarb 1941 das aargau. Fürsprecherexamen und das Anwaltspatent.

    1942 trat er in den Bundesdienst ein, wurde ohne diplomatische Ausbildung Attaché an der Gesandtschaft in Ankara und 1946 auf eigenen Wunsch an die Gesandtschaft in London versetzt, wo er für die wirtschaftlichen Angelegenheiten zuständig war. In dieser Funktion vertrat er die Schweiz bei zahlreichen internationalen Rohstoffkonferenzen. 1953 ließ sich U. vom Bundesdienst beurlauben, um bei der Weltbank in Washington die Leitung der Abteilung Zentraleuropa zu übernehmen. 1955 wurde er stellv. Direktor des Departements Europa, Afrika und Australasien und war dabei für die Verhandlungen der Weltbankdarlehen an die Staaten dieser Kontinente zuständig. 1957 ernannte ihn der Bundesrat zum Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung. 1960 verließ U. endgültig den Bundesdienst, um in die Privatwirtschaft zu wechseln. Vor dem Stellenantritt bei der „CIBA AG“ betätigte er sich als UNO-Finanzberater in Belg.-Kongo. 1961–65 war U. Leiter der CIBA in den USA und in New York Mitbegründer und bis 1970 Präsident des Swiss Centers. 1965–85 fungierte er als Mitglied und Delegierter des Verwaltungsrats der „CIBAGEIGY AG“, wurde aber für zahlreiche humanitäre Missionen freigestellt. 1966–70 war U. Präsident des Zusammenarbeitsprogramms zwischen FAO und Industrie, 1968–76 Mitglied und seit 1972 Präsident des Mekong Rates für die wirtschaftliche Entwicklung des Mekong-Gebiets. 1972/73 leitete er die UNOOrganisation für Hungersnotbekämpfung und Wiederaufbau in Bangladesch und war 1973–76 Berater der dortigen Regierung. 1976 und 1978 leitete U. die UNO-Missionen für Wiederaufbaufragen in Vietnam und wurde 1978 von der UNO und der Weltbank zum Mediator im Rang eines UNO-Untergeneralsekretärs ernannt, um in der Frage der blockierten Vermögenswerte der aufgelösten Ostafrikan. Gemeinschaft zwischen Kenia, Tansania und Uganda zu vermitteln. Diese Verhandlungen konnte U. 1984 mit dem Entflechtungsabkommen erfolgreich abschließen. Daneben war U. 1970–85 Mitglied und Vizepräsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), für das er zahlreiche Missionen in Asien und Lateinamerika unternahm.

    U. war zudem Mitbegründer der „Bilderberg-Konferenzen“, regelmäßigen informellen Treffen von Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zur Diskussion aktueller weltwirtschaftlicher und weltpolitischer Fragen, ferner 1978–88 Mitglied des Kuratoriums der Akademie für Internationales Recht im Haag. In der Schweiz engagierte er sich in der Studiengruppe Außenpolitik (1971–76), in der Kommission für technische Zusammenarbeit (1970–77) und in der beratenden Kommission zum UNO-Beitritt der Schweiz. 1970–86 war U. Präsident der Schweizer.Chines. Gesellschaft, Mitglied des Verwaltungsrats der Swissair und 1969–88 Mitglied des Verwaltungsrats der Chase Manhattan Bank (Schweiz).

    Für die Schweiz war U. eine wichtige Persönlichkeit auf dem Parkett der internationalen Organisationen, in denen das Land nicht Mitglied war. So war er Mitarbeiter der Weltbank und von vier UNO-Generalsekretären, obwohl die Schweiz diesen Organisationen fernblieb. U. war der bedeutendste Schweizer UNOFunktionär seiner Zeit, stand allerdings dem UNO-Beitritt der Schweiz skeptisch gegenüber, der, 1986 in einer Volksabstimmung noch abgelehnt, 2002 verwirklicht wurde.

  • Auszeichnungen

    A Oberlt. d. Schweizer Armee;
    Dr. phil. h. c. (Basel 1966, Univ. Zürich 1987);
    Ehrenbürger d. Stadt Los Angeles (1984);
    Grotius-Medaille d. Ak. f. Internat. Recht (Den Haag 1984);
    Nominierungen f. d. Friedensnobelpreis (1984), d. Third World Prize (1984) u. d. Indira Gandhi Memorial Trust (1987).

  • Werke

    W Der Staat u. d. Förderung d. techn. Fortschritts, Vortr. anläßl. d. Gen.verslg. d. Aargau. Handels- u. Ind.ver., 1959;
    Blauhelme, in: Schweizer Mhh. 54, H. 3, 1974, S. 181–98;
    Principles of Internat. Mediation, The Case of the East African Community, in: Collected Courses of the Hague Ac. of Internat. Law, 1987, H. 4, S. 307–89;
    Cooperation in Africa, 1987;
    Multilateral mediation, practical experiences and lessons, mediation cases, The East African Community and short comments on mediation efforts between Bangladesh-Pakistan-Indian and Vietnam-USA, 1989;
    Hg.: A Paul Ruegger pour son anniversaire, 14 août 1977, 1977.

  • Quellen

    Qu Nachlaß: Archiv f. Zeitgesch. d. ETH Zürich; – Privatnachlaß u. Personaldossier: Schweizer. BA.

  • Literatur

    L Ein Schweizer als humanitärer Sonderbotschafter, in: Tages-Anz. v. 21. 11. 1983 (P);
    Ein Dipl. d. guten Dienste, in: Die Zeit v. 19. 6. 1984 (P);
    Nachrufe: NZZ v. 16. 7. 2008 (P);
    V. U., Un Suisse éminent, in: Journ. de Genève v. 16. 7. 1988 (P);
    Ein echter Vertreter humanitärer Tradition, in: Tages-Anz. v. 16. 7. 1988 (P);
    Ein couragierter Friedensstifter v. hohem Rang, in: Basler Ztg. v. 20. 7. 1988 (P);
    Komm. f. d. Veröff. Diplomat. Dok. d. Schweiz (Hg.), Diplomat. Dok. d. Schweiz, Bde. 18, 2001 u. 21–25, 2007–14;
    HLS.

  • Autor/in

    Franziska Ruchti, Sacha Zala
  • Zitierweise

    Ruchti, Franziska; Zala, Sacha, "Umbricht, Victor" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 621-622 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1069179906.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA