Lebensdaten
1892 – 1989
Geburtsort
Groß-Kanizsa (Großkirchen, Nagykanizsa, Ungarn)
Sterbeort
Cap d’Antibes (Südfrankreich)
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Unternehmer ; Erfinder des photographischen Schriftsetzsystems "Uhertype"
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Uher, Karl Edmund
  • Uher, Edmond (eigentlich)
  • Uher, Ödön
  • mehr

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Zitierweise

Uher, Edmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz134265.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Edmund (Edmond, Ödon sen.) (1859–1931), Offz., Photograph in Budapest, Gründer e. Filmges. ebd.;
    M Anna Szénasy v. Syzenay ¨ ;
    1) Budapest 1916 1923 Ida Berta Maria Rosa, T d. Bela Betegh v. Mátrai (1846–1912), Theaterdir. in Budapest, u. d. Sophie v. Bobrovszky, 2) Budapest 1923 Elisabeth, aus Klausenburg (Siebenbürgen), evtl. T d. Lajos (Ludwig) Malatinszky, Prof., u. d. Elisabeth Tokody, 3) Salzburg 1936 Fiammetta (* 1912), aus Florenz, T d. Edmund August Florian Jaroljmek (1882/84–1953), aus Ojstro (Trbovlje, Slovenien) oder St. Leonhardt b. Trifail (Steiermark), 1914–18 dt. Offz. in d. Türkei, Journ., Dipl.-Berging., Dr. iur., Wirkl. HR, Berghpt. in Leoben, Hon.doz. an d. Montanist. Hochschule ebd. f. Bergrechtskde., Unfallverhütung u. Grubenrettungswesen (s. K. Reichl, Lex. d. Persönlichkeiten u. Unternehmungen, Steiermark, 1955; U. Baur u. K. Gradwohl-Schlachter, Lit. in Österr. 1938–1945, 1. Bd.: Steiermark, 2008), u. d. Augusta (Lycki) Alexandrine Gfn. zu Eulenburg|(1882–1974);
    1 S aus 1) Alfons (* 1918), 1 S aus 3) Maurius (* 1943);
    Gvm d. 2. Ehefrau Philipp Fürst zu Eulenburg u. Hertefeld, Gf. v. Sandels (1847–1921), Dr. iur., preuß. Dipl. u. Pol. (s. NDB IV); Schwägerin Elga Jaroljmek (1920–2009, Wolfgang [Wolf] Frhr. v. Hornstein, 1918–2008, aus Eferding, Oberösterr., mit RA Hans Ziegler 1953–72 Geschäftsführer d. Uher Werke München GmbH, d. seit 1953 Tonbandgeräte fertigte, 2] Adelheid Reinke, * 1947, aus Herrsching/Ammersee).

  • Biographie

    Nach der Elementarschule besuchte U. seit 1902 die Oberrealschule in Budapest. Bereits als 16jähriger entwickelte er einen Doppelvergaser für Benzin und Wasserstoff für motorgetriebene Luftschiffe. Nach dem Abitur 1910 gründete er in Budapest gemeinsam mit seinem Vater und Onkel eine Filmgesellschaft, die bis zu ihrer Auflösung 1922 24 Filme produzierte und u. a. 1916 an der Verfilmung der Krönungsfeier des österr. Ks. Karl IV. in Buda beteiligt war. Danach erfand U. ein technisches Verfahren zur automatisierten Entwicklung von Photonegativen. Zu dessen Verwertung gründete er zu Beginn der 1920er Jahre in Berlin die „Corex-Werke GmbH“, doch blieb der wirtschaftliche Erfolg aus.

    Im Zuge von Konstruktionsarbeiten für eine photographische Setzmaschine für die beim Stummfilm notwendigen Zwischentexteinblendungen beschäftigte U. sich intensiver mit der bislang kaum beachteten Photosatztechnik. 1926 gelang ihm die Entwicklung eines patentreifen Lichtsatzverfahrens. Druckvorlagen mußten danach nicht mehr in Blei gegossen, sondern konnten per Film kopiert werden. 1928 schloß er mit der Augsburger „MAN AG“ einen Kooperationsvertrag zum Bau der Photosatzmaschine. Zur Verwertung der Patentrechte gründete er, gemeinsam mit der „MAN AG“, im schweizer. Glarus 1929 die „Uhertype AG“, der er als technischer Direktor vorstand, aus der er jedoch nach dem Verkauf seiner Anteile 1934 ausschied. Zwar investierte die „MAN AG“ bis 1939 über eine Mio. RM in das Projekt, jedoch verhinderte der 2. Weltkrieg die Serienfertigung. Bis 1941/42 konnten nur zwei Uhertype-Photosatzmaschinen gebaut und ausgeliefert werden. Der Durchbruch der Lichtsatztechnik im Druckgewerbe auf der Basis von U.s Erfindung erfolgte erst drei Jahrzehnte später.

    1933 zog U., der ursprünglich die österr. Staatsbürgerschaft besaß, 1935 die ungar. und 1940 die dt. Staatsbürgerschaft erwarb, nach München, 1936 nach Starnberg und widmete sich neuen unternehmerischen Aktivitäten: 1934 gründete er in München die „Uher & Co. Gesellschaft für Apparatebau“. Sie produzierte v. a. mechanische Meß-, Anzeige- und Navigationsinstrumente für die aufstrebende Luftfahrtindustrie. Seit 1937 hielt die Augsburger „Messerschmitt AG“ eine Mehrheitsbeteiligung an der Firma, die bereits im Jahr darauf über 200 Mitarbeiter beschäftigte, seither ausschließlich Rüstungsaufträge erhielt und 1943 einen Umsatz von fast 20 Mio. RM erzielte. 1939 errichtete U. das Schwesterunternehmen „Uher & Co.“ in Wien, 1941 erwarb er eine Mehrheitsbeteiligung an der „Ungarische Flugzeug-Armaturenfabrik AG“ (UFLAG) in Budapest, beides unter Mitbeteiligung der Messerschmitt AG. Zusammen kamen die drei Werke auf über 1700 Beschäftigte. Nachdem U. im Jan. 1943 unter dem – später entkräfteten – Vorwurf der Rüstungssabotage zwei Monate lang in Berlin interniert war, zog er sich von der aktiven Geschäftsführung des Münchner und des Wiener Betriebs zurück und konzentrierte sich auf die technische Oberleitung der UFLAG. Ende 1944 kehrte er nach Deutschland zurück und gründete in Starnberg die als Rüstungszulieferer tätige „Süddeutsche mechanische Werkstätten GmbH“ (SMW).

    Nach der Einstufung U.s durch die Spruchkammer Starnberg im Dez. 1948 als „nicht betroffen“, da er kein NSDAP-Mitglied war, und der Aufhebung der Vermögenskontrolle über seine Betriebe in Wien und München 1949 stellte er die Produktion auf Getriebe- und Zubehörteile für die Kraftfahrzeugindustrie um. Er entwickelte u. a. die erste in Deutschland gebaute Automatik-Kupplung für Motorroller. Doch überstieg der parallele Wiederaufbau aller Werke seine wirtschaftlichen Möglichkeiten. Bis 1954 zog U. sich vollständig aus den beiden Münchner Unternehmen zurück, die in andere Hände übergingen, und konzentrierte sich auf die im Alleinbesitz seiner Familie verbliebene „Uher GmbH & Co. KG“ in Wien, die er bis 1970 leitete. Die „Uher Werke München GmbH“ stellte, im Verbund mit der Entwicklungsgesellschaft SMW, ihre Produktion 1954 auf Tonbandgeräte um, die unter dem Markennamen UHER bis Anfang der 1970er Jahre großen Markterfolg erzielten.

  • Werke

    W Patente: Lichtsetzverfahren, DE000000566640A, 1932;
    Verfahren u. Vorrichtung z. fortlaufenden Registrierung d. Umläufe v. Verbrennungskraftmaschinen unter Berücksichtigung d. jeweiligen Belastung, DE000000643837A, 1937;
    Regeleinrichtung f. d. Kühlmittel v. Brennkraftmaschinen mit e. in Abhaengigkeit v. d. Temperatur d. Kühlmittels d. Regelglied f. d. Kühlmittel steuernden waermeempfindl. Glied, DE000000700245A, 1940;
    Steuereinrichtung z. Veränderung d. Regelcharakteristik e. Reglers, DE000000715235A, 1941;
    Einrichtung f. d.|Begrenzung d. Höchstleistung v. Brennkraftmaschinen, insbesondere Flugmotoren, DE000000717862A, 1942.

  • Quellen

    Qu Bayer. Wirtsch.archiv, Registraturakt Uher Werke München; StA München, Spruchkammern, Karton 4654; Vermögenskontrolle München Stadt, Nr. 1142, 1165.

  • Literatur

    L E. U. 75 J., in: Handelsbl. v. 30. 8. 1967;
    R. Münch, 150 J. Druckmaschinenbau b. MAN, in: H. Gier u. J. Janota (Hg.), Augsburger Buchdruck u. Verlagswesen v. d. Anfängen bis z. Gegenwart, 1997, bes. S. 1112–14;
    A. Flader u. P. Remmers (Hg.), Die Gesch. d. UHER-Werke München, 2008 (P);
    P. Remmers, E. U., Erweiterte Firmengesch., in: Internetseite Radiomuseum.org;
    Uher, Ödon Sr., Uher, Ödon Jr., in: Internetseite d. Ev.-luth. Kirche in Ungarn;
    Art. Uhertype, in: LGB²

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Uher, Edmund" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 534-536 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz134265.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA