Lebensdaten
wohl 1679 – 1746
Geburtsort
Ronneburg
Sterbeort
Zerbst
Beruf/Funktion
Tanzmeister
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 1023620952 | OGND | VIAF: 24950815
Namensvarianten
  • Tauber, Gottfried
  • Taubert, Gottfried
  • Tauber, Gottfried

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Zitierweise

Taubert, Gottfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1023620952.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christophorus (um 1640–1700, Zeugmacher in R.;
    M Anna Brämmer ( 1687);
    Leipzig 1698 Dorothea Elisabeth Hansgeorg († 1749), T e. Ratsherrn;
    1 S (früh †).

  • Biographie

    Nach acht Jahren an Gymnasien in Gera und Altenburg immatrikulierte sich T. 1693 an der Univ. Leipzig und begann gleichzeitig etwa 1695 seine Lehrtätigkeit als Tanzmeister „auf öffentlichen Böden“. Etwa zwischen 1702 und 1715 war er in Danzig tätig. Hier begann er während verletzungs- und krankheitsbedingter Unterbrechungen seiner Arbeit mit der Niederschrift seines Hauptwerks „Rechtschaffener Tantzmeister ( . . . )“, das 1717 (in drei Bänden mit Register) nach seiner Rückübersiedlung nach Leipzig veröffentlicht wurde. Weitere Nachricht zu T. gibt es erst wieder 1730 in Zerbst, wo er bis zu seinem Tod Hoftanzmeister war.

    T.s Bedeutung liegt weniger in seiner Tätigkeit als Tanzmeister gehobener Kreise als in seinen Schriften. In seiner ersten Veröffentlichung, „Kurtzer Entwurff ( . . . )“ (Danzig 1706), liegt der Schwerpunkt auf einer theol. und phil. Verteidigung der Zulässigkeit des Tanzes. Bereits hier findet sich das umfassende Programm seines Hauptwerks „Rechtschaffener Tantzmeister“, an dem er seit etwa 1703 arbeitete, wahrscheinlich angeregt durch die Lektüre des Büchleins „Anleitung zu einer wohl-begründeten Tantz-Kunst“, das sein erfolgreicherer Leipziger Konkurrent Samuel Rudolf Behr (* 1670) dort 1703 veröffentlicht hatte. Dessen marktschreierischen, wenig gelehrten Ton lehnte T. ab, arbeitete aber die Werke anderer dt. Tanzautoren ein (ohne dabei jemals Behr namentlich zu nennen). T. bietet hier in barocker Sprache umfassende Auskunft zu allen Aspekten des Tanzes, speziell des „französischen Tantz-Exercitiums“, also des um 1700 aus Frankreich übernommenen Tanzstils, den er den gebildeten Schichten näher bringen wollte. Mehr als die Hälfte der über 1200 Seiten ist der Entkräftung der Vorwürfe pietistischer Tanzgegner gewidmet. Für T. geht|es beim Tanzen um den äußerlichen Ausdruck der Moral, auch im „prosaischen Tanzen“, also dem korrekten Stehen, Gehen und Reverenz-Erweisen im täglichen Leben. Nach einer ausführlichen Tanzgeschichte kommt T. auf praktische Fragen zu sprechen. Sein Werk enthält die eingehendsten Anleitungen zur Courante und zum Menuett sowie eine umfassende Beschreibung aller damals geläufigen Schrittkombinationen. Um die 1700 von Raoul-Auger Feuillet in Paris als „Chorégraphie“ veröffentlichte Tanznotation in Deutschland allgemein zugänglich zu machen, unternahm T. in „Rechtschaffener Tantzmeister“ eine ergänzte Übersetzung dieses Werkes. Schließlich finden sich Angaben zum „theatralischen Tantz“, dem sozialen Umfeld, der Tanzmusik und zur Pädagogik des Tanzunterrichts. T. ist neben Pierre Rameau („Le Maître à danser“, Paris 1725) und Kellom Tomlinson („The Art of Dancing Explained“, London 1735) einer der drei Tanzautoren des frühen 18. Jh., die umfassende systematische Bewegungslehren bieten. Da sein „Rechtschaffener Tantzmeister“ nicht nur am frühesten konzipiert und veröffentlicht wurde, sondern zudem aufgrund T.s bewahrender Grundhaltung den vorhergegangenen dt. Tanzdiskurs bündelt, dürfte das Werk Gültigkeit auch für das ausgehende 17. Jh., für das nur wenige Quellen überliefert sind, besitzen.

  • Werke

    Kurtzer Entwurff Des Edlen so wohl natürlichen als künstlichen Tantz-Exercitii, Danzig 1706;
    Rechtschaffener Tantzmeister oder gründliche Erklärung der frantzösischen Tantz-Kunst, Leipzig 1717, Nachdr. hg. v. K. Petermann, 1976;
    Entwurf der Nutzbarkeit des Tantz-Exercitii, Leipzig 1727 (verschollen, erhalten als anonymisierter Raubdruck u. d. T. Eines sehr berühmten französischen [sic] Tanzmeisters drey Regeln der Nutzbarkeit des künstlichen Tanzexercitii Stehen, Gehen und Reverenzmachen, o. O. 1748), dän. Ausg. unter Nennung v. T., Kort Udtog Af den efter Konsten indrettede Dantse-Exercitii, Kopenhagen 1742.

  • Quellen

    Geburtenregister Ronneburg; Univ.archiv Leipzig; Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Dessau, Sterberegister v. St. Bartholomäi, Zerbst.

  • Literatur

    A. Gerbes, G. T. on Social and Theatrical Dance of the Early Eighteenth Century, Diss. Ohio State Univ. 1972;
    K. Petermann, Nachwort, in: Rechtschaffener Tantzmeister, 1976 (s. W);
    G. Bennett, G. T. u. d. dt. Tanztraktate im ersten Viertel d. 18. Jh., Mag.arb. Univ. München 2002;
    ders., The Minuet in 18th-Century Dance Treatises, in: On Common Ground 6, The Minuet in Time and Space, Proceedings of the Sixth Dolmetsch Historical Dance Society Conference, 2007, S. 1–10;
    M.-Th. Mourey, Danser dans le Saint Empire, unveröff. Habil.schr. Univ. Paris 2003;
    T. Russell, On Translating T., A Preliminary Report, in: Soc. of Dance History Scholars Proceedings, Konf.ber., 2003, S. 106–11;
    ders., The Minuet According to T., in: Dance Research 24/2, 2006, S. 138–62;
    St. Schroedter, Vom „Affect“ zur „Action“, Qu.studien z. Poetik d. Tanzkunst v. späten Ballet de Cour bis z. frühen Ballet en Action, 2004;
    dies., M.-Th. Mourey u. G. Bennett (Hg.), Barocktanz im Zeichen franz.-dt. Kulturtransfers, Quellen z. Tanzkultur um 1700, 2008;
    The Compleat Dancing Master, A Translation of G. T.`s Rechtschaffener Tantzmeister (1717), Introduction, Translation, and Annotations, hg. v. T. Russell (in Vorbereitung);
    MGG²;
    New Grove.

  • Autor/in

    Giles Bennett
  • Zitierweise

    Bennett, Giles, "Taubert, Gottfried" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 802-803 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1023620952.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA