Lebensdaten
um 1310 oder 1315 – 1388
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Handelsherr ; Montanunternehmer
Konfession
-
Normdaten
GND: 1019760214 | OGND | VIAF: 232007994
Namensvarianten
  • Stromer, Peter (I)
  • Stromer, Peter der Ältere
  • Stromeir, Peter
  • mehr

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Zitierweise

Stromer, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019760214.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Stromeir „am Salzmarkt“ (um 1268–1347);
    M Kunigunde, T d. Kunz Glasnapf (Glatznapf) ( 1329), Glashüttenuntern., 1316 Ratsherr in N., u. d. Adelheid N. N.;
    Ov Ulrich, 1349 in Abstimmung mit Ks. Karl IV. wesentlich an d. Judenpogrom in N. beteiligt, 17 jüngere Geschw u. Halb-Geschw u. a. Halb-B Ulman (s. 2), Halb-Schw Gerhaus, Priorin d. Katharinenklosters in N., Margarete ( Albrecht Behaim, Handelsherr in N.);
    1) Sieglind(e), T d. Hermann Ebner, Fernhändler, Ratsherr in N., 2) Margarete, T d. Ott(o III.) Coler-Forstmeister, Reichserbforstmeister in N.;
    S Peter d. J., Hermann, beide Mitarb. u. Erben v. S.

  • Biographie

    Seit etwa 1360 gehörte S. zu den Hauptgesellschaftern des Handelshauses Stromer, zudem war er Pfleger der Kirche St. Lorenz, seit 1351 Mitglied des Inneren Rates der Stadt und Angehöriger mehrerer Ritterorden. Das Handelshaus brauchte für seine vielfältigen Gewerbe große Mengen Holz und Holzkohle und war zeitweise der größte Holzbezieher aus dem Nürnberger Reichswald. Dieser war durch das Wachstum der Stadt im Hochmittelalter stark beansprucht und der Holzmangel wurde immer akuter. Einschneidende Maßnahmen zur restriktiven Bewirtschaftung waren wenig erfolgreich, was der Anlaß für S.s systematische Forstkulturversuche gewesen sein dürfte. Nach intensiver Vorbereitung und genauer Naturbeobachtung gelang es ihm, 1368 eine erfolgreiche Technik der Waldsaat zu entwickeln, die er bis zu seinem Tod praktizierte. Ausweislich der Quellen ließ er Fichten und Kiefern (vermutlich auch Tannen) unter Verwendung besonders konstruierter Waldpflüge säen. Große|Flächen wurden so mit Baumkulturen wiederbestockt. Die Nachzucht und Saat von Nadelbäumen war in der damaligen Zeit etwas Besonderes, weil diese keine eßbaren Früchte tragen und deshalb dem mittelalterlichen Menschen als uninteressant galten (arbores malae). Es gibt auch Hinweise, daß die Vorwaldbegründung mit Birken bereits unter S. ihren Anfang nahm. Da er unterschiedliches Koniferensaatgut verwendete, scheint es auch möglich, daß er bereits Darrtechniken anwandte. Spätestens die Generation nach S. kannte das Verfahren des Klengens von Zapfen. S.s Methode setzt bis dahin unbekannte biologische Kenntnisse voraus, z. B. daß die Kiefernsamen, anders als Fichte und Tanne, zwei Jahre zum Reifen brauchen und daß man die unterschiedlichen Reifezeitpunkte der Samen kennen muß, um sie erfolgreich zu ernten. Mit seiner Waldbewirtschaftungsmethode rettete er die schnell expandierende Nürnberger Wirtschaft aus einer Not- und Mangellage, die die Stadt in den zwei Generationen zuvor gezwungen hatte, einige energieintensive Gewerbe aus ihrer Bannmeile zu weisen. S.s langfristig planende Vorgehensweise, Ressourcen zu begründen, die erst Nachfolgegenerationen zugute kommen, war neu und ist für das Mittelalter völlig außergewöhnlich. Deshalb gilt S. zu Recht als Begründer des forstlichen Nachhaltigkeitsgedankens, wenngleich der Begriff erst 1713 von Hans Carl v. Carlowitz verwendet wurde.

    Die Erfindung bewährte sich schnell. In Nürnberg bildete sich eine Tannensäer-Zunft, die mit großer ökologischer Fachkenntnis (Baumarten, Böden, Klima) bald schon in den Montanrevieren und Ballungszentren Europas devastierte Wälder neu begründete. Die Nürnberger Nadelwaldsaaten bedeuten einen außergewöhnlichen Fortschritt in der Technik der Urproduktion, der bis heute von Bedeutung für die Forstwirtschaft ist. S. war nie Amtsträger einer Forstverwaltung des Reiches oder der Stadt. Sein Engagement entsprang den Bedürfnissen seines Handelshauses und seinem Charakter als dynamischer und innovativer Unternehmer. Er erarbeitete mit Vorsorge, Umsicht und Beharrlichkeit wichtige Grundlagen für die Erneuerung der Wälder und legte eine Basis für eine langfristig planende und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder.

  • Literatur

    G. Sperber, Die Reichswälder b. Nürnberg, Aus d. Gesch. d. ältesten Kunstforstes, in: Mitt. aus d. Staatsforstverw. Bayerns 37, 1968;
    W. v. Stromer, Die Bildnisse d. P. Stromair u. Georg v. Ehingens Reisen nach d. Rr.schaft, in: Waffen- u. Kostümkde. 1968, S. 77–106;
    ders., in: Forstl. Biogr. v. MA bis z. 19. Jh., hg. v. K. Mantel u. J. Pacher, 1976, S. 3–10;
    ders., Der Ursprung d. Forstkultur, Die Erfindung d. Nadelwaldsaat, in: L`uomo e la foresta, secc. XIII–XVIII, hg. v. S. Cavaciocchi, 1996, S. 499–519;
    Berühmte Nürnberger, S. 20–22 (P);
    Stadtlex. Nürnberg;
    Gerber, Persönlichkeiten Land- u. Forstwirtsch.

  • Porträts

    Ölgem., 16. Jh., nach verschollenem Original v. um 1430/35 (Burg Grünsberg b. Altdorf, Stromersche Kulturgut-, Denkmal- u. Naturstiftung).

  • Autor/in

    Joachim Hamberger
  • Zitierweise

    Hamberger, Joachim, "Stromer, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 575-576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019760214.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA