Lebensdaten
1815 – 1897
Geburtsort
Immenstetten (Oberpfalz)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Jurist ; Bankier, Direktor der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102884080 | OGND | VIAF: 25001958
Namensvarianten
  • Stroell, Johann (bis 1880)
  • Stroell, Johann Baptist von
  • Ströll, Johann Baptist von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stroell, Johann von (seit 1880), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102884080.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Oberpfälzer Bauernfam.;
    V Johann Georg S. (1783–1830, Bauer, Ziegler in I., seit 1823 Bes. e. Anwesens in Hohenzant (Oberpfalz), S d. Georg (1748–1822), Bauer in Irlbach (Oberpfalz), u. d. Katharina Kohl (1753–1817;
    M Anna Kunigunde (1791–1849, 2] 1830 Johann Martin Ringer, 1800–41), T d. Matthias Pirkl (Birkl) (1767–1822), Bauer in Hohenzant, u. d. Magdalena Härtl (1767–1829); 5 jüngere B, 1 jüngere Schw;
    München 1847 Julie (Julia) (1830–1901), T d. Nathanael v. Schlichtegroll (1794–1859, bayer. Adel 1841), Dr. iur., bayer. Reichsarchivrat, 1845 HR, 1851 Hon.prof. f. Diplomatik u. Hilfswiss. an d. Univ. München (s. ADB 31; NDB 23*), u. d. Angelika Mayer (1797–1875;
    2 S Adolf (Wolf) v. S. (1849–1918, bayer. Personaladel 1914), Dr. iur., Bankier, Rechtskonsulent d. Bayer. Hypotheken- u. Wechsel-Bank AG, 1885–1917 Dir. d. Hypothekenbankabt., 1918 Aufsichtsrat d. Bayer. Hypotheken- u. Wechsel-Bank AG, Moritz v. S. (1850–1921, bayer. Personaladel 1909), Dr., seit 1874 Gen.sekr. d. Bayer. Hypotheken- u. Wechsel-Bank AG, Dir. d. Bayer. Notenbank, 1 T Julie S. (1855–1937;
    Gvv d. Ehefrau Friedrich v. Schlichtegroll (1765–1822, Bibl., Altertumswiss., Biogr., Numismatiker, Gen.sekr. d. Bayer. Ak. d. Wiss. in M. (s. NDB 23).

  • Biographie

    Als ältester Sohn einer Bauernfamilie besuchte S. seit 1826 das Gymnasium Amberg (Abitur 1833) und studierte anschließend Rechtswissenschaften in München (Abschluß mit Auszeichnung 1838). Nach Tätigkeiten beim Landgericht in Tegernsee sowie beim Kreis- und Stadtgericht München und der 2. Staatsprüfung 1840 arbeitete er in der Münchner Kanzlei des kgl. Advokaten und Bankkonsulenten Alois v. Senger (1788–1864). 1844 kurzzeitig Patrimonialrichter|beim Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein, wurde er, vermittelt durch v. Senger, im selben Jahr bei der „Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank AG“ als Rechtskonsulent eingestellt und 1850 darüberhinaus zum Oberbeamten und stellv. Leiter der Hypothekenabteilung ernannt. Da die Bank aufgrund staatlicher Vorgaben nur ⅗ ihres Grundkapitals für Hypothekendarlehen mit festen Zinsen einsetzen durfte, diese Summe aber aufgrund der Kreditnachfrage aus der Landwirtschaft bereits acht Jahre nach Gründung der Bank nahezu erschöpft war, griff S. die „Pfandbrief“-Idee des preuß. Kg. Friedrich II. von 1769 auf. Er paßte diese jedoch den Verhältnissen der bayer. Landwirtschaft an, wo es im Gegensatz zu Preußen viele kleine Bauernhöfe gab, die nicht die im genossenschaftlich organisierten preuß. System verankerte Haftung auf Gegenseitigkeit übernehmen konnten. S. verfaßte seit 1855 zunächst interne „Bemerkungen“ und 1857 einen „Entwurf eines Pfandbriefsystems der Bayer. Hypotheken- und Wechselbank“ sowie ein Konzept zur „Organisation des Hypothekarkredits in Bayern“. Es sah vor, daß der Pfandbriefinhaber seine Ansprüche nicht gegen einen bestimmten Grundbesitz, sondern gegen die Bank hatte, die sich ihrerseits durch Grundpfandrechte gegen den Darlehensnehmer absicherte. Damit wurde der Pfandbrief nach S.s System zu einer festverzinslichen Schuldverschreibung und einem handelbaren Wertpapier mit bestimmter Laufzeit und regelmäßigen Zinserträgen. Dieses Konzept, das S. 1860 im bayer. Handelsministerium vorlegte, wurde dort zunächst abgelehnt, 1862 von der Frankfurter Hypothekenbank AG in Frankfurt/M. und der Dt. Hypothekenbank in Meiningen eingeführt und 1864 nach einer Überarbeitung des Konzepts durch S. schließlich auch in Bayern genehmigt. Im selben Jahr eröffnete die Bayer. Hypotheken- und Wechsel-Bank AG das Pfandbriefgeschäft, das sich, unterstützt durch die von S. eingerichteten „Pfandbrief-Kommissionslager“ als Vertriebsnetz, sehr schnell entwickelte. Damit verfügte die Bank über ausreichende Mittel zur Kreditvergabe an die Landwirtschaft. Auf dieser Grundlage entwickelte sich die Bayer. Hypotheken- und Wechsel-Bank bis Ende des 19. Jh. zur größten dt. Hypothekenbank.

    1872 wurde S. zum stellv. Direktor der Gesamtbank sowie zum Direktor und Leiter der Hypothekenbankabteilung ernannt, 1885 trat er in den Ruhestand. Sein Pfandbriefsystem, dessen Grundidee der emittierten gedeckten Schuldverschreibung bis heute gültig ist, wurde über Deutschland hinaus weltweit vorbildlich.

  • Werke

    Die Bayer. Hypotheken- u. Wechsel-Bank, deren Reorganisirung u. Statuten-Abänderung, 1863.

  • Literatur

    A. Mansch, Biograph. Skizzen aus d. Kgr. Bayern, 1913;
    E. Zuber, Der Alte Nördl. Friedhof, 1983;
    Pfandbrief u. Kapitalmarkt, in: Bankhist. Archiv, hg. v. Inst. f. bankhist. Forsch., Beih. 38, 2000, S. 7–20;
    L. Hagen, § 19 Pfandbriefe, in: Untern.finanzierung am Kapitalmarkt, hg. v. M. Habersack, P. U. Mülbert u. M. Schlitt, 2008, S. 533–46.

  • Quellen

    Hist. Archiv d. Uni-Credit Bank AG, München (Bestand Hypo-Bank, Sitzungsprotokolle Geschäftsberr., Dok.akte z. Person J. B. v. S.; Ms. v. E. Hierold, Die Fam. Ströll in Hohenzant, 1964; P); StA Augsburg (Bestand Herrschaft Seifriedsberg, Personalakte J. B. S.); Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg (Taufeintrag d. kath. Pfarrei Aschach, Bd. 2, S. 187); StA Amberg (Inskriptionsmatrikel, Qualifikationstabellen d. Humanist. Gymnasiums Amberg 1826–33); Univ.archiv München (Verz. d. Lehrer-Personals u. sämtl. Studierender an d. kgl. Ludwigs-Maximilians-Univ. in München 1835–38); Bayer. HstA München (Adelsmatrikel, Ordensakten).

  • Porträts

    Foto (München, Hist. Archiv d. Uni-Credit Bank AG, Bestand Hypo-Bank).

  • Autor/in

    Elke Pfnür
  • Zitierweise

    Pfnür, Elke, "Stroell, Johann von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 568-569 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102884080.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA