Lebensdaten
1889 – 1959
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Arzt ; Psychologe
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118753606 | OGND | VIAF: 98237245
Namensvarianten
  • Stern, Erich
  • Stern, E.
  • Sthern, Erich
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Zitierweise

Stern, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753606.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Kaufm. in B.;
    M Sophie Neufeld;
    1919 Kaethe, T d. Carl Braun u. d. Therese Lehmann;
    1 T Hilde (* 1920).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Andreas-Realgymnasium in Berlin 1909 studierte S. vier Semester Naturwissenschaften und Philosophie in Berlin, Lausanne, Karlsruhe und Straßburg, bevor er sich der Humanmedizin zuwandte. Während seines Kriegsdienstes in verschiedenen Lazaretten in Straßburg (Aug. 1914-Nov. 1918) wurde er 1915 zum Dr. med. promoviert und erlangte 1917 bei August Messer (1867–1937) in Gießen aufgrund einer experimentellen Arbeit auch den Doktorgrad in Psychologie (Dr. phil.). Anfang 1918 wurde er mit der Leitung des psychologischen Laboratoriums an der Straßburger Psychiatrischen Klinik betraut. Nach der Besetzung Straßburgs wechselte S. als Volontärarzt an die Psychiatrische Klinik in Hamburg-Friedrichsberg, im Jan. 1919 wurde er ständiger wiss. Mitarbeiter an dem von William Stern (1871–1938) geleiteten Psychologischen Institut der neu gegründeten Univ.|Hamburg. Nach der Ablehnung seines Habilitationsgesuches im Okt. 1919 ging S. nach Gießen und habilitierte sich im Juni 1920 bei Messer für experimentelle Psychologie und Pädagogik. Seit 1924 ao. Professor, fungierte er seit 1927 als Leiter des neu gegründeten Mainzer Instituts für Psychologie, Jugendkunde und Heilerziehung. 1933 wurde er aus „rassischen Gründen“ entlassen und emigrierte über die Schweiz nach Paris, wo er bis zum Einmarsch der dt. Armee an der kinderpsychiatrischen Klinik der Universität (heute Clinique Georges Heuyer) beschäftigt war (franz. Staatsbürger 1938). Anschließend flüchtete er nach Südfrankreich. Hier entging er durch einen Aufenthalt in einem Lungensanatorium der drohenden Deportation. Nach dem Krieg war S. als Arzt in Villeneuve-St.-Denis (bei Paris) tätig, betreute Heime für kriegsgeschädigte Kinder und arbeitete seit 1950 erneut an der kinderpsychiatrischen Universitätsklinik in Paris. 1955 übersiedelte er nach Kilchberg bei Zürich.

    Mit seinen mehr als 350 Publikationen, darunter 24 Monographien, machte sich S. einen Namen auf den Gebieten der Testpsychologie, der Eignungsprüfung, der Heilpädagogik, der pädagogischen Psychologie, der Kinderpsychiatrie und der psychosomatischen Medizin. In der Testpsychologie gehörte er als Mitarbeiter von William Stern zu den Pionieren der Intelligenzmessung. S. übersetzte 1949 den „Thematischen Apperzeptionstest“ (TAT) aus dem Englischen ins Französische und 1952 ins Deutsche (Experimentelle Persönlichkeitsanalysen nach d. Murray-Test T.A.T., 1952). Besonders nachhaltig wirkten seine theoretischen Ansätze in der psychosomatischen Medizin. Sein Werk „Lebenskonflikte als Krankheitsursache“ (1952) war eines der ersten dt.sprachigen Lehrbücher auf diesem Gebiet. Hierin vertrat er im Gegensatz zur dominierenden Theorie Franz Alexanders (1891–1964), wonach spezifische Konflikte zu spezifischen psychosomatischen Erkrankungen führen, seine „Theorie der Unspezifität psychosomatischer Erkrankungen“. Stieß dieser Ansatz zunächst auf vehemente Ablehnung in der Wissenschaft, so stellt er heute ein allgemein anerkanntes theoretisches Konstrukt zur Erklärung der Genese dieser Erkrankungen dar.

  • Werke

    Btr. z. Pathogenese d. Psychoneurosen, in: Klinik f. psych. u. nervöse Krankheiten 10, 1917/ 1918, S. 1–32;
    Über d. Begriff d. Gemeinschaft, 1921;
    Jugendpsychol., 1923, ⁵1951;
    Die Psyche des Lungenkranken, 1925;
    Dichtkunst u. Psychol., 1927;
    Die Emigration als psychol. Problem, 1937;
    Lebenskonflikte als Krankheitsursache, 1952;
    Der Mensch in d. zweiten Lebenshälfte, 1955;
    Hdb. d. klin. Psychol., 2 Bde., 1954/58 (Hg.);
    Zum Problem d. Persönlichkeitstypen u. d. Konflikte in d. Psychosomat. Med., in: Zs. f. Psychosomat. Med. 4, 1957, S. 153–68;
    Tiefenpsychol. u. Erziehung, 1959;
    Nachlaß:
    Archiv v. M. Putzke (P);
    Univ.archiv Gießen.

  • Literatur

    F. J. Klassen, Die Päd. E. S.s in ihrer anthropol. u. psychol. Begründung, 1962;
    O. Ewert, E. S. u. d. päd. Psychol. im NS, in: C. F. Graumann (Hg.), Psychol. im NS, 1985, S. 197–220;
    R. Ahr, Das med.psychol. Werk E. S.s, Diss. Mainz 1990 (W, L);
    M. Putzke u. E. Brähler, E. S., Ein im Exil vergessener Pionier d. Psychosomatik, in: A. E. Meyer u. U. Lamparter (Hg.), Pioniere d. Psychosomatik, 1994, S. 67–87;
    M. Putzke, E. S., Sein Leben u. sein psychosomat. Denken, Diss. Leipzig 1997 (W, L);
    Fischer;
    Mitteldt. Gedenktage 1989, S. 173 f.;
    Enc. Jud. 1971;
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex. ³ (W, L).

  • Autor/in

    Michael Putzke
  • Zitierweise

    Putzke, Michael, "Stern, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 266-267 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753606.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA