Lebensdaten
1891 – 1942
Geburtsort
Rokytzan (Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1047618842 | OGND | VIAF: 46870389
Namensvarianten
  • Strigl, Richard von
  • Strigl, Richard
  • Strigl, Richard Ritter von
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Zitierweise

Strigl, Richard Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1047618842.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Edmund (1865–1910 oder 1918), k. k. Oberst, S d. Carl Heinrich (1813–1906, österr. Adel u. Rr. 1876), k. k. Oberst, u. d. Hermine Dienstl (1830–1908;
    M Emma (1865–98), T d. Johann Vilhar (1824–1907), u. d. Amalie Lukman (1834–1910); 2 ältere B (1 früh †), 1 jüngerer B,1 jüngere Halb-Schw;
    1923 Maria (1902–72), T d. Ivan Plehan (1872-um 1909), Math. in Brünn, u. d. Irma Oeller (1870–1949);
    1 S Richard S. (1924–54, Dr. rer. pol., Nat.ök., Staatswiss. in W., 1 T Alice S. (* 1925), Beamtin im österr. Sozialmin. in W.;
    Gr-N Daniela S. (* 1964), Dr. phil., Lit.wiss. in W.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Prag und dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Univ. Wien und Promotion zum Dr. iur. 1914 war S. als Rechtspraktikant am Wiener Landgericht tätig. 1915–18 leistete er Kriegsdienst. Seit 1920 arbeitete er als Sekretär in der Industriellen Bezirkskommission (später Landesarbeitsamt) Wien, die für die Arbeitslosenversicherung zuständig war. 1932 wurde er dort Geschäftsführer-Stellvertreter und 1936 leitender Beamter. Nach dem „Anschluß“ 1938 wurde er als Gegner des NS-Regimes innerhalb des Amtes auf einen unbedeutenden Posten versetzt. Hier arbeitete er bis zu seinem Tod.

    Bekanntheit erlangte S. als Mitglied der Österr. Schule der Nationalökonomie. Er besuchte schon als junger Mann das Privatseminar Eugen v. Böhm-Bawerks (1851–1914) und war später ständiger Teilnehmer des Privatseminars von Ludwig v. Mises (1881–1973). 1923 habilitierte er sich in Wien für Volkswirtschaftslehre und -politik. In seiner Habilitationsschrift „Die ökonomischen Kategorien und die Organisation der Wirtschaft“ (1923), die ihn einem größeren Kreis von Wissenschaftlern bekannt machte, nahm er einige zentrale Punkte der Methodenlehre von Mises und Lionel Robbins vorweg. Er kritisierte insbesondere die ungenaue logische Unterscheidung zwischen der reinen ökonomischen Theorie und der mit dieser zu interpretierenden geschichtlichen Datenlage und präzisierte die Grenze zwischen diesen beiden Bereichen.

    1928 zum ao. Prof. ernannt, erhielt S. keine Berufung auf ein Ordinariat, hatte aber in seiner Lehrtätigkeit an der Univ. Wien und seit 1931 an der Hochschule für Welthandel prägenden Einfluß auf bekannte Volkswirte wie Friedrich A. v. Hayek, Gottfried Haberler und Oskar Morgenstern. Seine berufliche Tätigkeit im Landesarbeitsamt schlug sich nieder in seinem Werk „Angewandte Lohntheorie“ (1926), worin er sozialpolitische Maßnahmen vom Standpunkt der ökonomischen Theorie aus erörterte.

    In seinem Hauptwerk „Kapital und Produktion“ (1934, Neudrr. 1982 u. 2009, engl. 2000) lieferte er eine umfassende und eigenständige Darstellung der sog. Österr. Konjunkturtheorie. Er verknüpfte darin das von Böhm-Bawerk geprägte Konzept der Produktionsumwege mit der klassischen Lehre vom Lohnfonds. Darauf aufbauend entwickelte er mit Hilfe des Begriffs des freien Kapitals eine Theorie der Kreditexpansion und der Konjunkturzyklen, die in einigen Punkten von Hayeks Darstellung (der dafür den Nobelpreis erhielt) abweicht und diese insbesondere an Verständlichkeit übertrifft. Das Werk wurde aufgrund seines systematischen Aufbaus von Fachkollegen sehr gelobt. Seine inhaltlichen Neuerungen, z. B. die Hervorhebung der Rolle des freien (u. damit konsumierbaren) Kapitals bei den Fehlinvestitionen im Konjunkturverlauf, wurden jedoch auch von S. nahestehenden Theoretikern nur teilweise übernommen. Bemerkenswert ist auch seine „Einführung in die Grundlagen der Nationalökonomie“ (1937, Neudr. 2009, franz. 1939, Neudr. 1948, span. 1941). Es enthält als erstes dt. Lehrbuch die Theorie monopolistischer Konkurrenz.

    Nach dem „Anschluß“ war S. eines der wenigen Mitglieder der Österr. Schule, die in Wien blieben; nach dem 2. Weltkrieg lebte die Tradition dieser Schule hier nicht wieder auf. S. fand nach seinem Tod nur wenig Beachtung. Dies änderte sich erst in den letzten Jahren, v. a. seit der Übersetzung von „Kapital und Produktion“ ins Englische und dem Wiedererwachen des Interesses an der Österr. Schule.

  • Auszeichnungen

    A Dr. h. c. (Utrecht 1936);
    Rr.kreuz I. Kl. d. österr. Verdienstordens (1937);
    Treudienstehrenzeichen (um 1938);
    Vorstandsmitgl. d. Nat.ök. Ges.;
    Mitgl. d. Kuratoriums d. Österr. Inst. f. Konjunkturforsch.;
    Kriegsauszeichnungen: Kriegsverdienstkreuz II. Kl.;
    silberne Tapferkeitsmed. II. Kl.;
    Karl-Truppenkreuz;
    Ehrenzeichen f. Frontkämpfer.

  • Werke

    Weitere W Der Kapitalzins als Residual-Rente, in: Archiv f. Soz.wiss. u. Soz.pol. 47, 1920/21, S. 833–65;
    Wirtsch.theorie im Dienste d. Wirtsch.pol., ebd. 60, 1928, S. 353–67;
    Nachfrage, in: Hdwb. d. Staatswissenschaften VI, ⁴1925, S. 721–23;
    Ertrag, ebd. III, ⁴1926, S. 840–42;
    Tausch, ebd. VIII, ⁴1928,|S. 37–40;
    Die Produktion unter d. Einflusse e. Kreditexpansion, in: Btrr. z. Wirtsch.theorie, hg. v. K. Diehl, 1928, S. 185–211;
    Zur Theorie d. Steuerüberwälzung, in: Die Wirtsch.theorie d. Gegenwart, Bd. 4, 1928, S. 188–204;
    Zeit u. Produktion, in: Zs. f. Nat.ök. 6, 1935, S. 209–29.

  • Literatur

    F. A. v. Hayek, in: The Economic Journal 54, No. 214 (Jun.-Sept. 1944), S. 284–86;
    L. M. Lachmann, Vorwort z. Neuaufl., in: R. v. S., Kapital u. Produktion (Nachdr.), 1982;
    J. Steindl, in: The New Palgrave, Bd. 4, 1987, S. 521;
    K. R. Leube, in: ders. (Hg.), Die österr. Schule d. Nat.ök., Bd. 1, 1995, S. 303 (P);
    J. G. Hülsmann, Introduction, in: R. v. S., Capital and Production, 2000;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Eduard Braun
  • Zitierweise

    Braun, Eduard, "Strigl, Richard Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 557-558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1047618842.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA